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Alt 01-06-2005, 21:20   #226
Starlight
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Bereit zum Rückzug?
Von Mark Arbeter, technischer Chefstratege bei S&P

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Alt 02-06-2005, 20:41   #227
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SEC: Der Anti-Donaldson kommt

Das schönste Geburtstagsgeschenk machte William Donaldson nicht sich selbst, sondern Corporate America. Der heute 74-Jährige ist überraschend als Chef der Börsenaufsicht SEC zurückgetreten und macht den Weg frei für einen Nachfolger, der zahlreiche der Donaldson’schen Reformen wohl wieder rückgängig machen dürfte.

Für den Kleinanleger dürften mit Donaldsons Rücktritt wieder schwere Zeiten anbrechen. Die gab es schon einmal, bevor der ehemalige Investmentbanker und Chef der New York Stock Exchange von Präsident George W. Bush an die Spitze der SEC berufen wurde. Sein Vorgänger Harvey Pitt hatte sich in Streitfällen meist auf die Seite der Unternehmen geschlagen, nach den Bilanz- und Börsenskandalen um Enron, WorldCom und Smith Barney gelang es ihm nicht, das Vertrauen der Investoren in die Aktienmärkte zurückzugewinnen.

Donaldson hingegen schien der richtige Mann für den Job zu sein, zumal er ein langjähriger Freund der Familie Bush war und als linientreuer Republikaner galt. Seine Parteigenossen allerdings sahen bald mit Schrecken, dass Donaldson seinen Job nicht so halbherzig ausfüllte wie mancher gehofft hatte. Im Gegenteil: Der SEC-Chef startete einen wahren Kreuzzug gegen den Börsenbetrug im ganzen Land. Seite an Seite kämpfte er mit dem New Yorker Generalstaatsanwalt Eliot Spitzer, der sich längst einen Robin-Hood-Status unter Investoren erarbeitet hat.

Gemeinsam verklagten Spitzer und Donaldson die TV-Diva Martha Stewart wegen Insiderhandels und den früheren HealthSouth-Chef Richard Scrushy wegen Bilanzbetruges. Die Behörde knöpfte sich Fond-Manager vor und untersuchte deren bis dato recht unkontrollierte Handelspraktiken. Man verklagte erfolgreich Analysten mit Interessenskonflikten wie den einstigen Telekom-Star Jack Grubman und räumte bei den Banken und Bilanzprüfern auf, deren Manager die Machenschaften bei Enron und WorldCom abgesegnet hatten.

Während seiner ganzen Amtszeit machte sich Donaldson zudem für das in Regierungs- und Unternehmenskreisen immer noch umstrittene Bilanzgesetz Sarbanes-Oxley stark, das die Aufstellung des Jahresabschlusses strenger als bisher reguliert und Manager für Fehler direkt und persönlich in Verantwortung nimmt.

Dankbar mögen ihm dafür von Anfang an die Anleger gewesen sein, allein, in Washington war man nicht zufrieden. Unternehmen und damit die Lobbyisten in der Hauptstadt sahen ihre Felle davonschwimmen. Vor allem zwei noch anstehende Projekte Donaldsons sorgten für Aufregung in den Chefetagen. So machte sich der SEC-Chef für eine bessere Offenlegung von Manager-Gehältern stark. Zudem arbeitete er an einem Gesetz, das Aktionären das Recht zugestanden hätte, bei Jahreshauptversammlungen direkt eigene Kandidaten für den Aufsichtsrat zu nominieren.

So viel Kontrolle ist den Unternehmen zu viel. Ihnen kommt Donaldsons überraschender Rücktritt von der SEC-Spitze nun recht. Denn die jüngsten Vorschriften und Gesetzänderungen sind noch nicht beschlossen und hängen nun an einem seidenen Faden. Dass der bald reißen dürfte, ist spätestens klar, seit US-Präsident George W. Bush wenige Stunden nach Donaldsons Rücktritt dessen voraussichtlichen Nachfolger bekanntgab: Der kalifornische Kongressabgeordnete Cristopher Cox gilt nicht gerade als Freund kleiner Investoren. Bekannt ist der 52-Jährige vor allem durch ein Gesetz aus dem Jahr 1995, das es Anlegern erschwert, Unternehmen wegen Aktienbetruges anzuklagen.

„Alles was wir unter William Donaldson geleistet haben, hängt nun in der Luft“, klagt folglich Harvey J. Goldschmid, einer von zwei Demokraten im Vorstand der Börsenaufsicht. Was die Lage für Investoren noch schlechter macht: Auch Goldschmid wird die SEC im Sommer verlassen und den Platz für einen von Präsident Bush nominierten Nachfolger räumen.

