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09/07/2003 17:43
FOKUS 3-Brau und Brunnen - Viele Interessenten für Übernahme~
(Neu: HVB-Chef Rampl)
- von Klaus Lauer -
Berlin, 09. Jul (Reuters) - Der zum Verkauf stehende
Dortmunder Getränkekonzern Brau und Brunnen [BBA.GER] stößt nach
Worten von Vorstandschef Michael Hollmann auf großes Interesse
bei in- und ausländischen Investoren.
Hollmann deutete am Mittwoch vor etwa 370 Aktionären auf der
Hauptversammlung in Berlin an, dass er einen internationalen
Bieter favorisiere. "Wir bieten einem Ausländer eine
Ausgangsbasis, eine Distribution, eine Strategie und eine
Plattform, die er sonst nicht findet", sagte er. Auch der Chef
von Mehrheitsaktionär HVB (HypoVereinsbank) [HVM.GER] , Dieter
Rampl, sprach sich indirekt für einen ausländischen Investor
aus.
Damit dürfte sich der hart umkämpfte deutsche Biermarkt
weiter konsolidieren. Der belgische Konzern Interbrew
war zuletzt durch den Kauf der Brauereien Gilde, Beck`s und
Diebels Alt auf den Spitzenplatz im deutschen Bier- und
Getränkemarkt geklettert.
Die HVB hat jüngst ein Bieterverfahren eingeleitet, an dem
Hollmann zufolge nationale und internationale Unternehmen
beteiligt sind. Namen nannte er nicht. Der durch Nahrungsmittel
bekannt gewordene Bielefelder Oetker-Konzern hatte am Dienstag
angekündigt, seine Brauerei-Tochter Radeberger habe ebenso
Interesse.
Brau und Brunnen hat unterdessen erneut zugekauft und die
Nürnberger Privatbrauerei Tucher Bräu übernommen. Hollmann sieht
den viertgrößten deutschen Bierkonzern mit seinen Marken wie
Jever, Berliner Pilsener oder Sion-Kölsch und einem Jahresumsatz
von rund 580 Millionen Euro inzwischen bei der Sanierung auf
gutem Kurs. Er kündigte für 2004 einen operativen Gewinn von
mehr als 30 Millionen Euro und erstmals seit zehn Jahren eine
Dividende an. An der Börse stiegen die Aktien von Brau und
Brunnen am Mittwoch um knapp fünf Prozent auf 87,10 Euro.
HVB WILL SICH VON MEHRHEITSANTEILEN TRENNEN
Die HVB will ihren Anteil von 55,59 Prozent an Brau und
Brunnen verkaufen, da er nicht zu ihrem Kerngeschäft gehört.
Rund ein Dutzend Interessenten aus der Getränkebranche und
Finanzinvestoren haben im Bieterverfahren erste
Informationsunterlagen erhalten. Hollmann rechnet mit dem Beginn
konkreter Verhandlungen in vier bis sechs Wochen. Ein Abschluss
des Verkaufsverfahrens sei bis Jahresende zu erwarten.
Brau und Brunnen ist Hollmann zufolge bundesweit aufgestellt
und könnte über seine Vertriebswege die Produkte eines
internationalen Investors gut vermarkten. "Wir haben sicherlich
(...) einen Riesenvorteil, dass wir so viel Direktgeschäft
haben."
Auf dem deutschen Biermarkt muss es nach den Worten von
HVB-Chef Rampl zu einer Konsolidierung kommen. Deshalb sei es
nicht überraschend, wenn ausländische Investoren "so peu à peu
einsteigen", sagte Rampl, der auch Aufsichtsratschef von Brau
und Brunnen ist, der Nachrichtenagentur Reuters nach Ende der
Hauptversammlung. "Es macht logischerweise Sinn für einen
Branchenkenner" fügte er mit Blick auf den Einstieg beim
Dortmunder Getränkekonzern hinzu.
In jüngster Zeit waren mehrfach Spekulationen laut geworden
über ein Interesse etwa von Interbrew, Scottish &
Newcastle, der britisch-südafrikanischen Brauerei SAB
Miller und des niederländischen Anbieters
Heineken. Der dänische Branchenriese
Carlsberg hatte zuletzt in einem Zeitungsinterview
angekündigt, kein Interesse an Brau und Brunnen zu haben.
RAMPL - INVESTOR KÖNNTE AUCH AKTIENPAKET VON 75 VH ERHALTEN
Rampl bestätigte ferner jüngste Angaben aus Finanzkreisen,
dass dem Investor auch ein Aktienpaket von etwa 75 Prozent
angeboten werden könne. Darüber gebe es Gespräche, sagte er. Die
Beteiligungsgesellschaft Donath KG ist mit 11,05 Prozent
beteiligt. Durch ein Aktienrückkaufprogramm hält Brau und
Brunnen zudem rund zehn Prozent. Der Börsenwert des Unternehmens
lag zu Schlusskursen vom Dienstag bei 372,6 Millionen Euro. Der
HVB-Anteil wäre damit rund 207 Millionen Euro wert.
Die Aktionäre von Brau und Brunnen begrüßten weitgehend den
bevorstehenden Verkauf des Konzerns. Mit einem finanzkräftigen
Investor könne die Restrukturierung der Gesellschaft fortgesetzt
werden, hieß es. Neben der rückwirkenden Übernahme der
Tucher-Brauerei zum 1. Januar 2003 kündigte Brau und Brunnen die
Schließung der Oderland-Brauerei in Frankfurt an der Oder an.
Nach vier verlustreichen Jahren hatte Brau und Brunnen 2002
durch Unternehmensverkäufe erstmals wieder einen Netto-Gewinn
von 82 Millionen Euro verbucht.
kla/zap/fun
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viele grüsse
cade
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