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Alt 04-12-2003, 21:31   #24
cade
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Brau und Brunnen AG – Suche nach neuem Besitzer geht weiter - 04.12.2003
Mehrheitsaktionär bleibt auf dem drittgrößten deutschen Braukonzern sitzen

(smartcaps-Redaktion Frankfurt am Main)

Das klang für sozial hellhörige Ohren fast zu gut, um wahr zu sein. 600 Arbeitsplätze seien in Gefahr, wenn man das Mehrheits-Aktienpaket an den amerikanischen Finanzinvestor verkaufe, sagte Brau und Brunnen-Vorstandschef Michael Hollmann am Montag vor Journalisten. Sie waren nach Dortmund gekommen, um zu erfahren, warum der geplante Verkauf des Getränkeriesen zum wiederholten Male gescheitert war. Hollmann deutete den Grund für den Abbruch der Gespräche mit dem Finanzinvestor One Equity Partner (OEP) nur vorsichtig an. Man habe sich " hintergangen" gefühlt: OEP hätte hinter dem Rücken der Verkäufer bereits Gespräche mit der Radeberger-Gruppe über eine mögliche Zerschlagung geführt. Eine Schließung von Braustätten und ein Abbau von 500 bis 600 der 3000 Stellen sei wahrscheinlich gewesen, betonte Hollmann. " Hier sollte das Fell des Bären zerteilt werden, bevor er erlegt war."

Was er allerdings nicht sagte: Bei einem Einstieg von Radeberger hätte wohl auch er seinen Chefsessel räumen müssen. Das schier endlose Tauziehen um den Dortmunder Getränkekonzern geht also weiter. Mit nicht weniger als 14 Interessenten hat das Unternehmen seit Oktober gesprochen - und niemand ist zum Kauf bereit. Das sollte nachdenklich machen.


Unterschiedliche Vorstellungen über den Unternehmenswert


Brau und Brunnen ist hinter Interbrew und Holsten die Nummer Drei der deutschen Bierhersteller. Die wichtigsten Biermarken sind Berliner Pilsner, Brinkhoff´s No.1, Jever sowie zahlreiche Kölsch-Marken. Zu den alkoholfreien Durstlöschern zählen Sinziger, Vita Cola und Spreequell. Die Marken Apollinaris und Schweppes wurden bereits im vergangenen Jahr verkauft. Die Hypo-Vereinsbank ist mit einem Paket von 55,6 Prozent Mehrheitsaktionär und will den defizitären Getränkehersteller schon seit geraumer Zeit verkaufen. Reine Mitmenschlichkeit dürfte es nicht gewesen sein, die Brau und Brunnen zu einem Abbruch der Verkaufsgespräche bewegt hat. Offenbar gab es auch unterschiedliche Ansichten über den Preis: Während in Verhandlungskreisen die Summe von 350 bis 400 Mio. Euro genannt wurde, rechnete der Vorstandschef vor, das Unternehmen sei zwischen 600 und 800 Mio. Euro wert.


" Derzeit die optimale Lösung"

Obwohl der Aktienkurs, dem die Verkaufsgerüchte mächtig Auftrieb gegeben hatten, sofort nach Bekanntgabe des Gesprächsabbruchs um mehr als 15 Prozent einbrach, zeigte sich der Vorstandschef gelassen. Mit dem Verkauf habe es keine Eile: " Wir werden irgendwann einen strategischen Partner finden." Die nun beschlossene Fortsetzung der Partnerschaft mit der Hypo-Vereinsbank sei für das Unternehmen, für die Unternehmen und - natürlich - auch für die Mitarbeiter die " derzeit optimale Lösung" . Der Vorstandschef bestätigte, dass es im Vorfeld auch Gespräche mit internationalen Brauriesen wie der dänischen Carlsberg gegeben hätte. Die Interessenten haben aber signalisiert, dass Brau und Brunnen zunächst seine Ertragskraft unter Beweis stellen soll. Und genau daran hapert es noch. Im laufenden Jahr erwarten die Dortmunder Brauer bei einem Umsatz von 750 Mio. Euro einen operativen Verlust von vier bis sechs Mio. Euro. Mit dem im Mai versprochenen Turnaround wird es also in 2003 nichts.


Aus dem versprochenen Turnaround wird nichts

Der Vorstandsvorsitzende verkauft die neuesten Entwicklungen trotzdem als Erfolg. Das Sanierungsprogramm der vergangenen Jahre trage erste Früchte, die Verschuldung sei weitgehend abgebaut, ein operativer Gewinn und eine Dividende sind für 2004 fest eingeplant. Der Umsatz soll im kommenden Jahr auf 770 Mio. Euro steigern. Nach dem Verlust im laufenden Jahr soll in 2004 ein operativer Gewinn von 20 bis 25 Mio. Euro erwirtschaftet werden. Dann werde der Wert von Brau und Brunnen um bis zu 300 Mio. Euro steigen, betonte der Vorstandschef.


Das klingt zwar gut. Doch ein Blick auf die Branche bestätigt, dass die ehrgeizigen Ertragsziele auch im kommenden Jahr verfehlt werden könnten. Der Pro-Kopf-Bierkonsum der Deutschen geht seit einigen Jahren zurück. Das Dosenpfand tut sein Übriges: Wegen des Zwangspfandes wird Brau und Brunnen in diesem Jahr statt 9 Mio. Hektoliter nur 8,5 Mio. Hektoliter Bier verkaufen. Gleichzeitig mussten die Dortmunder ihren Mehrweg-Anteil bei der Produktion erhöhen. Das hat zusätzlichen Kosten in Höhe von 33 Mio. Euro verursacht. Die Analysten reagierten verständlicherweise verschnupft auf die jüngste Meldung aus dem Hause Brau und Brunnen: Sie werteten den Abbruch der Verkaufsverhandlungen als " herbe Enttäuschung" .



© smartcaps 2003
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viele grüsse

cade
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