Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 20-06-2007, 15:44   #37
Benjamin
TBB Family
 
Registriert seit: Mar 2004
Beiträge: 10.374
20.06.2007
Zucker, einer der spannendsten Rohstoffe unserer Zeit

(Serie Rohstoff Know-how)

[...]
Genau wie Kaffee und Kakao wird auch Zucker an der NYBOT gehandelt. Der Teilbereich dieser New Yorker Warenterminbörse trägt auch den Namen CSCE (Coffee, Sugar, Cocoa Exchange). Weitere Handelsplätze sind die LIFFE in London, das Chicago Board of Trade (CBOT) sowie verschiedene Börsen in Brasilien und Japan. Die Zertifikate und Hebelprodukte, die Sie in Deutschland kaufen können, beziehen sich allesamt auf die wichtigste Zuckersorte „11“, die in New York gehandelt wird. Brasilien ist mit einem Weltmarktanteil von 16% der größte Produzent. Es folgen Indien mit 14%, China mit 6% und die USA mit 5%.

Von der Zuckerrübe zum Sirup
Zucker wird auf zwei Arten gewonnen. Da ist zum einen das Zuckerrohr und die Zuckerrüben. Rund ein Drittel wird dabei aus Zuckerrüben gewonnen. In der EU werden jährlich ca. 120 Millionen Tonnen Rüben produziert, aus welchen die europäische Zuckerindustrie zwischen 14 und 16 Millionen Tonnen Kristallzucker gewinnt. In der EU sind Deutschland und Frankreich die Hauptproduzenten. Wichtig ist auch, dass fast 90% des in Europa konsumieren Zuckers heute aus heimischem Anbau stammen. Damit spielt der Export im Gegensatz zu vielen anderen Agrargütern bei Zucker nur eine kleine Rolle. Die größten Lieferanten von Zuckerrüben waren Frankreich mit 29, die USA mit 27 und Deutschland mit 25 Millionen Tonnen.

2005 war ein klassisches Hausse-Jahr für Zucker. Das hatte zwei Gründe: Zum einen waren spekulative Fonds mit großen Kaufpositionen im Markt. Zum anderen gab es ein Angebotsdefizit bei Zucker. Das lag nicht an der erhöhten Nachfrage von Zucker als Süßungsmittel. Vielmehr wird wegen der hohen Rohölpreise immer mehr Zucker zu Ethanol verarbeitet. Diese Entwicklung ist nicht neu. Ethanol wurde bereits in den 1930er Jahren als Treibstoff eingesetzt. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei Brasilien ein. Schon direkt nach der letzten großen Ölkrise 1972 startete der brasilianische Staat ein Programm für die Erzeugung von Ethanol aus Zuckerrohr als Ersatz für herkömmlichen Treibstoff. Laut aktueller Schätzungen könnte die jährlich Menge Ethanol von derzeit 10,2 Milliarden Gallonen auf bis zu 17,2 Milliarden Gallonen im Jahr 2012 steigen. Auf Grund dieser Wachstumsphantasie zählt Zucker zu den spannendsten Agrarrohstoffen derzeit.

Nach dem Preissturz hat Zucker wohl einen Boden ausgebildet
Die vergangenen 12 Monate verliefen für Zucker sehr schlecht. Vom Hoch bei rund 18 Cents pro Pfund ging es sehr rasch bis in den Bereich von 10 Cents nach unten. Mittlerweile sieht es aber so aus, als ob der Zuckerpreis bei rund 8,5 Cents einen Boden ausgebildet haben könnte . Insgesamt hat die Volatilität wieder deutlich zugenommen und auch von der fundamentalen Seite gibt es weiterhin positive Signale. So gab es erst kürzlich Nachrichten aus Brasilien, wonach annähernd 50% der Zuckerernte in die Ethanolproduktion fließen sollen. Die weltweit steigende Ethanolnachfrage wird mittel- bis langfristig, trotz des großen Angebots, wohl zu steigenden Preisen führen.

