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Alt 25-09-2002, 14:40   #22
arpad
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Für Mittwoch, den 25. September 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
die FED sorgte gestern für zwei Paukenschläge. Nicht, daß die Zinsen gesenkt wurden. Damit hatte trotz der vorhandenen Konjunkturprobleme niemand ernsthaft gerechnet. Um so größere Beachtung fand, daß die Entscheidung zum Beibehalten des Zinsniveaus das erste Mal seit vier Jahren zwei Gegenstimmen fand. FED-Gouverneur Edward Gramlich stimmte zusammen mit dem Chef der Dallas Federal Reserve Bank Robert McTeers für eine weitere Zinssenkung. Dies geschah mit dem Hinweis auf die schlechten Wirtschaftsdaten, während die anderen Mitglieder des Offenmarktausschusses das aktuelle Zinsniveau, das sich auf dem tiefsten Stand seit 41 Jahren befindet, als ausreichend ansahen, um der Konjunktur auf die Beine zu helfen. Doch zeigt die Entscheidung, daß hier noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde. Viele Marktteilnehmer erwarten deshalb, daß es möglicherweise schon auf der nächsten Sitzung zu einem weiteren Schritt nach unten kommen könnte.

Der zweite Fakt, der den Börsianern auf den Magen schlug, war die Irakfrage. Zwar verklausulierte die FED ihre Meinung zu dem Thema wieder in der Formulierung, daß man größere geopolitische Risiken sehe. Doch unter dem Strich heißt das: Die Währungshüter sehen in einem Waffengang gegen den irakischen Diktator eine Gefahr für die amerikanischen Versuche, aus der wirtschaftlichen Talsohle herauszukommen. Wer die harte Haltung von Bush in dieser Frage kennt, kann durchaus darauf spekulieren, daß die FED zwar an der politischen Entscheidung nichts ändern kann, die Auswirkungen eines Krieges aber mit Zinssenkungen zu lindern versuchen würde.

Unabhängig vom Ausgang der Zinsentscheidung werden am Ende des Jahres einige Unternehmen Gespräche mit ihren Banken führen müssen. Sie wissen: Seit vergangenem Jahr werden reguläre Goodwill Abschreibungen nur einmal pro Jahr, nämlich im 4. Quartal des Geschäftsjahres, vorgenommen. Sind die Abschreibungen jedoch sehr umfangreich, könnte der Fall eintreten, daß die vertraglich gegenüber den Gläubigern vereinbarten Mindestbedingungen, was die Eigenkapitalquote angeht, nicht mehr eingehalten werden. Das hätte zur Konsequenz, daß zumindest in der Zukunft die Kreditkosten steigen, daß die Eigentümer mehr Sicherheiten hinterlegen müssen oder, im schlimmsten Fall, Kredite fristlos gekündigt werden. Potentielle Kandidaten sind z.B. AOL Time Warner und Corning, wobei letztere gestern sofort das oben beschriebene Szenario als "unwahrscheinlich" darstellten.

Zu den Unternehmensmeldungen:

AMD hat vorgestern mein Abstauberlimit von 6 Dollar erreicht. Ich habe entsprechend meine Position in der Dispoliste und im Musterdepot "Computer Hardware" verbilligt. Ausschlaggebend ist ausschließlich die extrem niedrige Bewertung des Unternehmens. Als Beispiel sei auf den Cash-Bestand verwiesen, der bei rund 3 Dollar pro Aktie liegt. Auch das Kurs/Umsatz-Verhältnis von 0,64 und das Kurs/Buch-Verhältnis von 0,58 indizieren die extrem überverkaufte Situation der Aktien. Sicher ist auf der anderen Seite allerdings auch, daß AMD im laufenden 3. Quartal nur knapp mehr als 600 Mio. Dollar Umsatz erreichen und einen deutlichen Verlust nach Steuern von 0,40 bis 0,50 Dollar pro Aktie ausweisen wird. Auch ist bereits heute bekannt, daß die Einführung des neuen Blockbuster, die von AMD entwickelte Hammer-Technologie, um ein Quartal verschoben wurde. Die langfristigen Perspektiven rechtfertigen jedoch ohne weiteres den Kauf.

Die Citigroup hat sich mit der Nasdaq-Vertretung geeinigt. Außergerichtlich wurde ein Vergleich erreicht, wonach die Citigroup-Tochter Salomon Smith Barney 5 Mio. Dollar an die NASD zahlt, damit diese wiederum keine Klage gegen die Citigroup und ihren Telekomanalysten Jack Grubman einreicht. Die NASD hatte behauptet, daß Grubman die Gefahren einer bevorstehenden Pleite von Winstar Communications nicht veröffentlicht hat, sondern im Gegenteil sogar den Kunden zum Kauf der Aktien riet.

Cor will die PIT GmbH in einem Aktientausch übernehmen. Nach Angaben des Unternehmens arbeitet die PIT GmbH, deren Gründer einer der ursprünglichen Softwareentwickler der COR-Life Software ist, bereits seit zwei Jahren eng mit Cor zusammen. Dabei ging es um Projekte mit engen Zeitvorgaben und hohen Qualitätsansprüchen. Die Übernahme, inklusive der 30 Mitarbeiter von PIT, geschieht durch Ausgabe von 345.000 neuen Aktien, die mindestens 12 Monate gehalten werden müssen. Auf Basis des gestrigen Kursniveaus von 1,50 Euro belaufen sich die Akquisitionskosten also auf knapp mehr als 500.000 Euro.

Dippt General Motors vor den Quartalszahlen unter die Marke von 40 Dollar? Gestern wurde aus inoffiziellen Quellen bekannt, daß die Übernahme der GM-Tochter Hughes Electronics durch EchoStar Communications vom Justizministerium abgelehnt werden wird. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das fusionierte Unternehmen würde in den USA 90% der TV-Satelliten Angebote beherrschen. In ländlichen Gebieten, wo kein Kabelunternehmen Gewinne machen kann, wäre das Unternehmen der einzige Anbieter und könnte somit die Preise diktieren. Hughes und EchoStar haben hierzu angeboten, verbindliche Preisobergrenzen einzuführen, die sich am landesweiten Durchschnitt orientieren. Ein Platzen des Deals würde den GM Kurs belasten, denn Hughes ist defizitär und hat keinerlei Überschneidungen mit dem Kerngeschäft.

Sonera rechnet für Anfang November mit dem Abschluß der Fusion. Die schwedische Telia und die finnische Sonera würden damit zum größten Telekommunikationsanbieter in Skandinavien aufsteigen. Nach Aussagen und Berechnungen der Unternehmen soll die Fusion ab 2005 (!) eine Ersparnis von jährlich 300 Mio. Euro erreichen.


Quelle:FM Research
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arpad
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