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Alt 04-05-2005, 21:25   #212
Starlight
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GM-Anleger applaudieren einem neuen Beifahrer

Eine Frage, über die sich Formel-1-Fans jedes Wochenende streiten, umtreibt am Mittwoch auch die Wall Street: Wenn einer ein Rennen gewinnt, liegt es am Auto oder am Fahrer? Dass General Motors im Handel durchstartet und an die Spitze des Dow-Feldes eilt, liegt an einem neuen Beifahrer: Kirk Kerkorian steigt ein, und die Aktie springt um 17 Prozent ins Plus.

Dass der Multi-Milliardär und Großinvestor Kirk Kerkorian in den zuletzt auf platten Reifen laufenden GM einsteigt, überraschte die Börse am Mittwochmorgen – und entsprechend heftig sind die Reaktionen von allen Seiten. Kein Wunder: Was der größte amerikanische Automobil-Hersteller in den letzten Wochen und Monaten durchmachen musste, macht nicht gerade Freude am Fahren.

Die Probleme des Konzerns einmal zusammengefasst ergibt sich ein trübes Bild: Dem Hersteller laufen die Kunden davon, GMs Marktanteile schwinden mittlerweils selbst im Truck- und SUV-Sektor zugunsten der Konkurrenz aus Asien. Absatzprobleme haben zu teuren Sonderangeboten geführt, die schwer auf die Gewinnmargen drücken. Zahlreiche Rückruf-Aktionen wegen fehlerhafter Gurte oder Antiblockiersysteme schaden dem Ruf der Marke und kosten Millionen. Die Lohnnebenkosten und insbesondere die Kosten für die Krankenversicherung der Mitarbeiter und Rentner sind zuletzt so stark angestiegen, dass GM in Zahlungsnot kommt und eigentlich die Tarifverträge neu vehandeln müsste. Darauf wiederum wollen sich die Gewerkschaften nicht einlassen.

Die Folgen für die Aktie waren zuletzt dramatisch: In den letzten sechzehn Monaten hat GM mehr als die Hälfte des Aktienwertes verloren. Von 55 Dollar im Januar 2004 ging es auf ein Multi-Jahres-Tief von 26 Dollar im April 2005 zurück. Die meisten Analysten hatten das Papier zuletzt trotz des niedrigen Niveaus noch immer auf „Verkaufen“ – die Hoffnung der Börse auf eine Aufholjagd von GM waren gering.

Das ändert Kirk Kerkorian nun. Mit seinem unerwarteten Engagement sorgt der Großinvestor für einen historischen Tagesgewinn bei der GM-Aktie. Und so zahlt sich sein eigener Einsatz schon aus: Der Mann, der 28 Millionen Aktien zu einem Stückpreis von 31 Dollar kaufen will, treibt nämlich den Kurs des Papieres hoch, das er schon in großen Mengen hält. Ganze 3,3 Prozent von GM sind bereits in Kerkorians Händen, und deren Wert steigt allein an diesem Mittwoch um gute 90 Millionen Dollar.

Ein guter Teil der GM-Gewinne am Mittwoch kommt übrigens aus der Eindeckung von Leerverkäufen. Viele Hedgefonds haben die Anleihen des Auto-Konzerns gekauft und im Gegenzug die Aktien geshortet. Kerkorian und seiner Holding Tracinda Corp. können die Papiere hingegen nur gegen physische Lieferung angedient werden. Entsprechend eilig haben es viele Spekulanten, die Shorts einzudecken.

Mit der GM-Aktie legen im Mittwochshandel übrigens auch die Anleihen des Konzern stark zu. Die hatten zuletzt vor allem unter einer drohenden Abstufung gelitten. Seit einiger Zeit fürchtet die Börse, dass die zuständigen Agenturen wie Moody’s oder Standard & Poor’s die Kreditwürdigkeit abstufen und den Anleihen Müll-Status geben würden. Die Gefahr ist gerade etwas kleiner geworden.

Anleger – ob in GM-Aktien oder Anleihen – haben an diesem Mittwoch einmal Grund zur Freude. Eines sollten sie aber nicht vergessen. Egal ob nun das Auto oder der Fahrer über Sieg und Niederlage entscheiden: Kirk Kerkorian sitzt zunächst einmal auf dem Beifahrersitz. Da hält er vielleicht eine Straßenkarte in der Hand. Selbst lenken kann er den Konzern aber nicht.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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