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Alt 05-12-2002, 15:29   #43
OMI
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05.12.2002 16:13

Zitate aus der Duisenberg-PK nach der Zinssenkung am 5.12.

Frankfurt, 05. Dez (Reuters) - Nachfolgend erhalten Sie Zitate aus der Pressekonferenz der Europäischen Zentralbank (EZB) am 5. Dezember. Wenn nicht anders angegeben, handelt es sich um Aussagen von EZB-Präsident Wim Duisenberg. DUISENBERG ZU ANGEMESSENEN ZINSSÄTZEN: "Wie ich bereits erwähnte, benutzen wir nicht gerne Standardformulierungen. Aber wir hätten das Wort 'angemessen' benutzen können. Ich hatte es gerade vergessen. Wenn der EZB-Rat entscheidet, dass die Zinssätze angemessen sind, dann sind sie es auch." Auf die Frage, ob die EZB mit dem Zinsschritt auf absehbare Zeit reinen Tisch gemacht oder den Spielraum eingeengt hat? "Den ersten Teil der Frage würde ich bejahen." DUISENBERG ZUM WACHSTUMSPAKT: "Der Schwerpunkt sollte auf eine wachstumsorientierte Konsolidierungspolitik gelegt werden, die die Produktivkräfte der Wirtschaft stärkt. Der Rat betrachtet die jüngste Kommunikation der Kommission als guten Ausgangspunkt für die Wiederherstellung des Vertrauens in das haushaltspolitische Rahmenwerk." "Wir unterstützen voll und ganz das Hauptziel der Kommission, den Pakt in dem bestehenden Regelwerk anzuwenden." DUISENBERG ZU LIQUIDITÄT: "Ich habe gesagt, die reichliche oder überschüssige Liquidität, die in der Euro-Zone vorhanden ist, stellt unserer Ansicht nach keine Bedrohung für die Preisstabilität dar, da eine Wirtschaftsflaute herrscht." DUISENBERG ZU STRUKTURELLEN REFORMEN "Schließlich sollte ich noch einmal betonen, dass es immer noch dringenden Bedarf gibt, eine Tagesordnung für eine Strukturreform einzuführen. Wir stellen mit etwas Besorgnis den langsamen Fortschritt in einigen Euro-Ländern fest und fordern die Regierungen auf, mit Bestimmtheit Maßnahmen zu ergreifen. Der mittelfristige Einfluss solcher Reformen ist wahrscheinlich beträchtlich. Eine umgehende Umsetzung dieser Reformen am Arbeitsmarkt, bei der Produktion und an den Finanzmärkten ist im Moment besonders wichtig, da dies zu einer Stärkung des Vertrauens in der Euro-Zone führt und kurzfristig die Wirtschaftsaktivität fördert." DUISENBERG ZU PREISSTABILITÄT: "Geopolitische Tangenten mit möglichen Auswirkungen auf den Ölpreis, Entwicklungen an den Finanzmärkten, das schleppende Wachstum der Weltwirtschaft und die fortdauernden globalen Ungleichgewichte sind alle Faktoren, die das Vertrauen negativ beeinflussen. Diese Faktoren haben auch negative Auswirkungen auf Konsum, Investitionen und den Arbeitsmarkt in der Euro-Zone. Es ist schwierig vorauszusagen, wann diese Unsicherheiten beginnen abzunehmen. Sie müssen in den mittelfristigen Wirtschaftswachstumsaussichten in Betracht gezogen werden. Die gedämpfte wirtschaftliche Aktivität sollte das potenzielle Preisauftrieb-Risiko begrenzen." DUISENBERG ZUM M3-REFERENZWERT: "Beim heutigen Treffen haben wir auch den Referenzwert für das Geldmengenwachstum überprüft, der eine große Rolle für die erste Säule spielt." "Der Rat hat entschieden, den aktuellen Wert unverändert bei einer jährlichen Wachstumsrate von 4,5 Prozent ... zu belassen." DUISENBERG ZU INFLATION: "Unsere jüngste Information belegen, dass sich die Anzeichen für einen Rückgang des inflationären Drucks verdichtet haben. Eine Flaute des Wirtschaftswachstums der Euro-Zone wurde gestern von Eurostat bestätigt ... es lag am unteren Ende der Erwartungen. Die Euro-Zone-Daten deuten an, dass die allgemeine Stimmung in der Wirtschaft lustlos blieb, das Geschäftsklima verbesserte sich etwas, das Verbraucher-Vertrauen sinkt weiter." "Die Aussichten haben zugenommen, dass die Inflation in 2003 unter zwei Prozent fällt und im Rahmen der Preisstabilität bleibt. Unsere Entscheidung sollte ein Gegengewicht sein (...), in dem das Vertrauen gestärkt wird." "Von nun an bis in die ersten Monate des kommenden Jahres hinein gibt es immer noch einige Faktoren, die die jährliche Inflationsrate in den kommenden Monaten über der Marke von zwei Prozent halten - auch wenn die jüngste Entwicklung der Ölpreise den kurzfristigen Preisdruck gelockert hat." "Dennoch ist dieser kurzfristige Ausblick auf beides bezogen: auf Basiseffekte und indirekte Steuern mit Blick auf zeitweise Entwicklungen. Über den kurzfristigen Ausblick hinaus gehen wir davon aus, dass sowohl die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung und der Euro-Wechselkurs (...) zu einem weiteren Nachlassen des Inflationsdrucks beitragen wird." DUISENBERG ZUR ZINSSENKUNG: "Wir haben unsere eingehende Bemessung der fiskalen, finanziellen und wirtschaftlichen Entwicklung und die Gespräche von Anfang November in Bezug auf eine angemessene Haltung der Fiskalpolitik fortgeführt. Seit unserem letzten Treffen haben sich die Gründe für eine Zinssenkung verstärkt: Hinweise darauf, dass der Inflationsdruck nachlässt - zum Teil ausgelöst von der langsamen wirtschaftlichen Entwicklung - haben zugenommen. Weitere zusätzliche Hinweise auf Abwärtsrisiken für das Wirtschaftswachstum sind nicht zurückgegangen. Daher hat sich der EZB-Rat heute zu der Kürzung um 50 Basispunkte entschlossen." DUISENBERG ZU M3: "Das Wachstum der Geldmenge wurde wesentlich beeinflusst durch Portfolio-Umverteilungen im Umfeld einer allgemeinen Unsicherheit, besonders durch die Anspannung an den Finanzmärkten. " "Es gibt genügend Liquidität im Euro-Raum. Allerdings ist es angesichts eines langsamen Inflationsanstiegs unwahrscheinlich, dass sich diese übermäßige Liquidität in nächster Zukunft in einen Inflationsdruck übertragen wird." "Wenn man die aktuellen Entwicklungen mit dem Referenzwert vergleicht, ist es wichtig daran zu erinnern, dass der Referenzwert mittelfristig aufgefasst wird. Kurzfristige Bewegungen bei M3 haben nicht notwendigerweise Auswirkungen auf zukünftige Preisentwicklungen. Darüber hinaus müssen Abweichungen von M3 vom Referenzwert in Verbindung mit anderen realen und finanziellen Indikatoren analysiert werden, um ihre Auswirkungen auf die Preisstabilität zu begreifen." (Alle Zitate wurden von Reuters übersetzt und sind keine offiziellen Übersetzungen der EZB.)

Quelle: REUTERS
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