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Alt 28-04-2005, 20:25   #208
Starlight
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Warten auf Microsoft

Gegen Ende der Woche bahnt sich Microsoft wieder einmal den Weg in das Anlegerinteresse. Zwar macht die weltgrößte Software-Schmiede ohnehin jeden Tag Schlagzeilen – mal übernachtet U2-Sänger Bono bei Bill Gates, mal startet man eine Kooperation mit SAP –, doch nach Glockenschluss gibt es Handfestes, nämlich die Quartalszahlen.

Im Donnerstagshandel, nur ein paar Stunden vor der Microsoft-Konfernz, verliert die Dow-notierte Hightech-Aktie etwa ein Prozent. Überhaupt hat das Papier ein dürftiges Quartal hinter sich. Kaum hatte Microsoft Mitte November die Sonderdividende von 3 Dollar pro Papier gezahlt, stürzte die Aktie um eben jenen Betrag in die Tiefe. Bei einem Ausgangswert von 30 Dollar kam das einem Einbruch um 10 Prozent gleich. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres nun ist Microsoft um weitere 3 Dollar abgestürzt.

Ob sich die Software-Aktie aus der Misere befreien und im Freitagshandel vielleicht wieder ein paar Cent gutmachen kannt, hängt von einer ganzen Menge Zahlen ab. Analysten rechnen damit, dass Microsoft ein Umsatzplus um 7 Prozent auf 9,83 Milliarden Dollar ausweisen wird. Daraus soll ein Gewinn von 32 Cent pro Aktie abfallen. Das wären 2 Cent weniger als im Vergleichsquartal des Vorjahres, was interessanterweise wieder mit der Sonderdividende zusammenhängt. Dass Microsoft nämlich den Cash-Berg ein wenig abgetragen hat, drückt nun die Zinseinnahmen.

Was der Aktie in den nächsten Tagen helfen könnte: Die inoffiziellen Flüsterschätzungen der Wall Street übersteigen die offiziellen Prognosen nicht, was vor allem im Hightech-Bereich selten vorkommt. Microsoft muss also gar nicht deutlich schlagen, um unter Umständen schon im Freitagshandel auf dem aufsteigenden Ast handeln zu können. Streng genommen darf das Unternehmen eigentlich nur nicht völlig daneben liegen.

Selbst die eigentlich optimistischen Analysten bei Goldman Sachs und bei der UBS haben ihre Ziele bescheiden gesteckt. Rick Sherlund von Goldman Sachs rechnet nur mit 31 Cent, obwohl er erklärt, dass das Unternehmen durchaus auf dem Rücken starker Unternehmensnachfrage nach Servern und Rechnern positiv überraschen könnte. Auch der Umsatz mit der anhaltend beliebten Spielekonsole XBox könne überraschen.

Am Ende sind es aber auch nicht nur nackte Zahlen, die Analysten und Aktionäre interessieren werden. Mit Blick auf den Rest des Jahres erhofft man sich auch strategische Informationen. Zum Beispiel im Zusammenhang mit Apple. Der einstige Computerzwerg hat mit dem iPod und einer Windows-Version von iTunes schon zahlreiche PC-Benutzer konvertiert. Ein weiterer immer gefährlicherer Microsoft-Konkurrent ist Google. Die Suchmaschine entwickelt immer mehr Software, hat ein neues Hauptquartier knappe fünf Meilen von der Microsoft-Zentrale entfernt und wirbt der einst unumstrittenen Nummer eins immer mehr Top-Programmierer ab.

Auf Microsoft kommen also weiter schwere Zeiten zu. Die Erwartungen an das abgelaufene Quartal indes sind niedrig, die Aktie hat nach Expertenmeinung zur Zeit durchaus Gewinnpotenzial. Zumal das Unternehmen weitere Aktien zurückkauft. Ganze 30 Milliarden Dollar sollen über die nächsten vier Jahre in eigene Papiere investiert werden.


Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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