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Alt 23-10-2008, 18:34   #900
Starlight
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Amerika entlässt en masse
Mittwoch, 22. Oktober 2008

Die amerikanischen Börsen haben seit Jahresbeginn etwa ein Drittel an Wert verloren; in den letzten Wochen waren die Indizes im freien Fall. Doch ein Boden ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: Inmitten der Finanzkrise sorgt man sich um immer neue Probleme, nicht zuletzt um den Arbeitsmarkt.

Der Arbeitsmarkt, der seit Jahresbeginn jeden Monat schwächer geworden ist, leidet massiv unter den Schwierigkeiten bei den Banken. Die haben nämlich nicht nur an der Wall Street zu Massenentlassungen geführt. Im Gegenteil: Es gibt kaum eine Branche, in der zur Zeit nicht entlassen wird – in den Finanzschluchten von New York, wo gerade 150 Mitarbeiter der Rohstoffbörse Nymex entlassen wurden und tausende Leute bei Merrill Lynch ihre Schreibtische räumen, hat das ganze lediglich begonnen.

Bis zu 40 000 Stellen dürften gestrichen werden, wenn General Motos und Chrysler mergen. Der Deal ist zwar keineswegs sicher, doch auch alternative Überlegungen – etwa ein Einstieg von Renault-Nissan – dürften nicht ohne Kostensenkungen abgehen. Außerhalb der Großindustrie gibt es Entlassungen etwa bei Yahoo, wo sich in kurzer Zeit jeder zehnte Mitarbeiter verabschieden muss. Mehr als 7000 Stellen will der Pharmazeut Merck streichen, wie viele Angestellte bei Boeing gehen müssen ist noch unklar.

Unter den Einzelhändlern hat zunächt der Elektronikspezialist Ciscuit City Entlassungen angekündigt. Weitere Unternehmen dürften nachziehen, denn für das vierte Quartal zeichnet sich ein schwaches Weinachtsgeschäft ab. Wenig Kundenandrang in den Läden wird manchen CEO dazu bringen, Personal einzusparen.

Die aktuelle Statistik des Arbeitsministeriums in Washinton ist entsprechend beunruhigend. Die Zahl der Massenentlassungen – also der Entlassung von jeweils mehr als 50 Angestellten auf einen Schlag – hat sich im vergangenen Monat von 497 auf 2269 mehr als vervierfacht. Damit ist die Situation so dramatisch wie seit den Terroranschlägen vor sieben Jahren nicht mehr.

„Die großen Unternehmen gehen mit der Machete vor“, meint Paul Sarvadi von der Arbeitsagentur Administaff. „Wenn die Umsätze einbrechen, wird berechnet, wie weit die Kosten gesenkt werden müssen, um die gesteckten Quartalsziele noch zu erreichen.“ Diese Kosten würden dann schnell auf Personen umgelegt, wobei das Schlimmste noch bevorstehe.

Experten rechnen nämlich damit, dass nicht nur weitere Stellen gestrichen werden, sondern dass gekündigte Mitarbeiter langfristig nicht mehr eingestellt werden. Vielmehr würden die Unternehmen in Hightech investieren und die Arbeit auf Maschinen und effizientere Systeme verteilen. Wer im Unternehmen nicht dringend gebraucht wird, müsse sich warm anziehen, heißt es.
© Inside Wall Street
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