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Alt 02-03-2005, 14:40   #55
621Paul
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Mittwoch, den02.03.2005
Für manche Dinge gibt es ganz präzise und klare Vergleiche. In den sechziger und siebziger Jahren lebten wir hierzulande wirtschaftlich wie in einem Zoo. In einem Zoo ist es eng und miefig, man kann keine großen Würfe machen, doch dafür findet jedes Töpfchen sein Deckelchen – und jeder hat täglich sein Fresschen.

Seit der Liberalisierung der Finanzmärkte – und ganz besonders seit dem Fall der Mauer zwischen Ost und West – sind die Gitterstäbe des Zoos verschwunden. Aus der Kulturlandschaft „Zoo“ ist wieder die freie Wildbahn geworden. Jetzt ist nichts mehr eng und miefig, heute kann, ja muss sich jeder selbst verwirklichen. Heute darf man sein Fresschen überall suchen und finden. Das Wildern ist zur neuen Ordnung geworden. Friss, finde dein eigenes Fresschen – oder stirb. So lautet heute die Maxime für die Unternehmenstierchen von heute. Dabei werden die einen dick wie die Walrosse und die anderen schmal wie die Eichhörnchen.

Und genau an dieser Stelle beginnt der Vergleich zu kippen. Denn wie würden sich verantwortungsbewusste Zoodirektoren diesem Wildwuchs gegenüber verhalten? Man würde sicherlich versuchen, die Tiere wieder einzufangen, ihnen Grenzen setzen, wo und wie sie sich ihr Futter beschaffen können.

Doch was tun unsere Zoodirektoren in Wirklichkeit? Sie werfen sich untertänigst auf den Boden und bitten die großen Tiere, doch lieb zu sein und sie nicht aufzufressen. Komische Zoodirektoren sind das, die da auf dem Boden kauern und nach der Pfeife der Tiere tanzen.

berndniquet@t-online.de
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Wenn viele Anleger dasselbe glauben, dann muss dies noch lange nicht bedeuten, dass es stimmt oder wahrscheinlich ist. Das Gegenteil ist oft der Fall.
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