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Alt 25-10-2002, 12:50   #1
saida
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Einzelhandel erwartet Verlust von 30.000 Arbeitsplätzen

Einzelhandel erwartet 2002 den Verlust von 30.000 Arbeitsplätzen
Berlin (vwd) - Der Einzelhandel erwartet für 2002 den Verlust von mindestens 30.000 Arbeitsplätzen. Während in den zurückliegenden Jahren häufig von Vollzeit- auf Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse umgeschichtet worden sei, würden die Arbeitsplätze im laufenden Jahr voraussichtlich ganz wegfallen, sagte Hermann Franzen, Präsident des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE) am Freitag in Berlin. Auch im kommenden Jahr sei von einem weiteren Abbau von Arbeitsplätzen auszugehen. Der Konzentrationsprozess werde im Einzelhandel fortschreiten und dies bedeute "automatisch" eine Verringerung an Arbeitskräften, sagte Franzen.

Allein im laufenden Jahr rechnet der Verband mit 8.000 bis 10.000 Insolvenzen im Einzelhandel. Davon sei der Osten Deutschlands stärker betroffen als der Westen. Auf eine Pleite in Westdeutschland kämen zwei in Ostdeutschland, sagte der HDE-Präsident. Allerdings ergäben sich bei Betrachtung einzelner Einzelhandelsbereiche durchaus Unterschiede. Während Discounter wie Aldi oder Lidl "eine Konjunktur so gut, wie noch nie in ihrer Geschichte" hätten, müssten vor allem die Anbieter langlebiger Konsumgüter weiter leiden.

Von einer leichten Erholung profitierten besonders die Anbieter von Gütern des täglichen Bedarfs und ein wenig auch die des mittelfristigen Bedarfs, sagte Franzen. Hoffnungen setzt der Verband auf das diesjährige Weihnachtsgeschäft. Gegenüber dem vergangenen, sehr schlecht verlaufenen Jahr, erwartet der Einzelhandel 2002 einen zusätzlichen Umsatz von elf Mrd EUR oder rund vier Prozent im Weihnachtsgeschäft. Franzen rechnet 2003 mit nur "sehr verhaltenen" Preissteigerungen. "Wenn der Wettbewerbsdruck so heftig wie derzeit ist, dann bekommen sie keine höheren Preise durchgedrückt", sagte der HDE-Präsident.

Voraussichtlich werde der Preisanstieg im Einzelhandel im kommenden Jahr wie schon momentan unter einem Prozent liegen. Der Verband schließt insgesamt in Deutschland eine deflationäre Entwicklung wie in Japan nicht aus. "Die Deflationssorgen nehme ich sehr Ernst, weil ich in der Koalitionsvereinbarung keine Ansätze zur Belebung der Konjunktur sehe, sagte Franzen. Mit den Hartz-Vorschlägen zur Reform des Arbeitsmarktes allein seien dessen Probleme kaum zu lösen. "Das ist zu wenig", kritisierte der HDE-Präsident. Bei den neuen Haushaltsbeschlüssen sei das Einsparpotenzial niedrig angesetzt und eher degressiv angelegt.

Die zusätzlichen Steuererhöhungen und Abgabenbelastungen seien dagegen hoch angesetzt und eher progressiv ausgestaltet. "Von der im Koalitonsvertrag skizzierten Politik gehen keine Wachstumsimpulse aus, bemängelte Franzen. Für den Einzelhandel besonders verdrießlich sei, dass sich die höheren Belastungen auf die Bevölkerungsschicht konzentrierten, die auch in wirtschaftlich schlechteren Zeiten noch relativ ausgabefreudig sei "Das Konsumklima dürfte sich längere Zeit nicht erholen", befürchtet der HDE-Präsident. +++ Beate Preuschoff
vwd/25.10.2002/bp/ptr
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