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Alt 13-12-2004, 20:58   #100
Starlight
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CEO-Rangliste: Kaffee top, Donut flop

Eigentlich sind die Beiden ein gutes Paar: Wenn sie sich treffen, bringt der eine Kaffee mit und der andere Donuts. Es dürfte indes kein freundliches Meeting sein: Denn während Starbucks-Chef Howard Schultz von CBS Marketwatch zum besten CEO des Jahres gekürt worden ist, gilt Scott Livengood von Krispy Kreme als der schlechteste.

Die Aufstellung der jeweiligen Ranglisten ist Teil des alljährlichen Rückblicks, der die Wall Street genau so im Griff hat wie jeden anderen Teil der Gesellschaft. Doch sind die Experten beim Börsendienst bei ihrer Beurteilung auch über die letzten zwölf Monate hinausgegangen und beurteilen kompetent Führungsstil und Erfolg aller möglichen Legenden aus Corporate America.

Unter diesen sind Disney-Chef Michael Eisner und Merck-CEO Ray Gilmartin, die Scott Livengood um ein Haar den Titel des schlechtesten Chefs streitig gemacht hätten. Unter ihnen sind aber auch Computer-Guru Michael Dell und Apple-Chef Steve Jobs, die mit dem Kaffeeröster Schultz um die Krone des besten CEO kämpften.

Über die Rangfolge entschieden zuletzt nackte Zahlen – und die sind eindeutig: Starbucks steht mit einem Umsatzwachstum von zuletzt 29,9 Prozent besser da als jede andere Restaurantkette in der Geschichte. Die Margen sind mit 53,2 Prozent so hoch wie bei keinem Konkurrenten. In acht von zwölf Quartalen hat man zuletzt die Erwartungen der Analysten geschlagen.

In letzterem sieht CBS-Juror Herb Greenberg den Schlüssel zum Erfolg: „Schultz hat Entscheidungen getroffen, weil sie gut für das Geschäft waren und nicht weil sie gut für die Aktie waren.“ Diese Konzentration auf das Wesentliche habe dazu geführt, dass Starbucks seit dem Börsengang vor mehr als zehn Jahren nicht nur auf dem Parkett immer mehr gefragt war. „Die Läden sind schöner geworden, das Personal freundlicher“, fasst Greenberg zusammen. Starbucks als das perfekt geführte Unternehmen.

Der Donut-Bäcker Krispy Kreme steht dazu in krassem Widerspruch. Analyst Greenberg sieht in der krisengeplagten Kette einen klassischen Fall von Missmanagement im Namen der Aktie. CEO Livengoods Versuche, das Unternehmen allein mit Blick auf eine gute Aktien-Performance zu führen, habe zur größten Kapitalvernichtung in diesem Jahr geführt. Offensichtliche Ignoranz und Betriebsblindheit trugen ein übriges dazu bei.

Man erinnert sich: Den Umsatzverlust der vergangenen Monate begründete Krispy Kreme stets mit dem Diät-Wahn der Amerikaner, die sich in den vergangenen zwei Jahren ganz dem Zählen böser Kohlenhydrate verschrieben hatten. Auffallend dabei war indes, dass die Konkurrenz dieselben Einbußen ganze sechs Monate vor Krispy Kreme erkannte – und keinen entsprechenden Schaden nahm.

Auch das Management der Firma kritisieren die Experten. So habe der CEO ganz offensichtlich kaum Einblick in die eigenen Finanzen gehabt, wie ein Interview nach dem Rausschmiss des Finanzchefs zeigte. Er habe erst spät gemerkt, so Livengood verschlafen, dass sich höhere Umsätze nicht mehr auf die Gewinne umlegen würden. Die vielen Filialen seien eben nicht so leicht zu kontrollieren.

Genau da kann Livengood vom Kollegen Schultz lernen: Denn während der Donut-Bäcker magere 387 Häuser managt, prangt der Name Starbucks unlängst über 4500 Filialen – die allesamt straff organisiert sind. Vielleicht greift Livengood doch demnächst einmal zum Telefon, denn eine Preisverleihung mit den Geehrten will CBS nicht organisieren.

Lars Halter - © Wall Street Correspondents Inc.
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