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Alt 15-09-2003, 17:01   #3
Vogtlandsiggi
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Die US-Wirtschaft ist auf einer Pyramide von Schulden aufgebaut, insgesamt 20 Billionen Dollar privater und öffentlicher Schulden, was laut der Bond Market Association einem Wachstum von 400% seit 1985 entspricht. Solange Greenspan Ausländer überzeugen kann, weiterhin Dollarschulden zu kaufen, können Amerikaner japanische Autos, chinesische PCs, italienische Schuhe oder deutsche BMWs kaufen, und die ausländischen Zentralbanken werden ihre Dollargewinne wieder in Dollar zurückinvestieren. Wenn die Dollar-Recycling-Kette bricht und das Vertrauen in genau diesen Dollar schwindet, dann können Greenspan oder Bush wenig unternehmen, um das zu stoppen.

Diese 20-Billionen-Dollar-Schuldenblase - von einigen wird sie auf 34 Billionen Dollar geschätzt - ist eine weitaus gefährlichere Massenvernichtungswaffe, die die Vereinigten Staaten und den Rest der Welt bedroht, als irgendeine militärische Massenvernichtungswaffe im Irak oder Nordkorea. Die Aussenpolitk Washingtons ist ein verzweifelter Versuch zu verhindern, dass diese Massenvernichtungswaffe explodiert.



Auch Amerikas private Pensionskassen befinden sich in der Krise

Ein weiterer Hinweis auf den ungesunden Zustand der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage der Vereinigten Staaten sind die zunehmenden Enthüllungen, wie es tatsächlich um die betrieblichen Pensionskassen steht.

Die Regierung hat kürzlich die Pension Benefit Guaranty Corporation PBGC (Garantiegesellschaft für leistungsorientierte Pensionsfonds) auf die Liste der «Hochrisiko»-Regierungsorganisationen gesetzt, mit der Warnung, dass das staatlich garantierte System privater Pensionen «leider gefährdet ist». Das ist keine Kleinigkeit. Es betrifft etwa 44 Millionen im privaten Sektor tätige Arbeitnehmer, die über ihre Unternehmen versichert sind. Arbeitgeber sollen in guten Jahren Geld auf die Seite tun, um den Bedarf für die Renten zu decken. Während der Aktienblase von 1997 bis 2001 haben viele Firmen ihre Pensionsverpflichtungen ignoriert und das Geld benutzt, um die Firmengewinne zu schönen, und trieben so ihre eigenen Börsenwerte in die Höhe.

Jetzt, wo der Aktienmarkt bereits seit drei Jahren zusammengebrochen ist und die Zinsraten der Wertpapiere ihren tiefsten Stand seit 45 Jahren erreicht haben, weisen die Pensionskassen der Firmen ein Loch von ungefähr 350 Milliarden Dollar für die nächsten Jahre auf. Nach dem Bankrott von Enron und WorldCom konnte eine grosse Zahl von Firmen die Zahlungen an ihre Rentenfonds nicht leisten, wodurch die Notreserven des staatlichen Garantiefonds der PBCC geleert wurden.

Im Kongress und in der Geschäftswelt sowie bei den Gewerkschaften gibt es eine hitzige Debatte über diese wachsende Krise bei den Pensionskassen. Schlussendlich werden wahrscheinlich die Steuerzahler diese privaten Pensionen bezahlen müssen, denn die Firmen haben ihre Ressourcen in der Aktienblase törichterweise verspielt und viel verloren.



Fannie Mae und Freddie Mac

In den vergangenen Jahren erreichte die Zahl der Amerikaner, die ein eigenes Haus besitzen, astronomische Höhen. Viele der Kredite der Hausbesitzer und die damit verbundenen Schulden werden von zwei Gesellschaften gewährt, die von der US-Regierung «gesponsert» werden: Fannie Mae und Freddie Mac. Sie sind auch unter der Bezeichnung Government Sponsored Enterprises (von der Regierung finanzierte Unternehmen) bekannt. Ihr Name wurde aus den Anfangsbuchstaben abgeleitet. Die FNMA oder Bundesweite Hypotheken Agentur - auch als Fannie Mae bekannt - wurde während der grossen Depression im Jahre 1938 gegründet, um Banken beim Verleihen von Geldern beim Hauskauf eine finanzielle Unterstützung zu geben. Die FHLMC, Bundesdarlehenskasse für Eigenheimhypotheken - oder Freddie Mac - wurde 1970 vom Kongress gegründet, um in etwa die gleichen Aufgaben zu erfüllen und einen Wettbewerb mit Fannie Mae zu ermöglichen. Der Kongress rief beide als besondere, von der Regierung finanzierte Unternehmen ins Leben, um mit diesem Trick die Bundesverschuldung kleiner erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich war.