Ein spannender Markt ist hierbei Indien. Denn so wie es die aktuellen Zahlen andeuten, könnte Indien schon bald als Zuckerexporteur wegfallen. Auslöser dafür ist ein Regierungsbeschluss der eine zehnprozentige Ethanolbeimischung zum normalen Benzin vorsieht. Bislang galt die Beimischungspflicht nur für drei Bundesstaaten, doch ab November soll sie auf das ganze Land ausgeweitet werden. Da zusätzlich die Anzahl der Fahrzeuge in Indien sprunghaft ansteigt, dürfte die inländische Zuckerproduktion schon bald nicht mehr ausreichen, um die erhöhte Nachfrage auch zu befriedigen.

Ethanol-Fantasie stützt das Preisniveau
Insgesamt ist im laufenden Jahr mit einem leichten Anstieg der weltweiten Zucker-Produktion zu rechnen . Laut der aktuellen Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums USDA wird die Produktionsmenge in diesem Jahr geschätzte 163,3 Mio. Tonnen betragen. Im vergangenen Jahr waren es noch 161,3 Mio. Tonnen. Die internationale Sugar Organisation (ISO) erwartet aber für 2007 einen Produktionsüberschuss von annähernd 9 Mio. Tonnen. Dennoch sind die langfristigen Aussichten für Zucker weiterhin positiv – insbesondere wegen der ständig steigenden Nachfrage nach Ethanol. Und im Gegensatz zu vielen anderen Rohstoffen ist der Weg zum Allzeithoch noch sehr weit: Mit einem Preis von knapp unter 9 Cents pro Pfund notiert Zucker rund 75% unter dem Hoch bei 40 Cents aus den 1970er Jahren.

Bis morgen
Heiko Böhmer
Chefredakteur „Privatfinanz-Letter“
#########################################

Sugar may double by year-end on more ethanol use

Jun 19


Prices of sugar, the worst- performing commodity in the past year, may more than double by the end of 2007 as gains in crude oil encourage ethanol use, said Greg Smith, executive director at hedge fund manager Global Commodity Ltd.

More ethanol will be put into use in Brazil and the US as crude oil prices in New York rose to a nine-month high yesterday. Increased use of ethanol may help whittle down inventories of sugar, which is used as a feedstock to produce the alternative fuel, Smith said in an interview in Singapore.

Raw sugar prices in New York have fallen 36% in the past year, even after a 6.5% gain on Monday, amid expectations that a glut in major growing areas such as Brazil and India will swell global inventories. October delivery futures fell 1.6% to 9.41 cents a pound on the New York Board of Trade. “Sugar could be as high as 20 cents a pound by the end of this year,” said Smith, who has been trading commodities for over 25 years. “We’ve actually started to buy sugar about 2-3 months ago because we believe the market was undervaluing sugar relative to its ethanol value.”

The global surplus of the sweetener may reach 9.2 million metric tonne this year, according to a forecast by the London-based International Sugar Organization. Excess inventory can be absorbed by more ethanol use, said Smith. “If you look at it historically, it normally takes about 12-18 months to consume that excess in inventory,” he said. “However because now more and more vehicles are being run on ethanol, that inventory will be cut back pretty quickly.” Brazil is adding more ethanol to domestic gasoline starting next month as farmers harvest a record sugar crop, the government said last week. Brazil’s sugarcane output will rise to 513.3 million tonne this year from 455.3 million tonne in 2006, it said.

Ethanol is made from sugar in Brazil and corn in the US. Weather is also a factor that may boost sugar prices, Smith said. “If you get any hurricane go through Cuba or any adverse weather patterns in Brazil, then you will see sugar trade substantially higher very quickly,” he added. For the same reason, Smith also liked coffee, wheat, corn and soybeans.
—Bloomberg

Geändert von Benjamin (20-06-2007 um 15:50 Uhr)
Benjamin ist offline   Mit Zitat antworten