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Alt 06-06-2005, 20:49   #228
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Intel inside: Apfel mit Wurm?

Die Strategie von Apple ist spätestens seit Einführung des iPod klar: Der bisherige Nischen-Anbieter will endlich größer werden. iMac und iBook sollen künftig nicht nur bei eingeschworenen Fans stehen, sondern auch bei den 97 Prozent des Marktes, die bisher Microsoft-gepowerte Maschinen bei Dell, Gateway und Hewlett-Packard gekauft haben.

Der Weg vom Außenseiter mit Kultstatus zum Massenfertiger führt bei Apple über zwei Schritte: Akzeptanz steigern und Preise senken. Dabei hat man die erste Etappe weitgehend hinter sich – mit Erfolg. Der iPod ist der beliebteste mp3-Spieler auf dem Markt, obwohl er in mehreren Tests nicht immer als das beste Gerät abschnitt und auch keinesfalls das billigste ist.

Für den Erfolg des Spielers gibt es mehrere Gründe: die Eleganz des per Drehscheibe gesteuerten Geräts, das poppige Marketing, die gut bestückte und doch einfach zu bedienende Musikdatenbank iTunes. Größter Coup von Apple-Chef Steve Jobs war allerdings die Einführung eines iPod für Windows, der als trojanisches Pferd arbeitete und auch nach Einschätzung mehrerer Analysten immer mehr PC-User ins Mac-Lager holen könnte…wäre da nicht der hohe Preis für die Apple-Computer.

An diesem zweiten Schritt also arbeitet man jetzt. Die Preise für iMac und iBook müssen runtergeschraubt werden. Um die Margen nicht opfern zu müssen, setzt Apple nun auf billigere Komponenten – und kauft Chips von Intel. Das mag für Steve Jobs eine kleine Managementeitscheidung sein, für Apple-User ist es eine Revolution. Eine gefährliche und unerwünschte, allerdings, schließt sich doch der Computerzwerg endgültig der „Achse des Bösen“ an: „Wintel“ heißt das Übel bei Apple-Fans, es beschreibt die Allianz von Intel und dem Microsoft-Betriebssystem Windows, die weltweit den Computermarkt dominiert.

Steve Jobs wird es nun nicht egal sein, wenn sich seine treuen und loyalen Fans ärgern. Zumal es bei Apple oft ganz familiär zugeht. Auf der MacWorld laufen sich zweimal jährlich die immer gleichen Bekannten über den Weg, Manager plaudern mit Bloggern, Steve Jobs fährt in Blue Jeans und schwarzem Rolli stehende Ovationen ein. Allerdings wird sich der Apple-Chef auch keine allzu ernsten Sorgen machen müssen. Kaum ein Fan wird aus Intel-Frust dem Mac den Rücken kehren – außer den „Wintel“-Boxen gibt es schließlich keine Alternativen. Wachstum über die bisherige 3-Prozent-Grenze hinaus ist Jobs hingegen sicher: Mancher Analyst geht davon aus, dass Apple mit günstigeren Preisen seine Marktanteile verdoppeln kann.

Wenn auf den formschönen Apple-Maschinen künftig also „Intel inside“ steht, dann mag damit für manchen eingeschworenen Fan der Wurm drin sein. Für Steve Jobs – und letztlich auch für die Aktionäre – kommt der Intel-Prozessor allerdings einer Kraftspritze gleich, die Apple auf ein neues Umsatzniveau pushen könnte.

Die Verlierer bei dem Deal sind derweil die beiden Unternehmen, die Apple bisher mit Chips beliefert haben: IBM und Freescale. Wirlich sorgen müssen sich die beiden Firmen aber nicht machen. Bei Freescale, der einstigen Chip-Tochter von Motorola, sorgte Apple zuletzt für 3 Prozent des Umsatzes, und auch bei IBM dürfte nach Ansicht von Goldman Sachs die Schlagzeile in der Computerpresse schmerzhafter sein als der Ausfall des Kunden Apple. Nach Abschied des letzten großen Computerkunden dürfte sich Big Blue einfach noch mehr aus seine aktuelle Stärke konzentrieren: Chips für Spielkonsolen. Sowohl die Microsoft Xbox als auch die Sony Playstation laufen mit IBM-Prozessoren.

