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Alt 05-01-2006, 20:39   #394
Starlight
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New York blickt nach Israel

Knapp über zehn Jahre ist es her, dass der damalige israelische Premierminister Jizchak Rabin ermordet wurde und der Friedensprozess im Nahen Osten in arge Gefahr geriet. Jetzt wiederholt sich die Geschichte. In einem sehr wahrscheinlichen Israel ohne Ariel Sharon ist der Frieden erneut in Gefahr. Das beunruhigt auch die Börse.

Während sich die Wall Street in bestem Neujahrsvertrauen weiter im Grünen hält und sich auch einigen Abstufungen tapfer widersetzt, fallen vor dem Hintergrund der Nachrichten aus Israel einige Papiere doch ab – die israelischen allen voran.

Während die Börse in Tel Aviv am Donnerstag gleich 6 Prozent verloren hat, ging es für die drei in New York notierten Aktien aus dem Gelobten Land ebenfalls bergab. Größter Verlierer unter den Israel-Aktien war die Supermarktkette Blue Square Israel Ltd. Mit einem Minus von 7 Prozent. Für das Unternehmen, das mit etwa 170 Läden in Israel direkt vom Verbraucher abhängig ist, stehen mit dem Friedensprozess auch sämtliche Umsatz- und Gewinnprognosen auf dem Spiel.

Weniger direkt betroffen sind der Pharmazeut Teva und der Software-Hersteller Check Point, doch ging es auch für die beiden Nasdaq-Papiere in den roten Bereich.

Druck aus Israel verspürte indes auch der Ölmarkt. Im frühen New Yorker Handel gab der Ölpreis zwar um einige Cent nach, das aber hing mit den unerwartet hohen Lagerbeständen zusammen und spiegelte nur die kurzfristige Stimmung wider. Langfristige Unsicherheit zeigt sich wohl eher in einem Preisanstieg über Nacht, der das schwarze Gold wieder deutlich über 63 Dollar pro Fass schob.

Die Rohstoff- und Aktienhändler an der Wall Street unterschätzen das Risiko nicht, dass mit dem verfrühten Ausscheiden von Sharon aus der israelischen Politik einhergeht. Dem Likud-Aussteiger und Kadima-Gründer dürfte unter Umständen kein Gleichgesinnter ins Amt folgen – keiner ist profiliert genug. Vielmehr dürfte der Rechtsaußen Netanjahu profitieren, der den versöhnlichen Kurs seiner Vorgänger Rabin und Sharon wohl stoppen dürfte. Seine Politik gegen die Palästinenser ist bekannt und gefürchtet, sie könnte die außenpolitischen Bemühungen nicht zuletzt der USA untergraben.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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