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Alt 28-06-2009, 09:46   #1137
Benjamin
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Hier ein sehr interessantes Interview mit einem der Top-Experten in Deutschland zum Thema "Daten über Ölförderung": Er sagt aus, dass das Ölfördermaximum bereits im Jahre 2006 war und also seitdem für alle Zeiten die jährliche Ölförderung abnehmen wird:


"Die Ölförderung wird in den kommenden Jahren kontinuierlich abnehmen"
VDI nachrichten, Nr. 12, Seite 6, vom 20.03.09


...

http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-n...&source=archiv
http://www.lbst.de/publications/arti...foerderung.png

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Werner Zittel

Werner Zittel befasst sich bei der Ludwig Bölkow Systemtechnik GmbH (LBST) u. a. mit Reichweiten fossiler Ressourcen und energiewirtschaftlichen Fragen.

Seit 1995 arbeitet Zittel regelmäßig am Alternative World Energy Outlook mit. Er wechselte 1989 vom Fraunhofer-Institut für Festkörpertechnologie zur LBST. Davor (1982 bis 1987) war der Physiker am Max-Planck-Institut für Quantenoptik tätig.
Seine Themen:
Klimaproblematik, Treibhauseffekt, soziale Kosten des Energieverbrauchs, Energiebilanzen und energetische Amortisation, Einstiegsstrategien und Szenariorechnungen für den mobilen und stationären Einsatz von Wasserstoff als Energieträger. Reichweiten von Ressourcen, energiewirtschaftliche Grundsatzfragen.
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Rückgang setzt sich fort
ASPO, Blandow/Zittel , 1. Dezember 2008:


Die Ölförderung der acht großen westlichen Ölkonzerne geht weiter zurück. Die in den Berichten zum Ende des dritten Quartals 2008 veröffentlichten Fördermengen von BP, ExxonMobil, Shell, Total, Eni, ConoccoPhipplis, Repsol und ChevronTexaco weisen einen weiter beschleunigten Rückgang der Produktion aus. Seit 2004 ist die Gesamtfördermenge der gezeigten Firmen um 2 Millionen Barrel oder fast 15% pro Tag gefallen.

Bild: Auswertung der Quartalsberichte 8 größten westlichen Ölfirmen. Der Rückgang der Förderung verstärkt sich. Gegenüber 2004 klafft bereits eine Lücke von 2 Millionen Barrel pro Tag. Setzt sich der Trend fort, wird sich die Förderung in den nächsten 10 Jahren mehr als halbieren. [Quelle: Quartalsberichte der Firmen]

Besonders dramatisch ist der Rückgang der Förderung bei Shell. Von knapp 2,5 Millionen Barrel pro Tag im Jahr 2003 werden 2008 noch knapp 1,7 Millionen Barrel pro Tag gefördert. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Ausgaben für Produktion und Exploration um den Faktor 4-5 erhöht, im Jahr 2008 gegenüber 2007 nochmals verdoppelt. Bisher konnten diese Mehrausgaben den Trend weder stoppen noch bremsen. Es zeigt sich ebenfalls, dass der viel beschworene Hoffnungsträger "Teersand" kaum Einfluss auf den Trend des Produktionsrückgangs hat. Um die entstandene "Lücke" aus konventionellem Öl zu füllen, müßte sich die Produktion von Öl aus Teersanden vervielfachen. Es zeigt sich an diesem Beispiel ganz konkret, dass große Reserven und reale Produktion zwei völlig verschiedene Sachverhalte sind. Ölfirmen kommunizieren gerne hohe und gestiegene Reserven. Fakt ist, das all diese Reserven bislang nichts gegen den Förderrückgang bewirkt haben. Einen Förderrückgang der mit aktuell 6% für das dritte Quartal durchaus beträchtlich ist.



Bild: Die Ölförderung von Shell [Quelle: Quartalsberichte]

Auch bei ExxonMobil scheinen die Zeiten schwieriger zu werden. Die folgende Grafik zeigt Exxons Ölförderung in den verschiedenen Weltregionen. Seit etwa 2002 konnte die Erschließung neuer Fördergebiete in Afrika den Rückgang in den klassischen Fördergebieten kompensieren, die Förderung konnte sogar leicht steigen. Seit 2007 fällt die Förderung allerdings stark und ist aktuell unter die Förderung von 1998 zurück gefallen. Auch dieses Beispiel zeigt, wie schwierig es ist den Rückgang aus bestehenden Feldern durch neue Fördergebiete zu kompensieren, ganz zu schweigen von eigentlich notwendigen Ausweitungen.

Bild: Die Ölförderung von ExxonMobil gemäß der eigenen Quartalsberichte. Seit 2007 können auch die Engagements in Afrika und Russland die zurückgehende Förderung in den "klassischen" Fördergebieten nicht mehr kompensieren. [Quelle: Quartalsberichte. Für den Zeitraum vor 2002 liegen ASPO keine nach Regionen gegliederten Daten für ExxonMobil vor]

Während die Förderung sinkt steigen die Ausgaben. Die folgende Grafik zeigt die Ausgaben der 3 größten Ölfirmen für Exploration und Produktion. Auf den ersten Blick scheint die Welt in Ordnung. Steigende Preise - und Gewinne - führen zu höheren Investitionen. Sieht man allerdings genauer hin, sind vor allem die Kosten für die Produktion gestiegen, die Ausgaben für die Exploration - also der Suche nach neuen Ölfeldern - sind vergleichsweise Konstant bzw. leicht rückläufig (Abbildung darunter). Es sind aktuell zwei deutliche Trends zu beobachten: Die Kosten für die Produktion steigen und die Ölförderung sinkt mit zunehmender Geschwindigkeit. Gleichzeitig stecken die Ölfirmen den wesentlichen Teil ihrer Gewinne in den Rückkauf eigener Aktien.


Bild: Ausgaben der 3 größten westlichen Ölfirmen für Exploartion und Produktion. Seit 2006 haben sich die Ausgaben nahezu verdoppelt. [Quelle: Quartalsberichte. Für 2008 nur die Quartale I-III]

Nicht alle Ölfirmen weisen die Kosten für Produktion und Exploration getrennt aus. In der folgenden Grafik sind die E&P (Exploration & Production) Ausgaben für die 3 größten Ölfirmen aufgegliedert. Der gerne bemühte Mythos, das steigende Ölpreise zu erhöhter Exploration führen, läßt sich anhand dieser Zahlen nicht belegen. Während 2007 in der Größenordnung von 50 Milliarden US$ eigene Aktien zurück gekauft wurden, lagen die Ausgaben für die Produktion etwa in der gleichen Höhe. Für Exploration wurden dagegen nur 3,3 Milliarden Dollar ausgegeben (ExxonMobil, BP und Shell). Schreibt man diese Trends fort, fördern die Ölfirmen immer weniger Öl, besitzen bald den Großteil der eigenen Aktien und geben die Suche nach neuem Öl praktisch auf.

Bild: Die Ausgaben für E&P aufgeliedert in Produktion und Exploration. Obwohl die Produktionskosten aller drei Firmen in der gleichen Größenordnung liegen sind die Förderraten unterschiedlich s. Grafik oben]

Bild: Ausgaben der 3 größten westlichen Ölfirmen für den Rückkauf eigener Aktien [Zahlen für 2008 ohne IV. Quartal]

Quelle: http://www.energiekrise.de/
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