Solar ist nicht gleich Solar
Bis zur Solaranlage ist es ein weiter Weg: Das Ausgangsmaterial Silizium wird zu Ingots, Wafern und schließlich zu Solarzellen weiterverarbeitet. Die Solarzellen werden dann zu Modulen verschaltet. Zusammen mit weiterem Zubehör entstehen daraus die kompletten Solarsysteme. Wer macht was? - Die Wertschöpfungskette und die Anbieter:
Silizium
Der wichtigste Rohstoff bei der Produktion von Solarzellen- und Modulen ist Silizium. Derzeit ist hier das Nadelöhr für die schnell wachsende Solarbranche. Zwar steht Silizium als Rohstoff in nahezu unbegrenzter Menge in Form von Quarzsand zur Verfügung. Doch muss der Sand gereinigt und bearbeitet werden. Und genau hier entsteht der Engpass, der schätzungsweise noch zwei Jahre lang die Preise treiben wird und das Wachstum begrenzt. Der Markt wird von wenigen Anbietern dominiert: Die vier größten Siliziumanbieter erreichen 90 Prozent Weltmarktanteil – und diktieren die Preise.
Die Anbieter:
Hemlock
Wacker
Tokuyama
REC-Gruppe (SGS / Advanced Silicon Materials AsiMi)
Ingots/Wafer
Auch auf der nächsten Produktionsstufe, der Wafer-Herstellung, teilen wenige Anbieter den Markt unter sich auf. Die Top Ten kontrollieren rund 84 Prozent des Weltmarktes. Der Herstellungsprozess: Von Silizium-Blöcken, den so genannten Ingots, werden Scheiben abgeschnitten. Das sind dann die Wafer. Sie sind die Basis zum Bau der Solarzelle – aber auch zur Herstellung von Computerchips. Viele Solar-System-Anbieter wie Kyocera haben auch eine eigene Wafer-Herstellung. Andere wie PV Crystalox haben sich auf Ingot- und Waferherstellung spezialisiert. Weltmarktführer ist die Solarworld-Tochter Deutsche Solar.
Die Anbieter:
Deutsche Solar (Solarworld)
Setek
Kyocera
Scanwafer (REC)
BP Solar
PV Crystalox
Shell Solar
Photowatt
Solarzellen
Die Wafer werden gemessen, poliert und mit Siliziumnitrit beschichtet, um so die perfekte Oberfläche zu erhalten. In diesem Veredelungsprozess wird so aus dem Wafer eine Solarzelle, die Lichtenergie in Strom umwandelt. Die japanische Firma Sharp, bekannt vor allem aus der Unterhaltungsindustrie, dominiert den Markt mit einem Anteil von 26 Prozent. Danach folgen mittelgroße japanische Anbieter wie Kyocera, Sanyo und Mitsubishi Electric sowie die europäischen Konkurrenten Q-Cells, BP Solar und Shell Solar. Ein Nischenplayer ist die deutsche Firma Sunways.
Die Anbieter:
Sharp
Kyocera
BP Solar
Q-Cells
Mitsubishi
Shell Solar
Sanyo
Schott Solar
Module
Um höhere Spannungen zu erreichen, werden in einem Solarmodul (auch Photovoltaikmodul) mehrere Solarzellen miteinander verschaltet. Vereinfacht gesagt, werden die Zellen unter Glas gebracht und in einem Rahmen verlötet. Auf diesem Markt gibt es eine Vielzahl von Anbietern, die sich allein auf diesen Produktionsschritt spezialisiert haben. Allein in Deutschland produzieren 25 Unternehmen PV-Module. Zu den größten gehören die börsennotierte Solon, die Solarmanufaktur Deutschland (SMD), Solarwatt, die Solar-Fabrik sowie die zum Solarworld-Konzern gehörende Solar Factory.
Die Anbieter:
Solon
Solarworld
Aleo (SMD)
Solarwatt
Solar-Fabrik
BP Solar
Evergreen
Kyocera
Solarinstallationen
Am Ende der solaren Wertschöpfungskette steht die Installation von Solaranlagen. Sie wird von Unternehmen durchgeführt, deren Fachwissen in den Bereichen Bau und Stromanlagen liegt. Auch hier gibt es eine hohe Angebotsvielfalt, allerdings sind die Anbieter stark auf den nationalen Markt fixiert. Japan, Deutschland und die USA sind die dominierenden Nationen. Sie erbringen rund 88 Prozent der weltweit neu installierten Leistung. Conergy ist die Nummer eins in Deutschland, mit ehrgeizigen Expansionsplänen ins Ausland. Weitere kleinere Anbieter sind hierzulande die SAG Solarstrom und Phoenix Sonnenstrom. In Japan gibt es auch einige große Anbieter wie Sekisui Chemical, Panahome, Fujipream, Kandenko und Kubota.
