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Alt 28-03-2005, 20:58   #186
Starlight
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Die Gefahr eines starken Arbeitsmarktes

Manche Börsenwochen werden am Freitag entschieden. Die laufende gehört dank des bevorstehenden Arbeitsmarktberichts dazu. Der Markt wartet auf einen der wichtigsten Konjunktur-Indikatoren, doch hat man diesmal andere Daten im Blick als die Arbeitslosenquote und die Zahl der neu geschaffenen Stellen.

In Zeichen steigender Inflation hat sich der Fokus gedreht: Ein starker Arbeitsmarkt – einst das Fundament einer gesunden Volkswirtschaft – könnte plötzlich gefährlich für den Markt sein.

Zur Erklärung: Seit Wochen steigen die Erzeuger- und die Verbraucherpreise deutlich, was vor allem mit den höheren Ausgaben für Rohstoffe und besonders Öl zu tun hat. Steigende Personalkosten hingegen haben bislang kaum eine Rolle gespielt. Der bisher wichtigste Faktor im Zusammenhang mit dem Inflationsdruck ist dank eines außerordentlich schwachen Arbeitsmarktes in den Hintergrund getreten.

Seit kurzem bessert sich aber die Lage am Arbeitsmarkt. Eine anziehende Nachfrage nach Arbeitskraft bringt höhere Lohnkosten mit sich. Ein Beispiel: Die Stundenlöhne sind im letzten Jahr nur um 2,5 Prozent gestiegen und damit unterhalb der Inflationsmarke. Für den März erwarten Analysten nun einen Anstieg der Stundenlöhne um 0,3 statt der bisher durchschnittlichen 0,2 Prozent.

Unternehmen dürften versuchen, die höheren Kosten umgehend an den Verbraucher weiterzugeben… eher früher als später müsste sich die Fed einschalten und stärker als bisher an der Zinsschraube drehen.

Vor nichts aber fürchtet sich die Wall Street derzeit mehr. Die Fed hat in ihrer letzten Zinserklärung an der Formulierung festgehalten, die Zinsen weiterhin „in einem schrittweisen Tempo“ anzuheben. Die Sorge, dass der Leitzins im April um satte 50 statt der offiziell erwarteten 25 Basispunkte steigen könnte, hat das nicht vom Parkett gefegt.

Auch eine Statistik, auf die ein Moderator beim Börsensender CNBC am Morgen verwies, taugt nicht eben zur Beruhigung. Danach habe die Notenbank bisher 55 Mal die Zinsen angehoben, allerdings nur 16 Mal um 50 Basispunkte. Damit fällt nur ein Drittel der Zinsschritte so drastisch aus. Bedenkt man aber nun, dass die Fed den Leitzins zuletzt sieben Mal in Folge – eben „schrittweise“ – um einen Viertelpunkt angehoben hat, dann wäre ein größerer Schritt, zumindest statistisch, überfällig.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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