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Alt 08-12-2005, 11:30   #26
Sofix
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Verfahren eingestellt: Justiz verschont „Yacht-Hans“
Von Georg Haupt

Frankfurt. Er hatte nach allen Regeln der Kunst um Sozialhilfe getrickst, doch die Frankfurter Staatsanwaltschaft lässt jetzt vorweihnachtliche Milde walten. Das Ermittlungsverfahren gegen den bundesweit als «Yacht-Hans» bekannt gewordenen Hans-Reinhard T. aus Eschborn wurde eingestellt, nachdem ein Gutachten dem 54-Jährigen bei der Begehung seiner Taten eine zumindest verminderte Schuldfähigkeit zugesprochen hatte. Der Main-Taunus-Kreis hatte T. wegen Betrugs angezeigt, nachdem dieser über 20 000 Euro Sozialhilfe bezogen hatte, obwohl ihm nach Erkenntnissen des dortigen Sozialamts eine neun Meter lange Segelyacht gehörte und er auch verdecktes Eigentum an mindestens zwei vermieteten Häusern besaß.
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«Das ist ein Riesenskandal», kommentierte der Sozialdezernent des Main-Taunus-Kreises, Hans-Jürgen Hielscher (FDP), die Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Nachdem das Gutachten auch eine Unterbringung des bereits häufiger durch aggressives Verhalten aufgefallenen «Yacht-Hans» abgelehnt hat, überlegt man beim Kreis jetzt geeignete Schritte, um das Verfahren wieder in Gang zu bringen. Geprüft wird sowohl eine neue Anzeige gegen T., einen Computerexperten mit eigener Firma, als auch eine Dienstbeschwerde gegen die Frankfurter Anklagebehörde, weil diese den Kreis angeblich vor der Verfahrenseinstellung nicht angehört habe. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft war gestern niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.

Die Entscheidung sei ein verheerendes Signal an alle Beteiligten im Bereich der Sozialhilfe, erklärte Main-Taunus-Kreis-Sprecher Johannes Latsch. Die ehrlichen Bezieher würden verhöhnt, die wenigen unehrlichen noch zum Betrug ermuntert und die Mitarbeiter des Sozialamts, die die Machenschaften von Hans-Reinhard T. aufgedeckt hätten, nachhaltig demotiviert.

Ganz geschlossen werden die Akten über «Yacht-Hans» aber auch nicht, sollte es tatsächlich bei der Einstellung des Strafverfahrens bleiben. Der verhinderte Sozialhilfeempfänger – über eine Zwangsversteigerung der Yacht holte sich die Behörde das erschwindelte Geld erfolgreich zurück – ist nämlich zum juristischen Rachefeldzug gegen die Behörden ausgezogen: Beim Sozialgericht verklagte er den Main-Taunus-Kreis wegen angeblicher Untätigkeit und auch der Petitionsausschuss des hessischen Landtags muss sich mit einem Antrag von T. wegen angeblicher Verschwendung von Steuergeldern durch seine Heimatstadt Eschborn beschäftigen.

Quelle: http://www.rhein-main.net
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