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Alt 11-03-2005, 23:05   #183
Starlight
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Wo Geld, Öl und gutes Bier fließen

Neidisch blickt die Wall Street über den Tellerrand und über die Grenzen. Denn der heimische Markt bietet dem Anleger nicht, was er sich erhofft. Seit Wochen ziehen die US-Indizes nahezu unkontrolliert auf und ab, doch haben sie sich seit Jahresbeginn nicht wirklich bewegt. Anders im Ausland, wo Milch und Honig fließen.

Nun, Milch und Honig sind es vielleicht nicht einmal, wonach der US-Anleger lechzt. Im Gegenteil: Der köstliche Trunk hat dem Ami viel zu viel Fett, und auch dem Honigtopf wird zwischen all den Syrup-Flaschen auf dem Frühstückstisch nur eine Nebenrolle zuteil. Vielleicht ist es gar nicht das legendäre Schlaraffenland, wohin der sehnsüchtige Blick zieht.

Vielleicht ist es vielmehr der ganze asiatische und europäische Raum, in dem zumindest massenhaft Geld fließt. Amerikanische Investoren haben in der vergangenen Woche gute drei Milliarden Dollar in Aktienfonds gepumpt – achtzig Prozent davon allerdings in Fonds mit nicht-amerikanischem Portfolio. Ähnlich verhielt sich das schon in den vergangenen Wochen. Trotz – oder gerade wegen – der steilen Rallye der US-Aktien in den vergangenen Monaten ist das Vertrauen der Anleger in den eigenen Markt nicht sehr hoch.

Schuld daran ist natürlich der hohe Ölpreis. Ach, wie gut geht es da doch den Saudis, in deren Land zwar auch nicht Milch und Honig, aber zumindest das Schwarze Gold fließt. Und zwar in Unmengen. Die Scheichs und die übrigen Mitglieder der Opec haben die US-Börsen zurzeit fest im Griff. Auch vor dem nächsten Treffen des Kartells im Iran in wenigen Tagen findet der Markt keine Orientierung. Wie sehr wünscht sich Amerika mehr Unabhängigkeit von Import-Öl.

Mehr eigene Öl-Vorräte wären wünschenswert, doch wird man in dieser Hinsicht nicht allzu bald weiterkommen. Präsident und Öl-Fan George W. Bush mag zwar weiter im Amt sein, in den Naturschutzgebieten Alaskas wird dennoch noch lange nicht gebohrt werden. Zwar sind entsprechende Initiativen seit Jahren geplant und in allen möglichen Gesetzesvorlagen eingearbeitet, doch gibt es massiven Widerstand von Bürgergruppen und politischer Seite.

Zu guter letzt müssen die Amerikaner am Freitag noch ertragen, dass nicht nur im Ausland das Geld und in der Wüste das Öl fließen, sondern in Europa auch noch der bessere Gerstensaft. Heineken hat sich auf dem internationalen Biermarkt immer wieder hervorgetan, und mit einem neuen Leicht-Bier sagt der holländische Konzern nun erneut Anheuser-Busch und Coors den Kampf an.

Dem Großbrauer dürfte das nicht allzu schwer fallen. Erstens sind die Biere der beiden großen amerikanischen Hersteller schal und geschmacksschwach, und zweitens bekriegen sich die beiden Unternehmen lieber gegenseitig mit Werbemillionen als sich auf einen neuen Markteindringling vorzubereiten.

Heineken will das „Premium Light“ noch im laufenden Jahr in regionalen US-Märkten testen, und man hat hohe Erwartungen. Immerhin wächst der Light-Markt stetig: Hatten sich im Jahr 2000 noch 44 Prozent der US-Verbraucher für den entschärften Genuss entschieden, waren es nach Branchenangaben im letzten Jahr bereits 47 Prozent. Amstel Light, das erste leichte Heineken-Produkt auf dem US-Markt, hat seinen Umsatz in den letzten zwölf Monaten um 2 Prozent ausgeweitet.

© Wall Street Correspondents Inc.
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