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Alt 01-07-2005, 10:36   #237
Stefano
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Das Unternehmen Klassenerhalt läuft

Der Himmel leuchtete hellblau über der imposanten Frankfurter Arena, ein paar flüchtige Wolken zogen träge über das Oval hinweg, das tags zuvor noch im Zentrum eines bösen, schwarzen Unwetters wankte. Als lächerliches Pannenstadion wurde es am Mittwochabend während des Finales des Confederations Cup zwischen Brasilien und Argentinien verspottet, weil das Dach die Wassermassen nicht mehr bändigen konnte. Gestern, 15. 12 Uhr, herrschten vergleichsweise paradiesische Zustände am Stadion, die Sonne schien und erwärmte die Luft auf angenehme 27 Grad. Blitze, Donner und brasilianischer Fußball-Zauber gehören in Frankfurt der Vergangenheit an, die Zukunft heißt Eintracht.

Als die Frankfurter Fußballprofis zum Trainingsauftakt auf die "kleine Kampfbahn" vor der Wintersporthalle trabten (erst Du-Ri Cha, dann Trainer Friedhelm Funkel, schließlich Marko Rehmer), brandete Beifall auf, tosender Applaus gar, die rund 800 in letzter Minute zum Training zugelassenen Zuschauer bereiteten ihrer Eintracht einen gebührenden Empfang. Auf Bier oder Würstchen mussten die Kiebitze aber verzichten, weil das Areal noch bis Sonntag ins Hoheitsgebiet der Fifa fällt und der Fußball-Weltverband ausschließlich den Platz vor der Wintersporthalle öffentlich zugänglich gemacht hatte. Wer sich allzu achtlos bewegte, wurde von strengen Ordnern mit orangefarbenen Westen in die Schranken gewiesen. Trainer Funkel, gerade aus dem Urlaub aus Mallorca zurück, war indessen heilfroh, dass die Fans überhaupt ihren Lieblingen zusehen konnten. "Alles andere wäre fatal gewesen."

Das Gründungsmitglied ist zurück in der Bundesliga - und im Oberhaus will es in den nächsten Jahr bleiben, und zwar ohne auch nur einmal den Aufzug nach unten zu betreten. Seit Donnerstag läuft für den hessischen Neuling das Unternehmen Nichtabstieg. Ob es in knapp einem Jahr zu einem erfolgreichen Ende gebracht wird? Wer weiß es schon. Trainer Funkel gibt sich gedämpft optimistisch: "Der Vorstand und ich sind uns darüber im Klaren, dass es ein harter Kampf um den Klassenerhalt wird." Am Ende will die Eintracht mindestens auf Platz 15 stehen, auf keinen Fall darunter. "Wir können das schaffen", sagt Funkel.

"Es kribbelt schon wieder"

25 Spieler tummelten sich auf dem Feld, die erste Einheit dauerte fast zwei Stunden: Joggen, dehnen, stretchen, ein paar Flachpässe, ein bisschen jonglieren, ehe es zum Schluss sogar halbwegs ernst wurde und der Trainer zum hinlänglich bekannten Kleinfeld-Turnier bat. Engagiert ging's zur Sache, der Fußball-Hunger scheint bei den Profis geweckt. In bemerkenswert verfrühter Frühform: Chris. Der Brasilianer zimmerte in bester Adriano-Manier einen Fernschuss aus 20 Metern in den Winkel und erhielt Szenenapplaus. "Fünf Wochen Urlaub sind genug. Es wird Zeit, dass es wieder los geht", sagte Funkel. "Bei den Spielern und mir kribbelt es schon wieder."

Im Blickpunkt standen in erster Linie die sieben Neuen, für die die Eintracht bislang etwa zwei Millionen Euro ausgegeben hat: Marko Rehmer (Hertha BSC), Christoph Spycher (Grashoppers Zürich), Benjamin Huggel (FC Basel), Francisco Copado (SpVgg Unterhaching), Christoph Preuß (VfL Bochum), Dominik Stroh-Engel (SC Waldgirmes) und Mounir Chaftar (eigene Jugend). Sie führten sich allesamt gut ein. Benjamin Huggel, der lange Schweizer, pfefferte Oka Nikolov gleich mal einen Ball mit Vollspann ins Netz, und Christoph Preuß, der jetzt zum zweiten Mal heimgekehrte Blondschopf aus Gießen, will die Frankfurter nicht mehr verlassen. "Es ist ein gutes Gefühl, wieder da zu sein. Das hier ist mein Umfeld, das ist meine Heimat, jetzt bleibe ich auch hier."

Und was gibt's Neues bei den Alten? Markus Pröll, der in der abgelaufenen Saison überragende Torwart, überraschte die Besucher mit einer neuen Haarfarbe: rot-braun. Der am Kreuzband verletzte Kapitän Alexander Schur schaute, noch immer leicht humpelnd, mal auf einen Sprung vorbei. Das war's auch schon.

In den nächsten Tagen wird der Trainer "sehr gelassen und relaxed" auswerten, ob die Spieler im Urlaub ihren aufgetragenen Pflichten nachgekommen sind, heute steht zudem am Riederwald der Laktattest an, der Aufschlüsse über die Fitness jedes einzelnen Spielers gibt. Am Sonntag dann verabschiedet sich der Eintracht-Tross mit insgesamt 23 Profis ins einwöchige Lauftrainingslager ins Zillertal.

Ioannis Amanatidis wird in Österreich aller Voraussicht nach nicht mit dabei sein. "Wir wollen ihn sofort", sagte Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen zwar. Der griechische Nationalspieler ist allerdings bis 2006 an den 1. FC Kaiserslautern gebunden. Die Eintracht hat mit Amanatidis zumindest schon Einigung über einen Wechsel zum 1. Juli 2006 erzielt. "Ich denke, er würde gut zu uns passen. Ob es in dieser Saison klappt oder erst in der nächsten, werden wir sehen", sagte Funkel. Auf dem Betzenberg reagiert man allergisch auf Frankfurts Werbeversuche. "Sie sind sich wohl ab 2006 einig. Aber jetzt geben wir ihn nicht her. Da hat die Eintracht keine Chance", befand der Schweizer FCK-Boss Rene C. Jäggi. Ob das letzte Wort bereits gesprochen ist? q: eintracht.de
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Ciao Stefano

Ich wurde nicht gefragt...ob ich geboren werden wollte...
Ich werde nicht gefragt...ob ich sterben will...
also lasst mich LEBEN...wie ich es will...!
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