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Alt 08-10-2011, 08:13   #1
Benjamin
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Jährliche Kreditaufnahme - brutto aufgenommen / netto verfügbar

Ich gewinne den Eindruck, dass die Entwicklung der Wohlfahrt der (US-)Gesellschaft ähnlich unsymetrisch verlaufen wird wie das bei der künftigen Entwicklung der jährlich netto der Wirtschaft bereitstellbaren Ölmenge erwartet wird (Net Hubbert Curve):



Der Abschwung (Absturz) ist viel steiler als der Aufschwung, d.h. der Abschwung vollzieht sich in viel kürzerer Zeit als der Aufschwung. Wir befinden uns heute wohl erst ganz am Anfang jenes Abschwungs analog zu der Situation beim Öl (siehe Grafik). Bei der analogen Grafik der jährlich netto der Wirtschaft bereitstellbaren Kreditmenge müßte natürlich die Öl-spezifische Verhältniszahl "EROI" entsprechend ersetzt werden durch die Verhältniszahl "netto frei für Einkäufe verfügbare Kaufkraftmenge je dafür eingesetzter Kreditsumme insgesamt" (aus letzterer müssen auch die Gebühren und Zinsen bezahlt werden).

Es wird deutlich: Die jährlich real verfügbare Kaufkraft wird immer kleiner werden, die wir netto aus der jährlichen Gesamt-Kreditmenge übrig behalten werden (nach Abzug der Zinsen). Wir können immer weniger einkaufen - besonders für die USA problematisch, dort kommt rund 75% der Wirtschaftsleistung aus dem Konsum!

Die Schrumpfung der jährlich real verfügbare Kaufkraft ist zwingend, weil wir uns von unserer eigenen Zukunft Geld leihen bzw. geliehen haben (bzw. von der Zukunft unserer Kinder und Enkel, die müßten die Schuld dann theoretisch erst erarbeiten) - wir werden es aber wohl nicht ausreichend erarbeiten können, weil die Voraussetzungen dafür bereits in der Vergangenheit (also heute!) weitgehend verfrühstückt wurden... was heute beginnt durch steigende Zinsen eingepreist zu werden!

Unser Anspruchslevel als Volkswirtschaft wird aber durch den höchsten erreichten Punkt der Kurve definiert, als waagerechte Linie (Tangente) dargestellt. Die Fläche, die zwischen jenem nicht mehr erfüllbaren Anspruchslevel (als waagerechte Linie dargestellt) einerseits und der Netto-Kurve andererseits liegt, stellt das Konfliktpotential in der Gesellschaft dar - und das wird sehr rasch größer. Immer mehr Leute wollen vom schnell immer kleiner werdenden Kuchen ein Stück abhaben - allen voran die Reichen und Mächtigen.


Insofern lande ich leider auch bei der gleichen Erwartung:
Zitat:
Ohne Gewalt wirds nicht funktionieren, ...
Nur stimme ich dem Ende des Satzes nicht zu (..."wer gibt schon schließlich gerne freiwillig Macht und Geld ab?"). Hier geht es nicht um Freiwilligkeit, hier stehen alle mit dem Rücken zur Wand - auch die Eliten. Hier gewinnt am Ende derjenige, der die stärksten Machtmittel einzusetzen in der Lage ist. Die o.g. Fläche wird zu groß werden, als das es ohne Gewalt abgehen wird - das ist jedenfalls die historische Lehre.

Es gibt nur ein einziges positives Beispiel in der Geschichte, wo eine Elite (ganz ähnlich mit dem Rücken an der Wand stehend) nicht die gewaltsame Fortsetzung des bekannten Weges wählte (wissend, dass dieser in den Untergang führt), sondern die Gesellschaft (als Not-Rettung) mehr oder weniger gewaltarm und geordnet vereinfachte und zurückführte auf ein Level, das langfristig aufrecht erhalten werden konnte. Das hatte allerdings einen enormen Verlust an materiellem und geistigem Wohlstand zur Folge.

Wer mag, kann hier mehr über jenes positive Beispiel lesen, und zwar am Ende des Postings #1:
https://www.traderboersenboard.de/showthread.php?t=39583
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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (09-10-2011 um 10:01 Uhr)
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