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Alt 06-03-2006, 18:52   #434
Starlight
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Der Blackberry darf weiterlaufen

Drei Millionen Amerikaner atmen am Montagmorgen auf: Ihr geliebter Blackberry peibst noch und wird auch weiter funktionieren. Research in Motion, der Hersteller des Taschen-Computers, hat sich im Patentstreit mit NTP geeinigt. Doch geht das Unternehmen aus dem langjährigen Streit nicht unbeschadet heraus.

Schaut man nur auf die Aktie von Research in Motion, scheint die Welt wieder in Ordnung zu sein. Um 13 Prozent verbessert sich das Papier mit dem Tickerkürzel „RIMM“, und damit sind die Verluste der letzten vier Wochen auch schon wieder aufgeholt. Doch ist fraglich, ob es die Aktie jemals wieder an die 100-Dollar-Marke schaffen kann, die vor anderthalb Jahren einmal zu fallen drohte.

Dass Research in Motion 613 Millionen Dollar an den Patentverwalter NTP abdrücken muss, dürfte einen Aufwärtstrend des Papiers wohl kaum stoppen. Dass das Management am Morgen die Gewinnschätzungen für das laufende Quartal um fast 20 Prozent gesenkt hat, auch nicht. Dass eine Einigung mit NTP Geld kosten und die Gewinne kurzzeitig beschnitten würden, war ja klar.

Was die Aktie indes langfristig belasten könnte, sind zweierlei Fragen: Vertraut der Anleger dem Management von Research in Motion? Und wie stark profitieren Konkurrenten wie Palm von der monatelangen Krise beim Blackberry?

Zunächst: Das Management von Research in Motion geht als großer Verlierer aus der Schlacht mit NTP. Eine Einigung hat zwar verhindert, dass das Unternehmen 3,2 Millionen Blackberry in den USA abschalten musste, doch hätte man eine solche Einigung bereits 2002 erreichen können, nachdem sich RIM zum ersten Mal dazu bekannt hatte, widerrechtlich Patente zur Funk-Übermittlung von Emails genutzt zu haben.

Läppische 50 Millionen Dollar hätte es damals gekostet, NTP zufriedenzu stellen – weit weniger als ein Zehntel dessen, was jetzt auf den Tisch gelegt werden muss. Die Sturheit der RIM-Chefs hat sich nicht bezahlt gemacht, und dass sie eine Zeit lang mit absurden Argumenten den Streit aufrecht erhalten hatten, dürfte ihnen ebenfalls manchen Anleger vergrault hatten. So hatte man einmal erklärt, die US-Patentrechte seien für RIM nicht von Belang, weil man ja ein kanadisches Unternehmen sei. Dass die US-Behörden aber dennoch die 3,2 Millionen US-Geräte hätten abschalten können – und damit den Großteil des RIM-Geschäfts – hatte man nicht bedacht.

Solche Managementfehler könnten Unternehmen und Aktie ebenso langfristig schaden, wie ein allgemeiner Vertrauensverlust beim Kunden. Monatelang zitterten Unternehmen um die Geräte ihrer Mitarbeiter. Etwa 900 Dollar hätte die System-Umstellung pro Gerät gekostet, hätte man den Blackberry verloren. Ein Unternehmen mit tausend angeschlossenen Nutzern, durchaus üblich in großen Konzernen, wäre schnell bei einer Million Dollar an Restruktukturierungskosten gelandet.

Die fallen jetzt nicht an, doch blickt man mit Sorge auf die kleinen Geräte, die in den letzten Jahren für ebenso viele negative wie positive Schlagzeilen gesorgt hatten. Mancher dürfte sich während der langen Periode der Unsicherheit auf die Seite eines Blackberry-Konkurrenten geschlagen haben. Palm ist einer der großen Gewinner aus dem Patentstreit bei RIM, wie der Kursverlauf des letzten Jahres zeigt.

Am Montag verliert Palm 6 Prozent, während Research in Motion deutlich klettert. Wie gut sich Blackberry & Co. aus der Krise befreien können, wird sich aber erst an den langfristigen Bewegungen in den nächsten Monaten zeigen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc.
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