Beide Firmen sind private Aktiengesellschaften, deren Besitzer grosse Banken oder Finanzinstitute sind. Sie sind dazu da, ihren Aktionären Gewinne zu verschaffen. Dies tun sie, indem sie individuelle Hypothekenanleihen von lokalen Banken kaufen, so dass die lokalen Banken das Anleihenrisiko loswerden und etwas in die Kasse kommt. Heute geben lokale Banken Darlehen an beinahe jeden, der darum ersucht, weil sie billige Kredite zur Ankurbelung des Hauskaufs von der Bundesbank erhalten und gleichzeitig wissen, dass sie das Risiko unmittelbar an Freddie Mac oder Fannie Mae abtreten können. Das heisst, mit zunehmend schwieriger werdender wirtschaftlicher Situation wird wahrscheinlich die Zahl derer, die ihren Verpflichtungen nicht nachkommen können, explodieren. Sie sind kaum zu steuern, und nur wenige wissen um die Details ihrer finanziellen Transaktionen.

Fannie Mae zahlt für diese Bankhypotheken mittels einer Technik, die man «Sicherheit» nennt, bei der Hunderte oder Tausende individueller Eigenheimhypotheken mit ihren monatlichen Zahlungen in grossen Anlagefonds zusammengefasst und dann verkauft werden. Die Fannie-Mae-Anleihe wird an private Investoren oder in vielen Fällen an ausländische Zentralbanken verkauft, die auf der Suche nach sicheren Dollar-Investmentgeschäften sind. Von den Anleihen glaubt man, sie seien so sicher wie die Anleihen der US-Schatzkammer.

Der Unterschied besteht aber darin, dass die Finanzmärkte automatisch annehmen, dass diese Garantie «stillschweigend» existiert, während der Kongress sich geweigert hat, die volle Regierungsgarantie für Fannie Mae oder Freddie Mac zu übernehmen. So lange Mae oder Mac Profite machen, ernten deren private Besitzer die Gewinne. Aber wenn es einmal eine wirkliche Finanzkrise gäbe und die Hausbesitzer, deren Hypotheken von Freddie Mac gekauft worden sind, in Verzug kommen, weil sie ihren monatlichen Zahlungen nicht mehr länger nachkommen können, dann ginge das Risiko an die Steuerzahler. Die Regierung müsste dann eingreifen, so wie sie es in den 80er Jahren tat, als die Krise der Spar- und Hypothekenbank auftrat und sie Milliarden Dollar schwere defizitäre Anleihen kaufen musste, um eine Panik auf dem Finanzmarkt zu vermeiden.

Das ist es auf jeden Fall, worauf Finanzinvestoren bei Freddie Mac setzen. Die Steuerzahler bezahlten 180 Milliarden Dollar für das Spar- und Hypothekenbank-Debakel. Heute beträgt der Gesamtwert der von Freddie Mac und Fannie Mae garantierten Hypotheken weit über 2,6 Billionen Dollar. Das macht einige Leute ziemlich nervös. Viele der Hypotheken sind «regulierbare Hypothekenzinssätze», was bedeutet: Wenn der Zinssatz jetzt steigt, dann steigen auch die monatlichen Zinszahlungen. Das könnte der Auslöser für eine Flut von zahlungsunfähigen Schuldnern sein. Dieses Risiko ist einer der Gründe, warum die Europäische Zentralbank kürzlich ihre Mitglieder davor warnte, die Anleihen von Freddie Mac oder anderer von der Regierung gesponserter Unternehmungen zu kaufen.
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Grüße von SIGGI
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