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Alt 31-07-2002, 16:34   #10
arpad
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Für Mittwoch, den 31. Juli 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Stimmung beruhigt sich. Doch wie lange wird dieser Effekt die Kurse treiben können? Im Gegensatz zu den Industrietiteln, die häufig nach dem Absturz von Mitte Juli extrem unterbewertet sind und zudem ein stabiles Geschäft aufweisen, hält sich die Attraktivität vieler Technologietitel noch in Grenzen. Dabei geht es weniger um Bewertungs- als viel mehr um Vertrauensfragen. Daß die Vertrauenskrise noch nicht abgeschlossen ist, ist jedem klar, der morgens die Zeitung aufschlägt. Auch die neue Haftungsklausel der SEC und das neue Anti-Betrugsgesetz von George Bush werden nicht sofort wirken, sondern Zeit brauchen. Zuerst einmal müssen die Altlasten abgebaut werden.

Zu den Unternehmensmeldungen:

Corning knickt ein. Der weltweit größte Hersteller von Glasfasern und Glasfaserkabeln wurde von Standard & Poor's auf Junk-Status herabgestuft, nachdem der CFO James Flaws in einem Interview in der letzten Woche ankündigte, daß man eine Emission von Vorzugsaktien in einem Umfang von 500 Mio. Dollar plane. Die Vorzugsaktien, die in drei Jahren in Stammaktien umgetauscht werden, sollen Corning kurzfristig helfen Schulden abzubauen und die Durststrecke in der Telekom-Sparte zu überstehen. Corning wies für das 2. Quartal einen Umsatz von 896 Mio. Dollar aus, was auf dem Niveau des Vorquartals, aber 52% unter dem Vorjahresquartal liegt. Das Unternehmen beendete das Quartal mit liquiden Mitteln in Höhe von 3,1 Mrd. Dollar.

Sprint droht als nächstes pleite zu gehen. Nachdem Qwest Communications nun bestätigt hat, was bereits alle ahnten, und damit ein Antrag auf Gläubigerschutz nur noch Formsache ist, steht Sprint nun auf der Liste der Pleitekandidaten ganz oben. Der drittgrößte Telekomkonzern im Ferngesprächssektor, nach AT&T und Worldcom MCI, steckt in Liquiditätsschwierigkeiten. Der Kreditmarkt für Unternehmen wie Sprint ist völlig ausgetrocknet. Niemand ist mehr bereit hier Geld zu riskieren. So sollten es auch die Aktionäre halten. Wer in Sprint investiert haben sollte, muß sich überlegen, ob 8 Dollar pro Aktie nicht besser sind als 0 Dollar pro Aktie.

Bei Expedia schießt der Markt zuerst und stellt die Fragen erst später. USA Interactive hat angekündigt, daß man in Zusammenarbeit mit der SEC die unterschiedlichen Bilanzierungsmethoden der Töchter Expedia und Hotels.com harmonisieren will. Anders gesagt: Die SEC könnte mit den Bilanzen der beiden Unternehmen nicht einverstanden sein. Da nützt es auch nichts, daß das Expedia für das 2. Quartal einen ganz passablen Bericht vorlegte. Die Umsätze stiegen um 85% auf 144,9 Mio. Dollar, während der Gewinn nach Steuern auf 19,10 Mio. Dollar bzw. 0,29 Dollar pro Aktie stieg. Zudem erhöhte das Unternehmen die Umsatzprognose für das laufende Jahr um 29% auf 450 Mio. Dollar. Angesichts der dramatischen Überbewertung der Aktien nützt das jedoch herzlich wenig. Die Short-Seller haben bereits ein Drittel aller frei verfügbaren Aktien leerverkauft und setzen auf einen weiteren Einbruch des Kurses.


Quelle:FM Research
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arpad
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