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Alt 11-05-2005, 20:38   #215
Starlight
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Ein Flugzeug macht die Börse nervös

Es ist nicht ganz klar, wie sich ein Cessna-Pilot über Washington verfliegen und in den verbotenen Luftraum über dem Weißen Haus eindringen konnte, doch genau das scheint am Mittwochmittag passiert zu sein – mit Folgen für Angestellte im Weißen Haus, im Kapitol und auch für die Börse in New York.

Der Dow-Jones-Index sackte wenige Minuten nach zwölf Uhr mittags innerhalb von ein paar Sekunden um 30 Punkte ab, erholte sich dann aber nach ein paar Minuten wieder. Ein scharfer Zacken im Tages-Chart spiegelt nun wider, welche Hektik sich im Regierungsviertel in Washington, D.C. zugetragen hat.

„Alle raus“, soll der Secret Service durch das Capitol geschrien haben, woraufhin Angestellte – Frauen zogen ihre hochhackigen Schuhe aus – in einen nahegelegenen Park flüchteten. Aus dem Weißen Haus schoss zur gleichen Zeit eine Wagenkolonne mit acht Limousinen, über deren Besatzung nichts bekannt ist. Präsident George W. Bush soll aber zur Zeit der Evakuierung nicht im Weißen Hause gewesen sein. Das Staatsoberhaupt war allerdings bereits vor zwei Wochen von einem Fehlalarm in einen Schutzbunker geschickt worden.

Ein Fehlalarm war es glücklicherweise auch diesmal, etwa eine Viertelstunde nach Beginn der Evakuierung gaben die Behörden Entwarnung. Zwei F-16-Kampfflugzeuge waren zuvor über dem Regierungsviertel aufgestiegen, nun ermittelt die Flugaufsichtsbehörde über die genaue Ursache des Vorfalls.

Unterdessen lässt das Geschehene wieder einmal Rückschlüsse zu. Auf der einen Seite steht die Zufriedenheit in Washington über eine reibungslos funktionierende Evakuierung, die zeigt, dass die Hautpstadt für einem Ernstfall wie vor dreieinhalb Jahren wohl gerüstet wäre.

Auf der anderen Seite steht hingegen die Erkenntnis, dass die Aktienmärkte offensichtlich in einem sehr nervösen Stadium sind. Angesichts des Handels der letzten Wochen ist das zwar keine vollkommen überraschende Einsicht, doch fällt sie an einem Tag, an dem der Markt ohnehin demonstriert hat, dass ihm zur Zeit jedes Durchhaltevermögen fehlt. Dass das Handelsbilanzdefizit am Morgen deutlich niedriger gemeldet worden war als erwartet, konnte dem Markt schließlich keine Kraft geben, und auch auf erneut steigende Öl- und Benzinlager reagierten die Aktien nicht mit dem Aufwärtstrend, der zu erwarten gewesen wäre.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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