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Alt 24-01-2007, 15:32   #7
PC-Oldie-Udo
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Fluchend ins Halbfinale
Melbourne - Zwischen Genie und Wahnsinn ist Tommy Haas zum dritten Mal in das Halbfinale eines Grand-Slam-Turniers eingezogen.

Tommy Haas steht in Melbourne zum dritten Mal im Halbfinale
Beim 6:3, 2:6, 1:6, 6:1, 7:5 über den Russen Nikolaj Dawydenko wandelte der gebürtige Hamburger mehrmals am Abgrund, wehrte gar einen Matchball ab, spielte großartige Bälle und brachte sich schließlich selbst mit einer nie gehörten Schimpftirade wieder auf die Siegerstraße.
Nach insgesamt 3:19 Stunden eines spannenden Matches konnte er einen der größten Erfolge seiner langen Karriere feiern.
"Das ist einer meiner schönsten Momente", sagte Haas: "Als beim Matchball der Ball von Nikolaj ins Aus ging, da habe ich nur gedacht: Geil."
"Einer meiner größten Siege"
Am Freitag hat der 28-Jährige acht Jahre nach seiner ersten Halbfinalteilnahme bei den Australian Open 1999 und dem Scheitern im Semifinale 2002 ebenfalls in Melbourne nun erneut die Chance, sich seinen Traum vom Grand-Slam-Finale doch noch zu erfüllen.
"Das war einer meiner größten Siege, ohne Zweifel, ein super, super Gefühl", meinte der Wahl-Amerikaner: "Hier nach acht Jahren wieder im Halbfinale zu stehen, ist einfach großartig."
Gonzalez bezwingt Nadal
Dabei ist Fernando Gonzalez (Chile) sein Gegner, der nach den vorherigen Leistungen nicht überraschend den Weltranglisten-Zweiten Rafael Nadal 6:2, 6:4, 6:3 bezwang.
Gegen den Weltranglisten-Neunten hat Haas erst einmal 2004 auf Sand gespielt und verloren.
"Fernando spielt großartig, er hat einen fiesen Aufschlag, bewegt sich gut und schlägt eine knallharte Vorhand", meint Haas: "Aber wenn ich abrufe, was ich kann, wird es für jeden Gegner schwer, mich zu schlagen."
"Solche Aussetzer darf man sich nicht erlauben"
So wie für Dawydenko im ersten Satz, als Haas voller Selbstvertrauen und Sicherheit loslegte und ungefährdet in Führung ging.
Doch Dawydenko wurde schließlich sicherer und Haas verlor unverständlicherweise völlig den Faden.
"Ich habe mich nicht wohlgefühlt, habe mein Spiel nicht mehr gefunden, und Dawydenko hat auf alles eine Antwort gefunden", sagte Haas, der auch leichte Probleme mit den Augen und einer Oberschenkel-Verhärtung hatte: "Ich habe etwas den Kopf verloren, gegen Topspieler darf man sich eigentlich solche Aussetzer nicht erlauben."
Dr. Haas und Mister Hyde
Doch die Geschichte von Dr. Haas und Mister Hyde ging da gerade erst los.
Der Böse sollte nicht die Oberhand gewinnen, und so ließ Haas im vierten Satz nach einem Rebreak von Dawydenko zum 2: 1 in der Wechselpause eine Selbstbeschimpfung los, wie sie wohl noch nie von Mikrofonen bei einem Turnier eingefangen wurde.
"Ich kann es nicht, so kann ich nicht gewinnen, ich habe keinen Bock mehr, wofür mache ich das eigentlich, nur damit ich mich aufrege. Ich bezahle Leute für nichts." Dawydenko meinte nur: "Ich dachte, er ist verrückt geworden."
"Habe keine Ahnung, was ich gesagt habe"
Aber dann stand Haas auf, sagte zu sich: "Fighten, kämpfen, du gewinnst es jetzt." Danach war er wieder der Alte aus dem ersten Satz.
"Ich habe keine Ahnung, was ich gesagt habe, ich kann meine Emotionen nicht immer so gut kontrollieren." Aber es hat geholfen. Keinesfalls wollte er aufgeben, hatte ja auch noch die alte Rechnung mit Dawydenko aus dem Viertelfinale bei den US Open offen, als er in fünf Sätzen verlor.
"Diese Niederlage habe ich einige Wochen mit mir getragen. Ich bin froh, dass ich diese Rechnung begleichen konnte."
Innere Ruhe im Herbst der Karriere
Haas ist inzwischen bewusst, dass er im Herbst seiner Karriere ist. Die großen Chancen kommen nicht mehr so oft. "Ich nehme solche Matches jetzt viel wichtiger als vor ein paar Jahren."
So hat er es geschafft, auch bei den stets bedrohlichen Situationen im letzten Satz die innere Ruhe zu bewahren.
Ein Break zum 1:3 lag er hinten, schaffte prompt das Rebreak. Bei 4:5 schlug er zwei Doppelfehler, und Dawydenko hatte Matchball.
Aber ausgerechnet da verlor die 25 Jahre alte "Ballmaschine" die Geduld und hämmerte einen Return voller Wucht ins Netz. "Das war unglaublich dumm von mir", sagte Dawydenko geknickt.
http://www.sport1.de/de/sport/artikel_798105.html
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Es grüßt euch
Udo

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