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Alt 16-06-2008, 17:19   #856
Starlight
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Amis fahren Zug und Bus
Donnerstag, 12. Juni 2008

Na also, es geht doch. Kaum wird Benzin in Amerika teuer – sagen wir: verhältnismäßig teuer, denn ein Liter Sprit kostet immer noch deutlich weniger als etwa in Deutschland – denken die Amis nun doch um. Die SUV bleiben stehen, kleinere Wagen sind gefragt und sogar im ungeliebten öffentlichen Nahverkehr steigen die Umsätze.

Die Amerikaner scheinen recht schnell eingesehen zu haben, dass sie auf fallende Spritpreise so bald nicht bauen müssen. Selbst das Energieministerium in Washington hat gerade seine Benzinpreis-Prognose für die nächsten Jahre nach oben revidiert. Unter 4 Dollar, so ist man sich sicher, wird der Kraftstoff nicht mehr fallen.

Im Gegenteil: Die Prognosen für den Ölpreis sind nach oben offen. Morgan Stanley spricht von 150 Dollar bis Anfang Juli, Goldman Sachs spricht auf mittelfristige Sicht von 200 Dollar und einzelne Analysten erwarten bis zu 500 Dollar pro Fass. Unrealistisch ist das nicht, wie ein schneller Blick nach China zeigt. Da soll sich die Zahl der Autos in den nächsten Jahren verdreißigfachen. Derweil zieht in anderen Schwellenländern die Industrialisierung schneller als erwartet an, was dort ebenfalls die Nachfrage nach dem schwarzen Gold antreibt.

Jane und John Doe, die amerikanischen Durchschnittsverbraucher, wollten es lange nicht wahr haben, aber sie reagieren nun doch. Aus und vorbei sind die Zeiten, als man sich um Billigsprit keine Sorgen machen musste und selbst in Städten mit guter Infrastruktur und wohlgeteerten Straßen mit gigantischen Trucks ins Büro Pendeln konnte. Jetzt ist Bus und Zug fahren angesagt.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass bereits im letzten Jahr 10,3 Milliarden Trips mit öffentlichen Verkehrsmitteln erledigt wurden. Das ist das höchste Niveau seit 1957. In den ersten Monaten des laufenden Jahres hält der Trend an: Die Zahl der Fahrten ist um 3,3 Prozent auf 2,6 Milliarden gestiegen. Das sind 85 Millionen Fahrten mehr als vor einem Jahr. William Millar, Präsident des Branchenverbandes des amerikanischen Nahverkehrs APTA sagt: „Es gibt keinen Zweifel: Die hohe Benzinpreise lassen Amerikaner ihre Fahrgewohnheiten umstellen.“

Laut der APTA-Studie ist der Verkehr in Straßenbahnen um 10,3 Prozent gestiegen, in den Zügen sitzen 5,7 Prozent mehr Passagiere. Auch für Busse, Ubahnen und Hochbahnen sind die Trends intakt. Die Long Island Railroad, die zigtausende Pendler morgens nach New York City und abends nach Hause bringt, verzeichnet beim Passagieraufkommen ein Plus von 5,4 Prozent auf 86,1 Millionen. Das ist der höchste Stand seit 1949 – und das, obwohl man erst kürzlich die Fahrpreise angehoben hat.

Die Mehreinnahmen kommen den Nahverkehrsbetreibern gerade recht. Viele werden in den nächsten Monaten kräftig investieren müssen. In das Streckennetz und in neues Rollmaterial. Denn der Trend vom Auto zu Bus und Zug hat gerade erst begonnen. Laut einer Untersuchung von IBM wollten nämlich nur 31 Prozent der Verbraucher bei einem Benzinpreis von 4 Dollar umsteigen; bei einem Benzinpreis von 5 Dollar dürften es 66 Prozent sein. Und diese Marke dürfte bald fallen.
© Inside Wall Street


Sparen am Vatertag
Freitag, 13. Juni 2008

Inflation und höhe Benzinpreise, Rezession und ein schwacher Arbeitsmarkt… das alles konnte jünst dem Muttertagsgeschäft nichts anheben. Wenn Mutti feiert, dann greifen die Amerikaner auch in finanziellen Engpässen noch tief ins Portemonnaie. Zum Vatertag sieht das anders aus: Der Einzelhandel rechnet mit Umsatzeinbrüchen.

Eine aktuelle Umfrage des Einzelhandelsverbandes NRF zeigt, dass der durchschnittliche Amerikaner in diesem Jahr 94,54 Dollar zum Vatertag ausgeben wird. Im vergangenen Jahr waren es noch 98,34 Dollar – damit ist der jährliche Dank um satte 4 Prozent schlichter geworden. Insgesamt belaufen sich die Vatertags-Umsätze in den USA wohlgemerkt noch immer auf 9,6 Milliarden Dollar.

„Die Verbraucher sind in diesem Jahr hin und hergerissen“, kommentiert NRF-Chefin Tracy Mullin, „und zwar zwischen der Liebe zum Vater und dem teuren Benzin.“

Vielen reiche es heuer, so Mullin, eine einfache Karte zu schicken… gegessen wird zunehmend zuhause. Nur noch knapp 40 Prozent der Befragten danken dem Vater mit einem Dinner im Restaurant. Geschenke gibt es allgemein weniger, und wenn, dann sind sie eher praktischer Natur: Hoch im Kurs liegen Kleidung und Geschenkgutscheine, etwas abgeschlagen rangieren Bücher, CDs und Sportartikel.

“Der Verbraucher steht eben unter Druck”, rechtfertigt der Einzelhandels-Analyst Phil Rist die Knauserigkeit am Vatertag. „Zu den hohen Öl- und Benzinpreisen kommt ja noch die Infaltion bei Lebensmitteln.“ Den meisten Vätern mache das auch gar nichts aus: Eine gute Zeit mit Freunden und Familien scheint laut Umfragen hoch im Kurs zu stehen und vielen mehr Wert zu sein als teure Geschenke.

Unklar bleibt, warum die Amerikaner aber beim Vater sparen, anstatt einfach den Kreis der Beschenkten einzuengen. Denn obwohl der Feiertag eigentlich dem „Dad“ gewidmet ist, feiern 27 Prozent der Amerikanerinnen auch mit dem Ehemann, 7 Prozent beschenken den Sohn, und in manchen Familien überträgt sich das Ereignis auf Brüder und sogar Freunde außerhalb der eigenen Sippe.
© Inside Wall Street
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