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Alt 18-05-2005, 07:02   #219
Starlight
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Stürmische Zeiten für die Versicherer

Der Einzelhandel kann über das schlechte Wetter klagen so laut er will, so richtig glaubt doch keiner daran, dass regnerisches Wetter die Amerikaner von den Shopping Malls fernhält. Es gibt allerdings einige Branchen, für die das Wetter sehr wohl über Milliardengewinne und -verluste entscheiden kann.

Zu den bekannten wetterabhängigen Branchen gehört das Baugewerbe, das nach einem schlechten März dank des besseren April- und Mai-Wetters dieser Tage wieder boomt. Mit dem Bau-Gewerbe steht und fällt wiederum der Erfolg der Heimwerkermärkte, wie Anleger zum Wochenbeginn an den Quartalsberichten von Home Depot und Lowe’s ablesen konnten.

Wer beim Hausbau allerdings auf fachliche Beratung verzichtet und seine Hütte mit ein paar Latten aus dem Baumarkt selbst zusammen zimmert, der dürfte unter Umständen noch in diesem Sommer eine Branche zu Hilfe bitten, die ebenfalls wie kaum eine andere dem Wetter ausgesetzt ist: die Versicherungsbranche.

Schlechtes Wetter verursacht in den USA alljährlich Milliardenschäden. Während der Schneeschmelze in einem noch dazu regnerischen Frühjahr waren es zuletzt Überschwemmungen, die hohe Schadenssummen vor allem an der Ostküste gebracht haben. Im Sommer hingegen fürchten sich Versicherer ebenso wie die betroffenen Hausbesitzer vor der Hurrikan-Saison.

Dazu gibt es schlechte Nachrichten: Der kommende Sommer dürfte erneut überdurchschnittlich viele Wirbelstürme bringen, wie die Experten der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) bekannt geben. Die verfolgen bereits seit 1995 die Wetterbewegungen und sagen Wirbelstürme voraus, seither hat man allerdings nur zwei Sommer mit historisch unterdurchschnittlichen Hurrikan-Aktivitäten gesehen. Die Gründe sind bekannt: die Erderwärmung mit wärmerem Wasser im Atlantik und leichte Verschiebungen des östlich von Afrika verlaufenden Jet Streams.

Für die Versicherungsbranche sind die Ursachen der Wirbelstürme indes weniger wichtig als deren Folgen. Wenngleich der Hurrikan „Andrew“ aus dem Jahre 1992 noch immer als verheerendster Einzelsturm registriert ist, nehmen diese immer mehr zu. Im vergangenen Jahr sorgten nicht weniger als vier Hurrikans für Milliardenschäden.

Die Bilanz im einzelnen: Im August kostete „Charley“ in Florida und den Carolinas 7,4 Milliarden Dollar, im September brausten „Frances“, „Ivan“ und „Jeanne“ über den Südosten und richteten zwischen Florida, Alabama und Pennsylvania insgesamt einen Schaden von mehr als 15 Milliarden Dollar an.

Die Branche – zu den wichtigsten Hausversicherern gehören AIG und Chubb sowie Allstate – musste im vergangenen Jahr ganze zwei Millionen Schadenersatzforderungen bearbeiten, so viele wie nie zuvor.

Auf ähnliche Arbeit können sich die Experten indes wieder einstellen. Die NOAA rechnet mit 12 bis 15 Tropenstürmen, von denen neun zum Hurrikan und wiederum drei bis fünf zu gefährlichen Hurrikans werden dürften. Diese Vorhersage ist fast identisch mit der für den vergangenen Sommer.

Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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