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Alt 28-05-2003, 09:01   #88
cade
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aufwärts mit risiko

viele

cade


Sehr geehrte Leser,

als Übernahmekandidat hatten wir Ihnen im Januar 2003 bei Kursen von ca. 22,80 Euro in einer umfangreichen Studie die Holsten Brauerei vorgestellt. Die Aktie ist seither hervorragend gelaufen und notiert heute, nur 4 Monate später, mit ca. 35 Euro rund 53% über dem Kurs zum Zeitpunkt der Veröffentlichung unserer Studie.

Entgegen der momentan in der Presse vorhandenen Euphorie für Bieraktien beurteilen wir heute das Chance-Risiko-Verhältnis der Holsten-Aktie auf der aktuellen Kursbasis wesentlich skeptischer als zu Jahresbeginn. Die Gründe hierfür möchten wir Ihnen gerne kurz erläutern.

Die Ertragslage der Brauereien hat sich in den vergangenen Monaten spürbar verschlechtert. Die allgemeine wirtschaftliche Lage und vor allem die Einführung eines Zwangspfands für Dosenbier verursachten speziell bei Holsten im ersten Quartal 2003 Umsatzrückgänge im Bierbereich von satten 9,4%. Als Folge insbesondere der Zwangspfandregelung wurde bei Holsten bereits Kurzarbeit in den Bereichen Produktion und Logistik eingeführt. Holsten selbst geht vor dem Hintergrund der Unsicherheit über die Novellierung der Verpackungsverordnung von 'schwer planbaren Verhältnissen' aus. Fundamental betrachtet ist die Aktie daher auf dem aktuellen Niveau mehr als ausreichend bezahlt.

Zu rechtfertigen wären weitere Kurssteigerungen nur noch mit der Zahlung einer Prämie, die ein Übernehmer für die Erlangung der Kontrollmehrheit über die Holsten-Gruppe (Marktanteil in Deutschland: 10,8%) zu zahlen bereit wäre. In Marktkreisen wurden hier zuletzt SAB Miller, Heineken und Carlsberg als mögliche Interessenten gehandelt. Zu beobachten ist jedoch, daß die internationalen Biermultis zunehmend bei ihren eigenen Aktionären unter Druck geraten, weil sich deren Aktienkurse alles andere als zufriedenstellend entwickeln. Preise, wie sie zuletzt von Heineken für die österreichischen Bierbrauer BBAG und Brau-Union gezahlt wurden, dürften in Zukunft daher zwar im Einzelfall möglich, aber kaum noch repräsentativ für andere Übernahmen in der Bierbranche sein. Zumindest erscheint es fahrlässig, eine Anlageentscheidung alleine auf die Möglichkeit der eventuellen Zahlung einer solchen Prämie abzustellen, ohne dabei die fundamentalen Daten zu berücksichtigen.

Zwar sind wir unverändert der Meinung, dass die Marktbereinigung in der Bierbranche noch lange nicht abgeschlossen ist. Auch bleibt Holsten zweifelsfrei ein möglicher Übernahmekandidat. Gerade bei Holsten aber stufen wir auf der Basis heutiger Kurse von rd. 35 Euro aus betrachtet das weitere Kurspotential so ein, dass es nunmehr ausschließlich auf spekulativen Überlegungen beruht. Ein Engagement in Holsten-Aktien ist damit momentan mit wesentlichen höheren Risiken behaftet, als dies noch im Januar der Fall war.

Dieser Einschätzung folgend hat sich die Falkenstein Nebenwerte AG im Mai von ihren Holsten-Aktien getrennt.

Mit freundlichen Grüßen

Chr. Schäfers
Vorstand der FALKENSTEIN Nebenwerte AG
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