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Alt 23-10-2016, 12:44   #7
Benjamin
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Wie abscheulich arrogant diejenigen Leute von Gruppen wie "New World Hackers" sind, die sich dieser Möglichkeiten bedienen, um völlig egoistisch, undemokratisch und unrechtmäßig Millionen von Menschen essentiell zu beeinträchtigen! Und dann noch praktisch ohne wirklich inhaltliche/politische Aussage, ohne Debatte, sondern nur die Sabotage!

Einen Staat als Auslöser/Ursache halte ich selber für wenig plausibel: Viel zu riskant wären die Implikationen, wenn das öffentlich würde. Die NSA hätte mit ihren Möglichkeiten (Überwachung des kompletten Mailverkehrs und ggf. des Telefonverkehrs) eine staatliche Beziehung mit Sicherheit entdeckt. Das hätte bei dieser Größenordnung des Angriffs dann entsprechende Anschuldigen auslösen müssen, da es sich dann faktisch um einen kriegerischen Akt gehandelt hätte (nicht nur um ein Kavaliersdelikt, bei dem man beide Augen zudrückt, weil man derartig ja auch selber unterwegs ist).

Insbesondere der letzte Artikel oben deutet ja an, dass hier inzwischen eine Technik vorliegt, die von gut qualifizierten und vernetzten Hackern - nach entsprechender Vorbereitung - angewandt werden kann.

Was mir Sorgen macht ist Vorstellung, dass eines (vermutlich noch entfernten) zukünftigen Tages einige Leute aus der Menge "der wütenden Verlierer der Globalisierung" mit dem "gesellschaftlichen System" ganz brechen und sich dann in Kleingruppen organisieren, um später dann solche Attacken durchzuführen. Das könnten z. B. sein:
  • Trump-Anhänger,
  • Leute der Tea-Party Bewegung,
  • Anhänger der AfD und diverser sonstiger extremer Gruppen im In- und Ausland
  • Anhänger sonstiger abgedrehter Splittergruppen,
  • oder sonstige Leute, die einfach wütend sind und es allen zeigen wollen, diesem ganzen System.
Irgendwann (in hoffentlich fernerer Zukunft) könnten diese Leute tatsächlich gewinnen, weil die ganze Internetstruktur auf zentrale Infrastrukturpunkte angewiesen ist, die zu schützen zukünftig nicht mehr wirtschaftlich zu machen sein wird, wenn die Angriffsstärke immer größer würde (Internet of Things). Dann nämlich, wenn die Feuerkraft dieser praktisch kostenlos bereitstehenden Botnets aus dem "Internet of Things" diejenige Bandbreite der Ausweichstrategien übertrifft, welche die Angriffsopfer wirtschaftlich aufzubauen und zu betreiben in der Lage sind.

Was etwas Hoffnung gibt: Es braucht sicherlich sehr gut qualifizierte und vernetzte Hacker und eine sicherlich nicht-triviale Vorbereitung, um solche immer größeren Botnets zu bauen u. zu steuern. Leute, die das können, gehören sicherlich nicht zu den prinzipiellen Verlierern, sondern - ganz im Gegenteil - sollten hochbezahlte Jobs in der Industrie innehaben oder als gut verdienende Berater unterwegs sein.

An der Stelle müsste man ja sonst unterstellen, dass solche Hochqualifizierte irgendwie "den Glauben verloren haben", das "System hassen" und nun offenbar recht hirnlose Anarchie klasse finden. Ohne irgendeinen religiös motivierten Fanatismus erscheint das wenig plausibel - und Hochqualifizierte sind grundsätzlich wohl am wenigsten empfänglich für Fanatismus!

Ich schätze daher aus dem, was ich bislang gelesen habe, dass es wohl nicht viele Leute gibt, die das (als staatsunabhängige Hacker) machen können und wollen.
Aber: Es reichen wohl bereits "überschaubar viele" Leute (10-25 gut qualifizierte und vernetzte Hacker ?), um so etwas zu veranstalten wie letzten Freitag....

Was allerdings auch wieder beunruhigt ist der Umstand, dass derzeit dadurch das kommerzielle Internet noch schneller in die Arme von ganz wenigen US-Firmen getrieben wird und man denen dann auch noch viel Geld wird bezahlen müssen: Google und andere große US-Internetfirmen dürften ihre gigantische Infrastruktur als kostenpflichtigen Service anbieten, um kommerzielle Homepages gegen solche Attacken zu schützen. "Google Ideas has launched a new initiative, Project Shield, to use Google's infrastructure to support free expression online by helping independent sites mitigate DDoS attack traffic." Das Angebot: https://projectshield.withgoogle.com/public/
Die Botnets vom "Internet of Things" könnten irgendwann in (fernerer?) Zukunft wohl auch die Ressourcen von Google & Co. überfordern (bezogen auf individuelle kommerzielle Homepages von Firmen), aber bis dahin dauert das wohl noch.

Jene gut qualifizierten und vernetzten Hacker könnten durch solche Aktivitäten also auf kurze Sicht eher das Gegenteil von dem erreichen, was sie vermutlich erreichen wollen: Das große weite Internet hängt dann noch stärker von ganz wenigen US-Unternehmen ab als jetzt schon, die damit dann noch größere Gewinne machen. Das Internet würde dann noch stärker US-dominiert sein.

Geändert von Benjamin (23-10-2016 um 14:52 Uhr)
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