Die Stimmung wird schlechter
[10:45, 03.03.06]
Von Volker Tietz
Der DAX bricht am Dienstag um mehr als zwei Prozent ein. Zwei Tage später rutscht der DAX sogar unter die Marke von 5800 Punkten. Hoppla, sagen einige Bullen verschreckt, die Börse ist ja doch keine Einbahnstraße. Ein derart heftiger Rücksetzer geschah zuletzt am 19. Oktober 2005 und davor Anfang Juli des vergangenen Jahres, als es Terroranschläge in London gab. Damals handelte es sich um Kaufkurse.
Aber die Woche hatte noch mehr zu bieten. Da ist die Deutsche Telekom zu nennen, die ihre Dividende anhebt und damit eine stattliche Rendite von 5,4 Prozent bietet. Wenn man bedenkt, dass davon zur Zeit nur die Hälfte zu versteuern ist, dann ergibt sich eine mehr als ansehnliche Nettorendite. Davon können Anleiheninhaber nur träumen, wenngleich die Europäische Zentralbank am Donnerstag die Leitzinsen um 25 Basispunkte angehoben hat. Auch bei anderen Unternehmen ist einiges geschehen: VW-Chef Bernd Pischetsrieder wird vom Vorsitzenden des Aufsichtsrates, Ferdinand Piech, öffentlich in Frage gestellt. Die Verlängerung seines Vertrages ist nicht mehr so sicher, zumal sich auch die Fortschritte beim Sparprogramm ForMotion nicht wie gewünscht entwickeln. Leichte Probleme hat auch Adidas-Salomon, die im vierten Quartal ins Minus gerutscht sind, weil die Integrationskosten von Reebok das Ergebnis belasteten.
Und dann ist da noch der Blick auf den Stimmungsindikator der Deutschen Börse, um wieder den Schwenk zum Index der 30 wichtigsten Aktien zu machen. Nur noch 36 Prozent sind bullisch, dagegen 42 Prozent bärisch gestimmt. Das gibt zu denken. Andererseits präsentiert sich der deutsche Leitindex weiterhin sehr stark. Der zweiprozentige Einbruch am Dienstag könnte nur eine Folge der Überhitzung gewesen sein, ebenso wie die Verluste von 1,4 Prozent am Donnerstag. Wenn der DAX den amerikanischen Pendants davonläuft, dann verwundert es auch nicht, wenn er einen Teil der Gewinne auch wieder abgibt. Unter dem Strich ist nichts Gravierendes passiert.
Positiv zu vermerken ist allerdings, dass sich der Dow Jones über der Marke von 11.000 Punkten behaupten kann. Wenn er jetzt noch das alte Hoch bei rund 11.150 Stellen nachhaltig knacken könnte, dann wäre der Weg frei bis zum Allzeithoch aus dem Jahr 2000 bei 11.750 Zählern. Das würde auch den DAX beflügeln, der sein Eigenleben in den letzten Tagen doch wieder ein wenig aufgegeben hat. Die Bewegungen gingen doch fast immer in die Richtung, wie sie Dow Jones & Co. vorgaben, nur die Ausschläge fielen zeitweise überproportional aus.
Das Fazit bleibt gleich: Ein Anstieg des DAX in Richtung 6200/6300 Zähler ist durchaus möglich - schließlich haben die Analysten der Banken auch fleißig ihre Kursziele für den Blue-Chip-Index nach oben korrigiert. Zuvor muss allerdings die "runde Hürde" bei 6000 Punkten geknackt werden. Doch angesichts der Schnelligkeit der Aufwärtsbewegung wäre es wünschenswert, wenn der Index erst einmal ein wenig konsolidieren würde. Wichtige Haltezonen bieten sich hierbei bei 5720 Zählern und im Bereich zwischen 5530 und 5580 Stellen an.
Ein kurzer Ausblick auf die bedeutendsten Termine der Woche:
Unternehmen:
Montag: 6. März: Bayer Bilanz-PK
Montag: 6. März: HSBC Holdings QZ
Montag: 6. März: Linde Bilanz-PK
Dienstag, 7. März: Fraport QZ
Dienstag, 7. März: Telecom Italia QZ
Mittwoch, 8. März: AMB Generali Holding Bilanz-PK
Mittwoch, 8. März: Credit Agricole QZ
Mittwoch, 8. März: EADS QZ
Mittwoch, 8. März: Swisscom QZ
Donnerstag, 9. März: Aegon QZ
Donnerstag, 9. März: Carrefour QZ
Donnerstag, 9. März: E.ON QZ
Donnerstag, 9. März: SGL Carbon Bilanz-PK
Donnerstag, 9. März: Suez QZ
Konjunktur:
Montag, 6. März (14.30 Uhr): USA: Auftragseingang Industrie für Januar
Dienstag, 7. März (14.30 Uhr): USA: Produktivität und Arbeitskosten für Q4
Dienstag, 7. März (21.00 Uhr): USA: Verbraucherkredite für Januar
Mittwoch, 8. März (16.30 Uhr): USA: Rohöl- und Benzinlagerbestände
Donnerstag, 9. März (14.30 Uhr): USA: Handelsbilanz für Januar
Donnerstag, 9. März (16.30 Uhr): USA: Rohöl- und Benzinlagerbestände
Freitag, 10. März (14.30 Uhr): USA: Arbeitsmarktbericht für Februar
Freitag, 10. März (16.00 Uhr): USA: Großhandelsumsätze für Januar
Sonstiges:
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Woche!
Volker.Tietz
@boerse-online.de