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Alt 07-06-2005, 19:09   #229
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GM fährt weiter auf steinigen Wegen

Es muss eine eigenartige Stimmung sein beim Aktionärstreffen von General Motors in Wilmington im US-Staat Delaware, wo die Firma aus steuerlichen Gründen ihren Hauptsitz hat. Anleger hören von neuen Modellen und Kostensenkungen, so richtig überzeugend klingt nichts – aber zumindest steigt die Aktie im Dienstagshandel.

GM-Anleger müssen ganz besonders geduldige Leute sein. Oder große Optimisten. Denn was sie in den ersten Stunden der diesjährigen Aktionärsversammlung zu hören bekamen, rechtfertigt nur bedingt ein Plus für das Dow-notierte Papier. Da wären zum einen Kostensenkungen, zum anderen eine Erweiterung der Produktpalette, die man ironischerweise aber nicht ohne Berechtigung so umschreiben kann, wie ein Analyst am Morgen: GM will künftig schöne Autos bauen, die die Leute kaufen wollen.

Das ist ja schon einmal ein Ansatz. Immerhin will man ja den Marktanteil von zur Zeit 26 Prozent gerne anheben, wenngleich man die 47 Prozent wohl nie mehr erreichen wird, die GM vor dreißig Jahren bilanziert hat.

So richtig überzeugt die Idee dann aber doch nicht, wenn man einmal hinter die Kulissen blickt. Denn die Modelle, die über die nächsten dreißig Monate – das sind zweieinhalb Jahre! – auf den Markt kommen sollen, decken weitgehend die Sektoren Trucks und SUV ab, die US-weit langsam an Bedeutung verlieren. Dass GM den durchschnittlichen Benzinverbrauch von 11,9 auf 11,4 Liter auf hundert Kilometer senken will, dürfte die Wagen nicht wesentlich attraktiver machen.

Genauso vage wie die Erfolgsaussichten neuer Modelle sind unterdessen die Ideen, die das GM-Management zum Thema Kostensenkungen anbietet. Bis 2008 sollen zwar 25 000 Mitarbeiter entlassen und dadurch bis zu 2,5 Milliarden Dollar eingespart werden. Doch hört sich dieser Schritt leichter, an als er ausgeführt ist. Weitere Werkschließungen – GM hat in diesem Jahr bereits vier kleinere Produktionsstätten dicht gemacht – empfehlen sich nicht. Laut dem Tarifvertrag muss das Unternehmen danach nämlich 95 Prozent der Löhne weiterzahlen.

General Motors wartet also auf auslaufende Verträge, was den Personalabbau auch über so lange Zeit hinaus verzögert.

Auch die geplanten Kostensenkungen in der Krankenversicherung dürften dem Unternehmen weiter Kopfzerbrechen bereiten, müssen aber irgendwie durchgezogen werden. Pro verkauftem Auto fließen zur Zeit satte 1500 Dollar in die Krankenversicherung für Mitarbeiter und Pensionäre, was GM einen deutlichen Wettbewerbsnachteil gegenüber der ausländischen Konkurrenz einbringt. Den Eigenanteil der aktuellen und ehemaligen GM’ler zu heben, wird indes nicht leicht sein. Denn die Gewerkschaft der Automobil-Arbeiter wird ihren sensationellen Deal nicht leicht aufgeben wollen. Immerhin: Während der durchschnittliche Amerikaner 25 Prozent seiner Versicherung selbst bestreitet, liegt der Eigenanteil bei GM bei mageren 7 Prozent.

So gesehen bekommen GM-Aktionäre am Dienstag in Delaware zwar einige Ideen vorgesetzt, aber doch kaum ein duchführbares Konzept und erst recht kein Allheilmittel für den kränkelnden Konzern. Dass sich CEO Rick Wagoner weiterhin weigert, klare finanzielle Ziele für den Konzern oder die 114 Milliarden Dollar schwere Nordamerika-Sparte zu nennen, steigert das Vertrauen nicht. Wagoner will zur Zeit nicht einmal sagen, wann der Konzern, der im zurückliegenden Quartal einen Verlust von 1,3 Milliarden Dollar eingefahren hat, wieder profitabel sein wird.

Was Anleger zudem belasten sollte: Am Abend läuft das Angebot von Großinvestor Kirk Kerkorian aus, der eigentlich weitere 28 Millionen GM-Aktien zu einem Kurs von 31 Dollar übernehmen wollte. Seine Ankündigung hat das Papier jüngst von einem historischen Tief von 24 Dollar auf eben jenen Kurs schnellen lassen – zur Wochenmitte dürfte sich GM folglich wieder in unter die Dreißig-Dollar-Grenze verschieben.

GM notiert im Dienstagshandel mit einem Plus von 1,7 Prozent bei 30,95 Dollar.