Die Anbieter:
Conergy
IBC
MHH (Sunways)
Phoenix
SAG
Integrierte Anbieter
Die so genannten integrierten Anbieter vereinen gleich alle Bereiche der Wertschöpfungskette in einem Konzern. Dadurch verfügen sie über eine sehr hohe technologische Kompetenz. Musterbeispiel ist die deutsche Solarworld, die weltweit größte Firma, die sich ausschließlich mit Solarenergie beschäftigt. Von der Wafer-Herstellung bis hin zum Handel mit Solarsystemen ist alles unter einem Dach. Die noch bestehende Lücke bei der Siliziumproduktion soll bis 2007 geschlossen werden.
Solarworld
Der Sonnenkönig unter den Solaraktien. Das Unternehmen ist breit aufgestellt: Solarworld produziert Wafer, Solarzellen und komplette Module. Noch dazu wird man immer unabhängiger vom deutschen Markt. 30 Prozent des Konzernumsatzes werden im Ausland erwirtschaftet, bei der Wafer-Technik sind es gar 60 Prozent. Erst kürzlich gründete Solarworld neue Töchter in Kalifornien und im Hoffnungsland Spanien – Madrid fördert nämlich neuerdings ebenfalls die Solarenergie. Noch dazu schaltete Solarworld den Risikofaktor Siliziummangel aus: Das Unternehmen sicherte die Rohstofflieferung vertraglich für zehn Jahr ab.
Q-Cells
Der Börsenneuling ist ähnlich breit aufgestellt wie Solarworld. Auch hinsichtlich Rentabilität und Umsatzwachstum spielt Q-Cells in der gleichen Liga wie die Nummer eins unter den Solaraktien. Der ostdeutsche Hersteller gehört zu den Weltmarktführern in der Produktion von Solarzellen. Das Unternehmen erwirtschaft rund zwei Drittel seines Umsatzes im Ausland. Um den Risikofaktor Siliziummangel ausschalten, zwackt Q-Cells Gelder aus dem Börsengang ab. 50 Millionen Euro werden genutzt, um bei Lieferanten in Vorleistung zu treten.
Ersol
Ersol hat ein ähnliches Geschäftsmodell wie Q-Cells oder Solarworld. Aber das Unternehmen ist sehr viel kleiner, daher ist die Kostenstruktur nicht unproblematisch. Q-Cells und Solarworld sind deutlich profitabler mit einer Ebit-Marge von 20 Prozent. Ersol kommt gerade einmal auf die Hälfte. Allerdings ist Ersol mit einem KGV noch nicht so hoch bewertet wie Solarworld, für die das 30-fache ihres Gewinns gezahlt wird.
Solon
Eigentlich war Solon ein reiner Solarmodulhersteller – das sind die Platten, die man auf Häuserdächer oder an Wände schraubt. Auf dem deutschen Markt ist Solon die Nummer eins. Mehr und mehr will sich das Unternehmen – nicht zuletzt durch Zukäufe und Beteiligungen – entlang der gesamten Wertschöpfungskette auszubreiten. Inzwischen ist Solon auch Systemanbieter. Um weniger unter dem Engpass an Solarzellen zu leiden, beteiligte man sich zudem an einem Solarzellenhersteller. In der Sicherheit liegt auch das Problem: Solon streut damit sein Kapital entlang der Wertschöpfungskette, kann daher im Kerngeschäft nicht so stark wachsen.
Solar-Fabrik
Solar-Fabrik ist wie Solon ein Solarmodulhersteller, allerdings deutlich kleiner. In der Modulfertigung ist die größte Anzahl an Solarfirmen zu finden. Solarfabrik litt in der Vergangenheit unter Lieferengpässen bei Solarzellen. Trotz voller Auftragsbücher waren die Produktionsanlagen daher nur teilweise ausgelastet. Um künftige Beschaffungsprobleme zu vermeiden, macht es Solarfabrik ähnlich wie Solon. Man beteiligte sich an einem Solarwafer-Handelshaus. So sollte die Voraussetzung für eine Verdopplung der Produktionskapazitäten geschaffen sein. Zudem ist der Einstieg in die Solarzellen-Produktion geplant.
Conergy
Der Solaranlagenbauer stellt Solarzellen nicht selbst her, sondern bezieht sie von Zulieferern und baut diese dann mit selbsthergestellten Komponenten zu Systemen zusammen. Er ist ein so genannter Systemintegrator, der eher am Ende der Wertschöpfungskette steht. Conergy will bis 2008 seinen Auslandsumsatz auf über 50 Prozent steigern. In diesem Jahr liegt der Fokus allerdings noch ganz stark auf Deutschland. Das Hamburger Unternehmen erwartet einen Auslandsanteil von gerade einmal 14 Prozent.
Centrosolar
Die Konzern-Mutter, das SDax-Unternehmens Centrotec, hat Centrosolar über ein Listing an die Börse gebracht. Das Unternehmen bietet Solarsysteme vorrangig über den Fach- und Großhandel an. Damit ist man ganz am Ende der Wertschöpfungskette. Das Geschäftsmodell ähnelt also dem von Conergy, ohne allerdings dessen Größe und Marktstellung zu erreichen. Im vergangenen Jahr lag der Umsatz gerade einmal bei 20 Millionen Euro. Conergy kommt auf 285 Millionen Euro.
Quelle: ARD online
|