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Alt 08-02-2005, 20:07   #1
Starlight
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Biogen IDEC: Gute Zahlen, teure Aktie

Biogen IDEC: Gute Zahlen, teure Aktie


Von Stefan Riedel
Auf den ersten Blick sieht alles glänzend aus: Biogen IDEC, mit 22,1 Milliarden Dollar Marktkapitalisierung das weltweit drittgrößte Biotech-Unternehmen, hat ein starkes viertes Quartal hingelegt.



Teure Spritzen: Mit Tysabri will Biogen IDEC den Markt für Multiple-Sklerose-Medikamente aufmischen.Mit 586 Millionen Dollar erreichte der Gesamtumsatz fast das Doppelte gegenüber den 299,8 Millionen Dollar aus dem Vorjahr. Allerdings entstand dieser Sprung durch die Fusion zwischen Biogen und IDEC, die im November 2003 abgeschlossen wurde.

Auch auf der Ergebnisseite verzerrt die Merger-Transaktion das Bild: Abschreibungen und Sondereffekte sorgten im vierten Quartal 2003 für einen Mega-Verlust von 990,6 Millionen Dollar oder 4,03 Dollar je Aktie. In diesem Jahr lagen die 14 Cent Gewinn je Aktie im Rahmen der Erwartungen.



Biogen IDEC profitierte von den starken Umsätzen mit dem Multiple-Sklerose-Medikament Avonex und dem Krebspräparat Rituxan. Auf Jahressicht erlöste Avonex fast ein Drittel des Gesamtumsatzes in Höhe von 2,21 Milliarden Dollar. Im vierten Quartal lagen die Einnahmen mit Rituxan bei 370 Millionen Dollar - eine Steigerung von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert.

Wesentlich höher - bei 31 Prozent - lag der Zuwachs bei Rituxan gegen Non-Hodgkin-Lymphom, eine häufige Form von Lymphdrüsenkrebs. Allerdings verbucht Biogen IDEC nur 170 der 429 Millionen Dollar Umsatz. Der Rest entfällt auf die Partner Genentech und Roche.

Mit 1,7 Milliarden Dollar Jahresumsatz ist Rituxan das meistverkaufte Krebsmedikament, das in Biotech-Labors entstanden ist. Zwei andere Produkte von Biogen IDEC, Amevive gegen Schuppenflechte und Zevalin als Nachfolge-Brehandlung für Non-Hodgkin, fristen dagegen ein Schattendasein. Zusammen kamen sie 2004 auf 66 Millionen Dollar.

Tysabri heißt das neue Zauberwort, dass die Gewinne in den kommenden Jahren wieder nach oben treiben soll. Das im vergangenen November zugelassene Medikament gegen Multiple Sklerose wirkt nach einem völlig neuen Mechanismus und soll Milliardenumsätze einspielen.

Konzernchef James Mullen rechnet damit, dass Tysabri bis 2007 das Niveau der aktuellen Erlöse mit Avonex erreichen wird. Bereits 2000 Neurologen hätten das per Injektion verabreichte Medikament in den ersten zehn Wochen nach der Zulassung verschrieben.

Kritiker monieren dagegen, dass der deutliche Preisaufschlag bei Tysabri etliche Fachärzte davon abhalte, den potenziellen Megaseller zu verschreiben. Die Behandlungskosten mit Tysabri werden pro Patient auf etwa 22.000 Dollar jährlich summieren. Rebif etwa liegt mit 16.000 Dollar deutlich drunter. Dazu kommen begrenzte Produktionskapazitäten: Biogen IDEC räumte auf der Pressekonferenz ein, dass diese zurzeit für maximal 40.000 Patienten jährlich reichten.

Gleichzeitig dämpfte das Management die Erwartungen für 2005: Beim Gewinn je Aktie erwartet es ein Plus "im niedrigen zweistelligen Prozentbereich". Im Gegenzug sollen die operativen Ausgaben um bis zu 14 Prozent steigen. Der Umsatz soll um 15 Prozent anziehen.

Nimmt man diese Wachstumsraten als Grundlage, sind im 2006er-KGV von 31 schon eine Menge Vorschusslorbeeren enthalten. Das Durchschnitts-KGV der anderen Biotech-Schwergewichte in den USA liegt bei etwa 25.

Um auf diesen Wert zu kommen, müsste Biogen IDEC für die nächsten zwei Jahre ein Umsatzwachstum von 29 Prozent hinlegen - bei gleichbleibender Umsatzrendite und ohne Kursaufschläge wohlgemerkt. Wer die Papiere im vergangenen Jahr gekauft hat, ist gut gefahren und sollte deshalb erst einmal Gewinne mitnehmen - Tysabri hin oder her.


Empfehlung: VERKAUFEN
Kurs am 8. Februar: 51,10 Euro
Rückschlagspotenzial: 20 Prozent


Quelle: BörseOnline
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