Bushs persönliche Asien-Krise
Für George W. Bush wird die Luft in Washington dünn. Laut einer aktuellen Umfrage ist die Beliebtheit des US-Präsidenten auf ein neues Allzeit-Tief von 37 Prozent gefallen. Die Mehrheit seiner Untertanen hält Bush für unglaubwürdig, und erstmals sind auch in Sachen Terror-Abwehr die Kritiker in der Überzahl.
Gut, dass Bush in diesen Tagen zumindest nicht in der Hauptstadt weilen muss. Seit heute hält sich der Präsident in Asien auf – doch ist der Trip mit First Lady Laura alles andere als eine Urlaubsreise. Im Gegenteil: Bush steht in den nächsten Tagen vor der vielleicht größten politischen Herausforderung seiner Karriere.
In Asien freut man sich nämlich nicht vorbehaltlos über den Besuch aus Washington. Die Beziehungen zwischen den USA und Fernost sind eingeschlafen, während sich Bush in den letzten Jahren an ein einziges außenpolitisches Thema klammerte: den Irakkrieg mit dem Hintergrund der Terrorabwehr.
Vor vier Jahren ließ man Bush das noch durchgehen. Sein bisher einziger Asien-Trip fand gerade zwei Monate nach den Terrorangriffen auf das World Trade Center und das Pentagon statt. Im damaligen geopolitischen Umfeld konnten die Gastgeber leicht nachvollziehen, dass es für den US-Präsidenten wichtigeres gab als Globalisierung und transpazifische Handelsabkommen.
Doch ist über dieses Thema – Bushs Lieblings- und einziges Thema überhaupt in den letzten Jahren – der Dialog mit Asien stehen geblieben. Mit China wird nur mit geringem Erfolg über die Yuan-Politik verhandelt. Das Land weigert sich, die eigene Währung ernsthaft neu zu bewerten, was Waren teurer und auf dem US-Markt weniger konkurrenzfähig machen würde. Genau das muss Bush aber erreichen, wenn er seine Versprechen an die eigenen Wähler einhalten will. Diese fordern Bushs Einsatz für amerikanische Arbeitsplätze, die angesichts der immer höheren Einfuhren aus China alles andere als stabil sind.
Auf der anderen Seite muss Bush in China für freie Märkte eintreten, was ihn in eine arge Zwickmühle bringt. Es ist nicht die einzige. Während er in China diplomatisch auftreten muss, um seine Verhandlungspartner nicht gänzlich zu verlieren, muss er auch seine Forderungen auf Einhaltung der Menschenrechte aufrecht erhalten. Und die asiatischen Nachbarn beruhigen, die sich durch das immer schneller wachsende China zunehmend bedroht fühlen.
Die politisch prekäre Lage wird Bush dadurch noch erschwert, dass ihm auf seinem Asien-Trip nicht die Herzen der Bevölkerung zufliegen werden, wie das sonst bei Staatsbesuchen meist üblich ist. Wie schon vor zwei Wochen in Südamerika muss Bush mit Massenprotesten und Demonstrationen rechnen. Der Anti-Amerikanismus in Asien ist stark und zu einen großen Teil auf Bush persönlich gemünzt.
Am leichtesten dürfte es Bush noch in der Mongolei haben. Als erster US-Präsident bereist er den Kleinstaat, um sich für die Mitgliedschaft des Landes in der US-geführten Koalition für den Irakkrieg zu revanchieren. Die war von vorneherein ein Witz: Außer Großbritannien waren kaum ernstzunehmende Partner mit von der Partie. Die Mongolei entsandte 160 Soldaten in den Irak. Für einen Fototermin wird das nun ausreichen, was den unruhigen Amerikanern indes nicht genug sein wird.
Experten sind sich zu Beginn der Reise einig, dass Bush mit handfesten politischen Erfolgen aus Asien heimkehren muss. Schafft er das nicht, verliert er weiter an Glaubwürdigkeit und dürfte in den Umfragen zuhause noch weiter absacken.
Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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