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Alt 27-06-2006, 11:57   #18
OMI
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Danke, Jäger!


Liebe T-Onliner,
Ui, der Bär. Kein dummer Bär, aber ein Bär, der sich eben nicht verhält wie ein richtiger Bär. Und weil wir in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten alles platt gehauen haben, was wild ist in unseren Wäldern, wollen wir jetzt alles auf einmal ganz besonders toll und richtig machen. Dieselben Leute, die sich aufregen, wenn der Wald nicht sauber aufgeräumt ist, regen sich nun über die richtige Entscheidung auf, Petzi in den Bärenhimmel zu befördern – wahrscheinlich auch wieder dieselben Leute, die eine gesunde Ohrfeige für Kinder richtig halten, aber es gleichzeitig sehr furchtbar finden, dass Hunde in Teilen Asiens behandelt werden wie bei uns Schweine.
Badischer Wein)

Aber das ist nicht das Thema. Was macht ein normaler Bär? Er frisst Beeren und allerlei interessante Dinge, die der Wald so bietet, hat aber eine natürliche Scheu vor Menschen. Und er bringt nicht routinemäßig Schafe um. Ein Bär mit solch einer Eigenart wäre im fundamentalistisch bärenfreundlich ausgerichteten Yellowstone Nationalpark in den USA oder irgendwo in Kanada schon seit Wochen - zu Recht - tot. Petzi hatte einen an der Waffel, und er taugt nicht dazu, unser Bedürfnis nach Überkompensation von Fehlern aus der Vergangenheit zu bedienen. Grotesk genug das Hinterherschmeißen von Steuergeldern für Finnen, die nun zu Hause sehr lustige Geschichten erzählen werden über dieses Volk, das einem Gaga-Bären mit Steuergeldern eine Art Schnitzeljagd als Abenteuerurlaub ermöglicht.


Dieser Bär hatte gelernt, dass es Fressen gibt, wo es Menschen gibt. Wenn wir Bären wollen, bedeutet das für die Bärengebiete ein anderes Verhalten für uns: keine Komposthaufen mehr. Kein Hundefutter mehr draußen. Keine Essensreste irgendwo. In den USA und Kanada macht das in den Bärengebieten jede Familie so, um sich zu schützen. Bei uns macht das niemand so, weil Bären ja irgendwie süß sind, wir sie womöglich ein bisschen füttern wollen, und weil wir uns noch nicht an das gemeinsame Leben mit Bären gewöhnt haben. Wenn wir das wollen, müssen wir uns an neue Regeln halten, sonst wird jeder neue Bär ein Gaga-Bär.


Fazit: Danke, Jäger! Der Freistaat in Bayern konnte und durfte nicht in Kauf nehmen, dass ein durchgeknallter Bär das Kind einer picknickenden Familie am Spitzingsee mit einem Schaf verwechselt. Bären bei uns, ja bitte, aber dann in einer aufgeklärten Umgebung und nach den Kriterien, wie sie in Bärenländern seit je erfolgreich angewendet werden.


Herzlich

Jörg Kachelmann
Quelle: t-online
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