Grasso muss Millionen zurückgeben
Die Stimmung ist gut an der New York Stock Exchange. Sicher, noch schöner wäre es, könnten die Blue Chips zum Wochenende die magische Marke von 12 000 Punkten halten. Aber solche Zahlenspielereien sind nebensächlich, freut man sich doch auf einen dicken Scheck: Ex-CEO Dick Grasso muss der NYSE zig Millionen Dollar zurück erstatten.
Das Urteil kam am späten Donnerstag: Dick Grasso, der einst als brillanter Kopf der New Yorker Börse gefeiert wurde und zu den wichtigsten Männern in Corporate America gehörte, der aber später über Gier und Größenwahn stolperte, muss einen großen Teil seines Abschiedspakets an seinen früheren Arbeitgeber zurückschicken.
Wir erinnern uns: Als Grasso vor ziemlich genau drei Jahren das Traditionshaus an der Wall Street verließ, ging er mit einem Abschiedspaket von 187,5 Millionen Dollar und wartete auf 48 Millionen Dollar mehr, die ihm nach irgendwelchen Absprachen noch hätten zustehen sollen.
Das Problem: Grasso hatte seine Gehaltskommission nicht nur selbst einberufen, sondern soll diese auch regelmäßig zu höheren Ausschüttungen getrieben haben. Dabei, so stellte nun auch Richter Edward Ramos am New Yorker Supreme Court fest, hielt Grasso wichtige Informationen über bereits verabschiedete Kompensationen zurück und kassierte auf diese Weise immer mehr Geld.
Das war umso problematischer, als die NYSE zu Grassos Zeiten nicht etwa ein Unternehmen im Sinner der marktwirtschaftlichen Ordnung war. Vielmehr war das Haus als nicht-gewinnorientierte Organisation anerkannt. Für solche Organisationen aber gelten verschärfte Bestimmungen in bezug auf die Kompensierung leitender Angestellter.
Nach Grassos Abschied von der NYSE beauftragte sein kommissarischer Nachfolger John Reed die Börsenaufsicht SEC und den New York Generalstaatsanwalt, Eliot Spitzer, mit Ermittlungen. Spitzer stürzte sich in den Fall, der durch aggressive Stellungnahmen von beiden Seiten schon bald die Züge eines persönlichen Feldzuges hatte. Dessen Ergebnis: Spitzer zerrte Grasso vor Gericht, nachdem dieser auf eine außergerichtliche Einigung verzichtet und immer wieder darauf bestanden hatte, das Geld stünde ihm zu samt des noch zu zahlenden Betrags.
Das indes scheint allein Grasso so gesehen zu haben, die Legislative nicht. „Mehrere zehn Millionen Dollar“ muss der Ex-Börsenchef nun abtreten, wieviel es genau sein wird, ist noch nicht bekannt. Grasso wird sich mit der Zahlung Zeit lassen, er will zunächst in Berufung gehen.
Markus Koch - © Wall Street Correspondents Inc.
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