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Alt 09-10-2011, 08:55   #7
Benjamin
TBB Family
 
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Was also wird nun in den USA passieren?

Hier ist meine Meinung:

  1. "Weiter so!"-Politik (Business as usual) bis zum 6. November 2012, dem Tag der US-Präsidentenwahl. Bis dahin kein wirklich relevanter Politikwechsel.
  2. Am 6. November 2012 verliert Obama und gewinnt ein Republikaner, der durch die Tea-Party erpressbar sein wird. Hintergrund dazu in einem meiner letzten Postings woanders im Board.
  3. Nach dem 6. November 2012 beginnt eine mehrere Jahre lange Phase der Symplifizierung (Vereinfachung) der US-Wirtschaft und der hoheitlichen Natur der US-Regierung. Das hochkomplexe und vielfach vernetzte System "USA" ist nicht mehr auf dem gewohnten materiellen Wohlstandslevel finanzierbar. Simplifizierung bedeutet in erster Linie "Leute rausschmeißen", es dürfte also ein Schlachten bei all den vielen Bestandteilen im US-Bundeshaushaltes geben. Jede Menge Einrichtungen werden schlicht geschlossen - oder doch zumindest drastisch verkleinert - und deren Mitarbeiter entsprechend rausgeschmissen werden. Die US-Schuldenaufnahme ebenso wie natürlich die Gesamthöhe des US-Bundeshaushalts wird sehr drastisch zurückgefahren werden.
  4. Diese Phase der "Vereinfachung" hat natürlich ihrerseits Unterphasen. So dürften die ersten Maßnahmen nach der Präsidentenwahl noch einige wenige Jahre (etwa bis 2016?) durchgehalten werden können, ohne dass es zu wirklich großen Unruhen kommt (meine Vermutung: Das kann so bis etwa 2016 noch ohne schwere Verwerfungen durchgehalten werden). Die Bewegung "Occupy Walls-Street" und die tausenden von Unterbewegungen (z.B. "Occupy Denver") wächst, aber hat noch keine wirkliche Schlagkraft. Vermutlich werden sogar viele der Gegensätzlichkeiten von "Tea-Party" und "Occupy XYZ" z.T. in der Zeit aufgelöst. Man ist sich ja einig darin, dass so nicht weitergehen kann! Gleichwohl: Es steigt natürlich in der Zeit die Arbeitslosigkeit und Unzufriedenheit in der US-Bevölkerung weiter an, die Wirtschaftskraft sinkt, der Druck im Kessel steigt. Denn auch in dieser 1. Phase geht es noch immer weiter so: Noch mehr Kürzungen. Steuererhöhungen sind ja tabu, es geht nur kürzen. Ein z.T. grausamer Verteilungskampf um die verbliebenen Ressourcen.
  5. So um 2016 herum - also in rund 5 Jahren von heute gerechnet - erwarte ich die zweite Phase der Vereinfachung: Die ersten schweren Unruhen und Verwerfungen, welche die USA und die ganze Welt zutiefst verunsichern und erschüttern. Börsen-Crash bereits etwa ab etwa 2015, da die Anleger das wie üblich antizipieren werden!
  6. Diese Entwicklung ist dann danach in ihrem Lauf und dessen Ende nach einigen weiteren Jahren unausweichlich: Die USA hören am Ende auf, ein Bundesstaat zu sein. Auch die Bundesstaaten werden als hoheitliche Struktur sehr zurückgefahren worden sein. "Occupy XYZ" wird das zustande bringen. Was bleibt sind die alleinstehenden Strukturen in jeder einzelnen Kommune. Dort werden Gelder "irgendwie" für einen Kommunalhaushalt eingetrieben werden, teilweise einfach erbracht durch manuelle Arbeit der Bewohner in der Kommune. Nur auf Kommunallevel können dann noch Entscheidungen getroffen werden, die dann später in der Realität auch umgesetzt werden können.
  7. Vor allem bedeutet "Simpifizierung" eine Absenkung des materiellen Wohlstands breiter Bevölkerungsschichten. In den USA wird es wieder Hungersnöte geben, z. B. im Winter.
  8. Diese Absenkung des materiellen Wohlstands erfolgt zeitlich nicht symetrisch zur Zeit des Aufbaus dieses Wohlstands, sondern sehr viel schneller. In der Grafik unten die Jahreszahlen unten "ignorieren", richtig sind imo die oben im Text genannten Zahlen.


Es gibt immerhin einen positiven Aspekt bei dieser ganzen Entwicklung für jeden der Leser hier:

Wir genießen das Previleg, zum Peak des materiellen Wohlstands der Menschheitsgeschichte zu leben. Noch niemals ging es Menschen materiell so gut wie zu unseren Lebzeiten. Das sollten wir in aller Demut nicht vergessen und dem Schicksal dafür dankbar sein.

Diese Aussage gilt aber nur eingeschränkt für diejenigen unter uns, die jetzt jünger als etwa 50 Jahre alt sind. Die werden einen großen Teil ihres künftigen Lebens vermutlich sehr wohl unter materiellen Bedingungen leben, die immer mehr in Richtung 19. Jahrhundert gehen dürften.
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Beste Grüße, Benjamin

Geändert von Benjamin (09-10-2011 um 10:18 Uhr)
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