Q-Cells stiftet Verwirrung bei Banken
Dass die Erhöhung der Zeichnungsspanne bei Q-Cells ungewöhnlich ist, zeigt auch die Reaktion der Banken: Je nach Institut werden nämlich die zuvor bestehenden Kundenorders unterschiedlich behandelt.
Am Mittwoch hatte der Börsenkandidat, dessen Zeichnungsfrist noch bis 4. Oktober läuft, die Zeichnungsspanne von ursprünglich 29 bis 34 auf 35 bis 38 Euro erhöht. Das Solarunternehmen hatte sich diese Maßnahme in seinem Emissionsprospekt vorbehalten.
S-Broker streicht alle Orders
Die Sparkassentochter S-Broker machte daraufhin Tabula rasa: Der Online-Broker löschte sämtliche Zeichnungsaufträge seiner Kunden, auch die unlimitierten. Die hauseigenen Juristen hätten dies in Abstimmung mit einem "renommierten Börsenrechtler" beschlossen, erklärte das Unternehmen gegenüber boerse.ARD.de.
Denn die ursprüngliche Willenserklärung auch der unlimitierten Orders habe sich ja auf die ursprüngliche Zeichnungsspanne von 29 bis 34 Euro bezogen. S-Broker habe alle Kunden kontaktiert und ihnen fünf Tage eingeräumt, gegebenenfalls neue Aufträge zu erteilen.
Dresdner behält unlimitierte Orders bei
Wie verschiedene andere Institute hat dagegen die Dresdner Bank die unlimitierten Orders nicht gelöscht, sondern nur diejenigen Zeichner kontaktiert, deren Kontodeckung nicht ausreicht, um die nun teurere mögliche Zuteilung aus einer unlimitierten Order zu bedienen. Kunden mit limitierten Zeichnungsaufträgen werden dagegen von Fall zu Fall von den Banken per Mail kontaktiert oder von ihren Beratern angesprochen.
"Auch bei höherer Spanne gültig"
Q-Cells selbst vertritt ebenfalls die Auffassung, dass unlimitierte Aufträge weiter gültig bleiben könnten. Auch nach Einschätzung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist es durchaus rechtlich möglich, die unlimitierten Orders beizubehalten, da sich diese auch auf mögliche Erhöhungen der Preisspanne erstreckten.
"Das ist natürlich nicht allen Anlegern klar, die unlimitiert gezeichnet und damit den oberen Rand der alten Spanne im Auge gehabt haben", erläuterte DSW-Sprecher Jürgen Kurz. Insofern sei eine Löschung auch der unlimitierten Orders die sauberste Lösung. "Allerdings sind die Banken in einem Zwiespalt: Schließlich gibt es ja auch Zeichner, die nicht mit einer Löschung ihrer Order einverstanden sind."
Fazit: Die Rechtslage ist weiterhin unklar, die Banken verfahren nach Gutdünken. Interessenten künftiger Neuemissionen müssten jedenfalls nun gewarnt sein: "Zeichnen und in den Urlaub fahren" kann zu unliebsamen Überraschungen führen, und wer sicher gehen will, kommt nicht um eine aufmerksame Beobachtung der IPO-Nachrichten herum.
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