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Alt 06-08-2006, 14:38   #104
simplify
letzter welterklärer
 
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das ganze führt wohl weit zurück


Zitat:
Die theologische Begründung der "jüdischen Knechtschaft"
Die Lehre von der jüdischen Kammerknechtschaft führt zurück bis in die frühe Kirchenväterzeit. Schon Tertullian (ca. 150 - 222/23) hat die beiden Stämme, die sich nach 1. Buch Mose 25,23 in Rebekkas Leib stießen, mit Juden und Christen identifiziert: "und der Ältere wird dem Jüngeren dienen", wie die Vulgata übersetzt. Schon Paulus sah hier nach Römer 9,12 eine Bevorzugung der Heiden gegenüber den Juden. Vor allem über Augustin ist diese Deutung der Genesisprophezeiung in der Kirche rezipiert worden.
Abb. 2: Der deutsche Kaiser Heinrich VII. und die Juden. Miniatur im "Codex Trevirensis", Trier, bis 1354. Koblenz, Landeshauptarchiv, Balduineum 1, bestimmt 1 C, Nr. 1, folio 24 recto

Ohne Zweifel ist die Deutung eines zugungsten Jakob-Israels gegebenen Gotteswortes gegen die Juden eine verhängnisvoll-tragische Frucht christlicher Exegese, geradezu eine Umkehrung des Gemeinten: der in 1. Buch Mose 25,23 angesprochene Vorrang Jakobs und seiner Nachkommen, d. h. der "Söhne Israels" und später der Juden, vor Esau diente hier der Kirche zur Begründung jüdischer Knechtschaft unter Christen. Dadurch wurde im ganzen Abendland ein jahrhundertelang anhaltender minderer Rechtsstatus der Juden begründet, der erst mit der sog. Emanzipation im 19. Jahrhundert aufgehoben wurde.
Dieser Begriff paßt hier genau, heißt doch "emancipare" im Ursinn: aus dem juristischen Eigentumsrecht (hier: des Kaisers) entlassen.

Die besondere Beziehung zwischen den Juden und dem Kaiser ist vielleicht am eindruckvollsten in der Bestätigung ihres Gesetzes durch Heinrich VII. 1312 in Rom dargestellt, wohl seine erste Amtshandlung als Kaiser nach der gerade vollzogenen Krönung (s. Abb. 2).
http://www.uni-muenster.de/Rektorat/...er/FBokt99.htm
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