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Alt 14-12-2004, 17:14   #8
Starlight
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Fed dürfte Weg in Richtung ”neutrales” Zinsniveau fortsetzen


Angesichts der anhaltend robusten Konjunktur in Amerika wird die Federal Reserve am morgigen Dienstag an ihrer Politik der ”maßvollen” Zinserhöhungen festhalten und zum fünften Mal in Folge die Fed Funds Rate um ein Viertel Prozentpunkt anheben.


Damit würden die amerikanischen Leitzinsen auf 2,25 Prozent steigen und zum ersten Mal seit mehr als drei Jahren wieder über den Notenbankzinsen im Euroraum liegen, die zurzeit 2,00 Prozent betragen. Nicht wenige Volkswirte rechnen damit, daß die Fed auch zu Beginn des kommenden Jahres dort weitermachen wird, wo sie dieses Jahr aufhören dürfte.

Robuste Konjunktur spricht für weitere Zinsschritte

Tatsächlich präsentiert sich die amerikanische Wirtschaft gegenwärtig in überraschend starker Form. Wenngleich es für den November einen kleinen Dämpfer bei den Beschäftigungsdaten gegeben hat, haben zuletzt andere Indikatoren - so die Industrieproduktion oder der Einzelhandelsumsatz - nach vorn gezeigt und angedeutet, daß die konjunkturelle Dynamik ungebrochen ist. Nach einem annualisierten Wachstum der amerikanischen Wirtschaft von 3,7 Prozent im dritten Quartal 2004 rechnen viele Volkswirte nun für das vierte Quartal mit einem Wachstum in ähnlicher Größenordnung.

Vertreter des Offenmarktausschusses (FOMC) der Fed haben sich vor dem Hintergrund der konjunkturellen Stärke auch für die kommenden Monate optimistisch geäußert. So hatte Fed-Board-Mitglied Ben Bernanke erst jüngst erklärt, er erwarte eine bis ins Jahr 2005 andauernde Erholung am amerikanischen Arbeitsmarkt, das Wachstumstempo bezeichnete er als ”gesund”. Gleichzeitig deutete er an, daß die Inflationsentwicklung unter Kontrolle sei, weitere Zinsanhebungen dennoch unerläßlich. Andere FOMC-Mitglieder hatten ebenfalls wiederholt betont, daß der Leitzins mittelfristig auf ein ”neutraleres” Niveau erhöht werden müsse.

Steigende Zinsen in Amerika könnten Dollar-Schwäche bremsen

Andererseits darf der Fed jedoch kein übermäßiger Optimismus unterstellt werden, was vermutlich auch darin zum Ausdruck kommen dürfte, daß sie am Dienstag in ihrem Statement zum Zinsbeschluß wieder ”in etwa ausgeglichene” Konjunkturrisiken konstatieren wird. Diesbezüglich dürfte sie wohl vor allem den immer noch recht hohen Ölpreis im Blick haben, zumal nicht gesichert erscheint, ob die aktuelle Preiskorrektur an den Ölmärkten nachhaltiger Natur ist. Zudem legt die hohe Verschuldung der amerikanischen Haushalte eine künftig etwas mäßigere Konsumdynamik nahe.

An den Terminmärkten ist dennoch für die erste FOMC-Sitzung im kommenden Jahr - am 1. und 2. Februar - eine abermalige Zinsanhebung um 25 Basispunkte eingepreist. Bis Juni 2005 erwarten die Marktakteure dann zumindest eine weitere Straffung auf 2,75 Prozent, die Wahrscheinlichkeit für einen darüber liegenden Zins wird aber relativ hoch bewertet. Wird sich die Fed an diese Erwartungen halten, sollte dies aus europäischer Sicht für Erleichterung sorgen. Immerhin wird seitens der EZB in den kommenden Monaten kein Zinsschritt erwartet, die Schere zwischen Amerika- und Euro-Zinsen würde sich damit weiter öffnen und die gegenwärtige Dollar-Schwäche bremsen.


Text: Dow Jones-VWD
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