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Alt 01-11-2004, 14:59   #9
niemandweiss
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Klar Udo, ich bitte sogar darum

Interessant war auch was

Richard Burt
ehem. US-Botschafter in Deutschland

von sich gegeben hat in der gestrigen Sendung.

Sämtliche Zitate der gestrigen Sendung (klick)


„Wenn es den 11. September nicht gegeben hätte, wäre Bush wahrscheinlich 10 Punkte im Rückstand. Eine Wirtschaft, die nicht gut läuft, ein Krieg, der überhaupt nicht gut läuft im Irak: Ich glaube, John Kerry wäre der klare Sieger. Aber, was die Deutschen nicht verstehen, dass die Amerikaner glauben, dass sie im Krieg sind. Und mehr als je nach diesem Video von Osama bin Laden an diesem Wochenende glaube ich, dass Bush jetzt wohl als Sieger hervorgeht. Der zweite Grund: John Kerry hat nicht sein Siegel auf diese Kampagne gedrückt. Es hat sich als Votum für oder gegen Bush erwiesen. Niemand weiß genau, was John Kerry wirklich vertritt. Er hat sich nicht als Mann erwiesen mit einer besonderen Ansicht oder Vision. Wie gesagt, wenn die Amerikaner sich als im Krieg befindlich betrachten und wir einen Präsidenten haben, der ein Programm des Terrorismus und der Furcht bevorzugt, hat er große Chancen zu gewinnen.“

„Wissen sie, man kann immer Verbesserungen anbringen, aber ich glaube, dass die Deutschen und andere Europäer dieses Problem übertreiben. Die Tatsache ist, wir hatten eine lange Debatte im Jahre 2000, die Frage, ob es Gore oder Bush war, die ist bis an den Obersten Gerichtshof gegangen. Es wurde beschlossen und entschieden, und Bush wurde als legitimer Präsident erachtet. Gore, der Gegner, war sehr diplomatisch, und innerhalb weniger Tage haben die Amerikaner verstanden, dass sie einen neuen Präsidenten haben. Es wird keine Krawalle in den Straßen geben, es wird keine Meinungsverschiedenheiten geben, die Leute leben mit dem Ergebnis.“

„Kulturell und sozial wird Amerika gespalten. Wir haben eine gemäßigte, liberale, internationale Elite an der Westküste der Vereinigten Staaten und an der Ostküste, und wir haben die große Mitte, die im Süden Texas‘ beginnt und bis Michigan und Wisconsin geht, wo die Religion und konservative soziale Werte immer mehr Bedeutung gewinnen und sich abheben von den beiden Küsten. Einen Teil dieser Antwort werden wir in dieser Wahl sehen, aber diese Spaltung könnte sich verstärken in Amerika. Und es ist interessant, dass weder George Bush noch John Kerry diese beiden Kulturen zusammenbringen kann. Bei John F. Kennedy ging das, bei Bill Clinton, und irgendwie hatte man das auch bei Ronald Reagan. Er wurde als konservativer Ideologe erachtet, aber er konnte die Leute zusammenbringen.“

„Es gibt eine alte Weisheit in der Politik: Seien sie vorsichtig mit dem, was sie erträumen, denn ihre Träume könnten wahr werden. Und für die Europäer könnte der Traum die Wahl von John Kerry sein. Verstehen wir doch die Situation: Die Bush-Regierung hat Deutschland und Frankreich abgeschrieben. Sie betrachten diese beiden Länder nicht mehr als wichtige Partner. Eine Kerry-Regierung fordert dann die Europäer auf, und dann auch Berlin, ein echter Partner zu werden. Präsident Kerry möchte sich beraten mit den Europäern, aber nicht nur beraten, er würde sagen: Steckt euer Geld dahin, wo euer Mund ist! Schließt euch den Vereinigten Staaten bei der Lösung einiger dieser Probleme an. Die Europäer haben irgendwie in einem luxuriösen Isolationismus gelebt, sie haben sozusagen an Seitenlinien des Spielfelds gestanden, Amerika kritisiert und wussten, dass sie nicht am Spiel beteiligt würden. Präsident Kerry sagt dann: Spielt mit auf dem Fußballfeld! Schließt euch uns an! Und ich weiß nicht, was Gerhard Schröder oder Jacques Chirac darauf antwortet, wenn es darauf hinausläuft, im Irak auszuhelfen, Friedenstruppen in Palästina beispielsweise einzusetzen, die pakistanische Gesellschaft wieder aufzubauen, und dass man auch Sanktionen auf sich nimmt gegen einen Iran, der Nuklearwaffen bauen will. Die Europäer müssen ihre Rolle in den nächsten vier Jahren auch überdenken, genau wie die Amerikaner.“

„Die Natur der amerikanischen Gesellschaft, dass man sie totalitär nennt, das ist fundamental falsch. Vielleicht gefällt ihnen die Richtung gewisser Ereignisse in Amerika nicht oder gewisse kulturelle Strömungen, aber wir sind ein sehr flexibles Land.“

„Tatsache ist, dass die Vereinigten Staaten nicht für sich, selbst wenn man von globaler Supermacht spricht, alleine mit einigen der fundamentalen Herausforderungen, vor denen wir heute stehen, fertig werden. Wir können das nur in Partnerschaft mit Europa bewerkstelligen. Sie haben die historische Erfahrung, sie haben die Mittel an der Hand, und sie haben die Gewohnheiten und die Werte, die es ihnen gestatten, mit den Vereinigten Staaten zusammenzuarbeiten.“

„Ich glaube nicht dass die Agenda 2010 weit genug geht. Die Amerikaner sind im wesentlichen in der gleichen Situation wie die Europäer, d.h. wir leben in einer weltweiten Wirtschaft, zu einer Zeit, wo sehr viele Kostenzentren konkurrenzfähig werden. Die gute Nachricht des 21. Jahrhunderts ist das Auftreten Chinas. Irgendwie ist es das Zentrum der Industrie in der ganzen Welt. Wir müssen uns fragen, wie passen wir uns diesem Wandel an?“

„Meine Wahrnehmung ist, dass Deutschland noch nicht so viel dazugelernt hat. Es ist eine soziale Marktwirtschaft, die Erfolg gehabt hat, den Menschen Qualität an die Hand zu geben und auch soziale Gerechtigkeit. Was verschwindet, sind die Chancen, die Chancen zu konkurrieren und besser abzuschneiden. Dieses Gleichgewicht zu finden zwischen der Qualität einerseits, wo sie sehr gut sind, und den Chancen andererseits, wo die Vereinigten Staaten gut sind, da müssen wir gegenseitig voneinander lernen, denn die übrige Welt steht auch nicht still.“
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Börsen-Borderliner :twister:
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