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Alt 15-07-2002, 22:13   #5
Starlight
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Nachbörsliche Kursbewegungen:





Gewinner: Mc Afee, Immunex, Microstrategy, Dell Computer,Starbucks , Vitesse Semiconductor, Bell Canada, Gen Magic , Infospace, Broadvision, Purchasepro.com, JDS Uniphase




Loser: Lucent Technologies, Worldcom , Sanmina Corp, Retek, Wrldcom Mci Grp, Internap Netwk, Plumtree Software, Razorfish




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After Hours- Top 100


Regulärer Handel- Top 100

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After Hours - Montag

Die Titanic sinkt noch nicht

Im freien Fall erreichte der Dow Rekordgeschwindigkeit. Sechs Handelstage hatten die Blue Chips mehr als 1100 Punkte gekostet – bis am Nachmittag ganz unerwartet die Wende kam. Der Dow fing sich eine Handbreit über dem September-Tief und rappelte sich auf. Nichtsdestotrotz schloss der immer noch und zum sechsten Mal in Folge im Minus. Die Nasdaq unterdessen schob sich Minuten vor der Glocke ins Plus.

Experten sind sich erwartungsgemäß nicht einig, wie die Nachmittagsrallye zu beurteilen sei, doch ist man überwiegend skeptisch. Natürlich ist ein Aktien-Run um fast 400 Punkte außergewöhnlich – doch erinnert der Tages-Chart sehr an ein Bild, das man an der Wall Street seit Wochen mit steter Regelmäßigkeit sieht. Die Kurse fallen, fallen, fallen auf ein neues Tief, und dann werden Schnäppchen gemacht und Short-Positionen gecovert. Und was zunächst wie eine dramatische Kehrtwende aussieht ist am Ende nur eine Verzögerung und ein Warten auf den nächsten Sturz.

Die dramatischen Vergleiche, die Händler auf dem Parkett ziehen, sprechen eine deutliche Sprache – sie erinnern an einen finalen Untergang. „Ich komme mit vor wie der Kapitän der Titanic“, sagt Tom Schrader vom Brokerhaus Legg Mason. „Man fragt sich, wo eigentlich das ganze Wasser herkommt, und man sieht, dass es keinen verschont.“ Tatsächlich: Die Verluste waren am Montag breit gestreut – die Nachmittagsgewinne aber auch.

Nach der Glocke hielten sich die Kurse der meisten Papiere nahe ihrer Schlusskurse. Die Biotech-Aktien von Amgen und Immunex erholten sich nur leicht, nachdem sich Experten optimistisch über die geplante Fusion geäußert hatten. Fleet Boston geriet noch einmal unter Druck, nachdem die Rating-Agentur Fitch die Kreditwürdigkeit des Finanzdienstleisters abstufte. Man fürchtet weiter drastische Auswirkungen der Konjunkturkrise in Südamerika auf die Bilanz des Kreditgebers.

Doch viel Gedanken machte man sich darüber am Montagabend nicht mehr. Zu groß sind die Sorgen um die eigene Konjunktur, die den Markt umtreiben. Am Dienstag erhofft man sich dazu etwas Aufklärung. Notenbank-Chef Alan Greenspan wird vor dem Kongress und einen Tag später vor dem Senat seinen halbjährlichen Bericht zur konjunkturellen Lage der Nation abgeben und vielleicht einen Hinweis auf die weitere Politik der Fed geben. Experten rechnen damit, dass Greenspan eine Anhebung der Zinsen auch weiterhin nicht erwägt, man glaubt aber auch nicht an eine weitere Senkung.

Interessant dürfte auch sein, was Greenspan zur Position der amerikanischen Wirtschaft im globalen Zusammenhang und zur Stärke der Währung sagen wird. Am Montag hat der Euro Parität zum Dollar erreicht, der Yen notiert stärker denn je. Brian Wesbury vom Brokerhaus Griffin, Kubik, Stephens & Thompson sieht einen Teufelskreis. „Der schwache Aktienmarkt belastet den Dollar, der schwache Dollar ist Schuld am aktuellen Ausverkauf“, sagt er knapp. Tatsächlich ziehen ausländische Investoren seit Monaten immer mehr Geld aus dem US-Markt und investieren in anderen Märkten.

Was an der Wall Street im weiteren Wochenverlauf passiert, hängt indes nicht allein von Greenspan und dem Dollar ab – sondern schlicht von einer Flut von Unternehmensdaten, die in den nächsten Tagen vorgelegt werden. Am Dienstag legen mit Intel, General Motors, Caterpillar und Johnson & Johnson allein vier Dow-Werte Quartalszahlen vor, des weiteren melden Apple, Continental Airlines, Merrill Lynch, und einige High-Tech-Klitschen überwiegend aus der Chip- und Netzwerkbranche.

© Wall Street Correspondents, Inc.

Geändert von Starlight (16-07-2002 um 00:05 Uhr)
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