Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 17-12-2004, 22:03   #105
Starlight
TBB Family
 
Benutzerbild von Starlight
 
Registriert seit: May 2002
Beiträge: 34.578
An der Wall Street heisst es Deja-Vu!

Das Jahr 2004 wird mit einigen unbeantworteten Fragen verlassen. Fragen, die bereits Ende 2003 gestellt wurden. Was die klaffenden Defizite in den USA betrifft, wurden keinerlei Erfolge erzielt. Mit Ausnahme von den Vereinigten Staaten fiel die Verbrauchernachfrage in vielen Teilen dieser Welt enttäuschend aus. Obwohl die Zinsen global entweder die Wende eingeleitet haben oder kurz davor stehen, verharren die Renditen an den globalen Anleihemärkten auf einem ungewöhnlich niedrigen Niveau.

So wird wohl auch das Jahr 2005 ganz im Zeichen längst bekannter Fragen stehen: Werden die US-Verbraucher mehr sparen und weniger konsumieren? Kann George W. Bush die versprochene Reduzierung der Defizite realisieren? Wird der Dollar seine Talfahrt fortsetzen?

Gerade weil die Defizite in den USA keinen Boden gefunden haben, liegt mehr Last auf den Schultern des Auslands. Während Europa die Binnennachfrage anfachen muss, wird sich China im Versuch einer weichen Wirtschaftslandung üben. Obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass das dortige BIP auch in 2005 um mindestens 9 Prozent expandieren wird.

Ganz unabhängig von all den wirtschaftlichen Fragen, gibt es eine noch ganz andere Form von „Deja-Vu“. Ende 2003 geriet der Dollar verstärkt unter Druck, begleitet von einer kräftigen Erholung des Aktienmarktes. Die Renditen der US-Staatsanleihen verharrten auf einem erstaunlich niedrigen Niveau. Was die internationalen Aktienmärkte betrifft, schneidet Europa besser ab als der japanische Nikkei Index.

Allesamt Entwicklungen, die sich auch Ende letzten Jahres abzeichneten. Wäre da ein großer Unterschied: Das globale Wirtschaftsumfeld ist aktuell zwar recht gesund, aber bei weitem nicht so robust wie im Vorjahr.

Die leitenden Konjunkturindikatoren haben an Schwung verloren, vor allem was das Wachstum außerhalb der USA betrifft. Gleichzeitig ziehen viele Notenbanken zunehmend die Daumenschrauben bei der Zinspolitik an. Wie Mark Twain einst sagte: „Die Vergangenheit wiederholt sich nicht, aber sie reimt sich“. Die Erwartungshaltung schiesst nicht zuletzt wegen der unlängst robusten Wall Street über das Ziel hinaus.

Das Maß an Optimismus der amerikanischen Privatinvestoren ist mittlerweile auf dem höchsten Niveau seit Anfang 1987. Je höher die Erwartungshaltung, desto wackliger dürfte das Frühjahr verlaufen.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
Starlight ist offline   Mit Zitat antworten