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Alt 04-03-2003, 16:40   #53
OMI
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04.03.2003, 16:11
AUSBLICK: Volkswirte erwarten Zinssenkung der EZB und rätseln über Höhe

FRANKFURT (dpa-AFX) - Wegen sich eintrübender Konjunkturperspektiven sowie der lähmenden Verunsicherung infolge des Irakkonflikts wird die Europäische Zentralbank (EZB) nach Ansicht von 24 von 36 befragten Volkswirten ihre Leitzinsen an diesem Donnerstag senken. Dies ergab eine Umfrage von AFX.

Über die Höhe des möglichen Zinsschrittes sind die Experten allerdings gespalten. 14 der 23 Befragten rechnen mit einer Senkung des Leitzinses um 0,50 Prozentpunkte auf 2,25 Prozent. Zehn Experten gehen dagegen nur von einem kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten aus. Die EZB hatte zuletzt Anfang Dezember den Leitzins von 3,25 Prozent auf 2,75 Prozent gesenkt.

Die Experten der Deutschen Bank gehen von einem "Kompromiss-Zinsschritt" von 25 Basispunkten aus, weil wahrscheinlich nicht der ganze EZB-Rat von der Notwendigkeit niedriger Leitzinsen überzeugt sein wird. Im Falle eines kleinen Zinsschritts werde vor allem die Pressekonferenz von hoher Bedeutung sein. Hier werden die Marktbeobachter nach Ansicht der Deutschen Bank besonders darauf achten, ob EZB-Präsident Wim Duisenberg einen weiteren Zinsschritt in den nächsten Monaten andeutet.

COMMERZBANK: ZINSSENKUNG UM 50 BASISPUNKTE

Nach Einschätzung der Commerzbank wird die EZB die Leitzinsen bereits am Donnerstag um 0,50 Basispunkte senken. Der große Zinsschritt sei vor allem nach den Äußerungen Duisenbergs im Anschluss an das Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs der G7 wahrscheinlich geworden. Neben einem pessimistischen Ausblick auf die Wirtschaftslage habe der EZB-Chef die dämpfenden Auswirkungen der Wirtschaftsschwäche auf den Preisauftrieb betont.

Die Volkswirte der DekaBank rechnen dagegen am Donnerstag mit einer Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte sowie um weitere 0,25 Prozentpunkte im Mai. Die verbalen Vorbereitungen seien verhaltener als im Dezember gewesen. Zudem verzeichne der "Ozean der Unsicherheit" weiterhin einen hohen Wellengang, so dass die EZB einen weiteren Zinsschritt zu einem späteren Zeitpunkt in der Hinterhand behalte. Zudem seien die Inflationsraten aktuell noch zu hoch.

EZB STEHT UNTER DRUCK

Bei ihrer Entscheidung steht die EZB nach Ansicht von Beobachtern unter Druck. Wegen der sich weiter verschlechternden Konjunkturaussichten und der lähmenden Wirkung des Irakkonflikts sollen die Währungshüter wieder Schubkraft für mehr Wirtschaftswachstum in der Eurozone liefern.

Doch es gibt auch gewichtige Gegenargumente. EZB-Notenbankchef Duisenberg muss sich aus Sicht des Chefvolkswirts der HypoVereinsbank, Martin Hüfner, auf eine kontroverse Sitzung des Zentralbankrates einstellen. "Derzeit gibt es ebenso gute Gründe für wie gegen eine Zinssenkung", fasste Hüfner die aktuelle Debatte zusammen.

PRO UND CONTRA

Die Befürworter einer gelockerten Geldpolitik verweisen auf die schwache gesamtwirtschaftliche Nachfrage und die Bremswirkung des gestiegenen Eurokurses auf die Exporte. Mit einer Gefährdung der Geldwertstabilität sei deshalb kaum zu rechnen. Der aktuell inflationstreibende Effekt der hohen Ölpreise gilt als nur vorübergehende Erscheinung. Sie sollte die EZB daher nicht von einer Zinssenkung abhalten.

Die Gegner einer geldpolitischen Lockerung befürchten, dass in der aktuell aufgeheizten Situation am Golf und dem "Nebel der Konjunkturprognosen" eine Zinssenkung verpuffen könnte. Mit diesem Argument hatte der EZB-Präsident bereits Anfang Februar das Festhalten am aktuellen Leitzinsniveau begründet. Eine Senkung hätte wie ein Tropfen im Meer der Unsicherheiten untergehen können, lautete seine Botschaft./zb/js/bi

Quelle: dpa-AFX
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