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Alt 22-10-2003, 17:26   #30
cade
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Gerüchteküche um Beiersdorf kocht Anleger weich

Hamburg/München (vwd) - Sich verdichtende Hinweise um eine Entscheidung über die künftige Aktionärsstruktur der Beiersdorf AG, Hamburg, haben die Aktie des Kosmetikherstellers am Mittwoch auf eine Berg- und Talfahrt geschickt. Zu Handelsbeginn notierte das Papier bei 114,69 EUR. Nach Meldungen über ein formelles Angebot von Tchibo von 125 EUR je Aktie schnellte es innerhalb weniger Minuten auf ein neues Jahreshoch von 119,01 EUR hoch. Genauso rasant fiel der Wert auf unter 113 EUR und im Verlauf des Nachmittags sogar unter 110 EUR. "Einen solchen Kursverlauf habe ich in der Aktie noch nicht erlebt", sagte ein Londoner Händler.

Nachdem sich bereits am Vortag angedeutet hatte, dass das Konsortium um die Tchibo Holding, Hamburg, einen höheren Preis als die ursprünglichen rund 110 EUR je Aktie bieten würde, wurde am Mittwoch aus gut informierten Kreisen bestätigt, dass der Allianz AG, München, ein formelles Angebot für die Übernahme des 43,6-prozentigen Beiersdorf-Aktienpaketes gemacht wurde. "Es ist ein Angebot losgegangen", hieß es. Dieses soll sich auf 125 EUR je Beiersdorf-Aktie belaufen. Dies entspricht bei dem aktuellen Börsen-Kurs des Hamburger Kosmetikherstellers rund 4,1 Mrd EUR. Die Gespräche zwischen beiden Parteien befänden sich "auf der Zielgraden".

Die sich in den vergangenen Tagen ständig verändernde Meldungslage sorgt an den Märkten für Verwirrung. Die Lage bei Beiersdorf ist nach Einschätzung einer Analystin auch nach Berichten, Tchibo werde am Mittwoch der Allianz ein Übernahmeangebot für deren Beiersdorf-Anteile zu 125 EUR je Aktie machen, weiterhin unklar. "Seriös lässt sich derzeit zu dieser Nachricht nichts sagen," sagt die Beobachterin. Ausschlaggebend sei bei der Übernahme der Anteile aber sicher nicht nur der Kaufpreis, wobei gerüchteweise schon von 130 EUR durch die Procter & Gamble Co (P&G) die Rede gewesen sei. Hier dürften auch Aspekte wie der Standort Deutschland eine Rolle spielen.

Zuvor hatte sich die Berichterstattung auf die Rolle der Familie Claussen konzentriert. Mehrere Zeitungen hatten berichtet, dass Teile der Familie beabsichtigten, ihre Anteile an die Allianz zu veräußern und damit das Tchibo-Konsortium unter Druck zu setzen. Denn die Allianz könne dann P&G ein Angebot für über 50 Prozent an Beiersdorf unterbreiten. Dabei handelt es sich offenbar um einen fünfprozentigen Anteil, den Mitglieder der Claussen-Familie zur Verfügung stellen wollen. Das Paket würde nach derzeitigem Börsenkurs rund 500 Mio EUR wert sein.

Ob dies das Konsortium allerdings vor Probleme stellen würde, blieb unklar. Ein solcher zusätzlicher und bislang nicht eingeplanter Aufwand wäre für das Tchibo-Konsortium "in der Tat schwer zu stemmen", hieß es aus gut informierten Kreisen. Andere Quellen aus dem Tchibo-Umfeld stellten dies allerdings in Abrede. Ohne diese Kosten sei die Finanzierung der Transaktion definitiv "ohne Probleme" machbar, hatte vwd bereits am Dienstag erfahren. Zwei Mrd bis drei Mrd EUR würde Tchibo übernehmen, bis zu zehn Prozent der Aktien könnte Beiersdorf selbst zurückkaufen, ein entsprechender Beschluss der Hauptversammlung liegt vor. Zudem könnte Joachim Herz weitere Mittel zuschießen. Der Rest würde über Banken finanziert.

Angeblich hat die Familie Claussen auch eine "Bleibeprämie" für ihr Verbleiben im Konsortium verlangt. "Das ist korrekt", wurde vwd am Mittwoch aus dem Umfeld der Familie bestätigt. Die Familie werde "zum ernsthaften Problem", zitiert die "Financial Times Deutschland" das Umfeld der Verhandlungen. Einzelne Familienmitglieder würden bei ihrem Vorstoß eine Vertragsklausel nutzen, die sie an die Verkaufspläne der Allianz binde, heißt es in dem Bericht. Aus gut informierten Kreisen wurde dies am Mittwoch aber dementiert. +++ Michael Brendel
vwd/22.10.2003/mbr/bb
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cade
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