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Alt 14-04-2002, 22:52   #4
saida
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FOKUS 4-USA und Palästinenser sprechen über Nahost-Waffenruhe
(neu: Armitage, Erekat zu neuem Treffen, Gissin, Bethlehem,)

Ramallah/Washington, 14. Apr (Reuters) - Nach einem Gespräch des US-Außenministers Colin Powell mit dem von israelischen Soldaten in Ramallah eingeschlossenen Palästinenser-Präsidenten Jassir Arafat haben die USA Waffenstillstandssondierungen mit den Palästinensern angekündigt.

Vizeaußenminister Richard Armitage sagte am Sonntag dem US-Fernsehsender CBS, Vertreter der USA und der Palästinenser würden am Montag über eine Waffenruhe beraten. Er forderte erneut den Abzug der israelischen Armee aus den jüngst im Westjordanland besetzten Gebieten. Powell bezeichnete das dreistündige Gespräch in Arafats Amtssitz als nützlich und konstruktiv. "Wir haben eine Vielfalt von Ideen ausgetauscht und über das weitere Vorgehen beraten." Später traf Powell erneut Israels Ministerpräsidenten Ariel Scharon in Tel Aviv, um ihn über sein Gespräch mit Arafat zu unterrichten.

Der US-Außenminister war am Morgen in einem Konvoi zu dem von Einschusslöchern gezeichneten Amtsitz Arafats gefahren. Nach dem Gespräch sagte Armitage, Powell werde Scharon weiter zu einem Abzug der Armee drängen. Auch Arafat habe einen Abzug verlangt, damit er eine Waffenruhe umsetzen könne. Armitage bekräftigte die US-Forderung an Arafat, sich mit aller Kraft für ein Ende der Anschläge einzusetzen. Am Dienstag würden sich Powell und Arafat wahrscheinlich erneut treffen, sagte der palästinensische Unterhändler Saeb Erekat.

Augenzeugen sagten, Arafat habe bei der Begrüßung Powells abgespannt gewirkt. Das Treffen war zunächst für Samstag geplant, dann nach einem palästinensischen Selbstmordanschlag am Freitag in Jerusalem verschoben worden. Arafat hatte nach einer Aufforderung der US-Regierung den Anschlag verurteilt.

Palästinensische Politiker erklärten ihre Unterstützung für Powells Bemühungen, so lange die USA sich für einen sofortigen Abzug Israels aus dem Westjordanland einsetzten. Arafat werde die Forderungen der USA erfüllen, wenn Israel sofort abziehe, sagte Erekat. Wenn die Amerikaner für den israelischen Abzug bürgen könnten, werde später alles andere glatt gehen, sagte Arafat-Berater Nabil Abu Rdainah.

Israels Armee hatte nach einer Serie palästinensischer Selbstmord-Anschläge am Karfreitag seine Offensive im Westjordanland begonnen. Die Palästinenser verlangen vor einer Waffenruhe einen Abzug Israels. Powell hatte am Freitag von Scharon keine Zusicherung für einen Abzugstermin erhalten.

Ein israelischer Armeesprecher sagte im Armeerundfunk, es gebe keinen Termin für ein Ende der Offensive. Der Einsatz zur "Ausrottung des Terrors" werde weitergehen. Ein anderer Armee-Vertreter sagte im israelischen Rundfunk, Soldaten durchkämmten noch die Umgebung der Stadt Dschenin und des dazu gehörigen Flüchtlingslagers. Dort war es in der vergangenen Woche zu heftigen Kämpfen zwischen Soldaten und Palästinensern gekommen. Die Stadt und das Lager gelten als Zentrum radikaler Gruppen. Auch die Attentäterin vom Freitag stammte aus Dschenin. Israel hatte palästinensische Vorwürfe zurückgewiesen, in dem Lager ein Massaker verübt und Hunderte getötet zu haben.

In Israel tagte am Sonntag das Kabinett. Danach forderte Regierungssprecher Raanan Gissin Arafat auf, von Israel gesuchte Männer auszuliefern, die sich in seinem Amtssitz befänden. "Arafat beherbergt von Israel gesuchte Terroristen", sagte Gissin CNN. Sie müssten in Israel vor Gericht gestellt werden.

In Bethlehem wiesen die von der Armee in der Geburtskirche Jesu belagerten Palästinenser ein Übergabeangebot Israels ab. Gissin sagte, die Palästinenser könnten sich entweder einem Prozess in Israel stellen oder für immer ausgewiesen werden, wenn sie aufgäben. Etwa 200 Palästinenser halten sich seit rund zwei Wochen in der Kirche verschanzt. Dutzende Mönche und Nonnen sind ebenfalls in der Kirche und dem angrenzenden Konvent.

Aus libanesischen Regierungskreisen verlautete, Powell werde am Montag in Beirut Präsident Emile Lahud treffen. Israelischen Rundfunkangaben zufolge wird Powell auch in die syrische Hauptstadt Damaskus reisen. Vermehrte Angriffe der Israel-feindlichen Hisbollah (Partei Gottes) vom Libanon aus hatten in den vergangenen Tagen in Israel Befürchtungen vor einer weiteren Front geweckt. Syrien gilt als eigentliche Ordnungsmacht im Libanon und als Unterstützer der Hisbollah. Powell hatte Syrien am Freitag aufgefordert, mäßigend auf die Hisbollah einzuwirken.


quelle: technical-investor.de
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