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Alt 07-06-2005, 19:17   #230
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2.100 - der kritische Punkt im Nasdaq
Von Mark Arbeter, technischer Chefstratege bei S&P

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Alt 07-06-2005, 19:21   #231
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Dow-Jones-Chartanalyse


Von Stefan Mayriedl
Die Konsolidierung beim Dow Jones hat ein Stadium erreicht, das es wahrscheinlich macht, dass der Index schon in Kürze wieder nach oben dreht. Eine solide Unterstützungszone in unmittelbarer Nähe untermauert diese These.
Kurzfristige Analyse
Der Markt ist gemessen am Double-Smoothed-Stochastics-Oszillator inzwischen so stark überverkauft, wie seit sieben Wochen nicht mehr. Daher sind die Chancen sehr groß, dass die Unterstützung zwischen 10.375 und 10.420 Zählern Stand hält. Auf dem Niveau befindet sich nicht nur ein horizontaler Verlaufsbereich, sondern auch sämtliche Gleitenden Durchschnitte der letzten 21, 55 und 200 Börsentage.

Dreht der Index daher wieder nach oben, kann ein weiterer Anlauf gestartet werden, den bei 10.585 Punkten beginnenden Widerstandsbereich zu überwinden. Er reicht bis zum Fibonacci-Retracement bei 10.615 Zähler hinauf wo 61,8 Prozent der Abwärtswelle von 10.984 (zyklisches Hoch vom 7. März) auf 10.000 Zähler (Zwischentief vom 20. April) wieder gut gemacht wären.


Folgende Indikatoren sind im Chart zu sehen (von oben nach unten):

1) grau: Relative-Stärke-Index (RSI-Wilder), 14
2) orange: Double-Smoothed-Stochastics (DSS-Bressert), 10/3
3) schwarz/blau: MACD, 12/26/9
4) türkis: Relative-Momentum-Index (RMI), 13/5
5) rosa: Average-Directional-Movement-Index (ADX), 14
6) grün/rot: Aroon Up-Down, 14


Mittelfristige Analyse


Ein Ausbruch über 10.615 Punkte (siehe Seite 1 der Analyse) würde wohl von einem neuen Kaufsignal des MACD auf Wochenbasis begleitet. Der Dow Jones könnte dann die horizontalen Widerstandszonen bei 11.000 und 11.400 Zählern ins Visier nehmen.

Fällt der amerikanische Leitindex dagegen wieder deutlich unter die 200-Tage-Linie zurück, bietet eine Aufwärtstrendlinie im Wochenchart Halt, die momentan bei etwa 10.200 Zählern verläuft. Unterhalb der horizontalen Haltezone von 10.000 Punkten reicht das Abwärtspotenzial bis 9600/9700 Punkte. Der dortige horizontale Bereich wird von einem langfristigen Fibonacci-Retracement verstärkt: 38,2 Prozent der Aufwärtsbewegung, die den Dow zwischen März 2003 und März 2005 von 7416 auf 10.984 Zähler hievte, wären auf dem Level wieder verloren.





Zusammenfassung der Unterstützungen und Widerstände


Widerstand 2: 11.000 (horizontaler Bereich)
Widerstand 1: 10.615 (Fibonacci-Retracement)


Dow Jones: 10.523 Punkte (Kurs zum Analysezeitpunkt)

Unterstützung 1: 10.375 - 10.420 (horizontaler Bereich, GD21+55+200)
Unterstützung 2: 10.200 (langfristige Aufwärtstrendlinie)
Unterstützung 3: 10.000 - 10.075 (horizontaler Bereich)

Quelle: BörseOnline
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Alt 08-06-2005, 20:43   #232
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Airbus und Amerika, eine schwierige Beziehung

In einer freien Marktwirtschaft haben Monopole nichts verloren, und auch in den USA haben sich nur wenige bis heute gehalten. Eines der letzten könnte in naher Zukunft fallen: Die Airbus-Mutter EADS will gemeinsam mit dem amerikanischen Rüstungsunternehmen Northrop Grumman gegen Boeings Vormachtstellung im Pentagon antreten.

Die transatlantische Partnerschaft hat sich mit dem Rüstungs-Bündnis zwischen Boeing und dem Pentagon allerding kein leichtes Ziel ausgesucht. Das amerikanische Verteidigungsministerium arbeitet seit langem sehr eng mit dem Flugzeugbauer zusammen, so eng, dass es in der Vergangenheit immer wieder mal zu illegalen und skandalösen Verwicklungen kam. Erst vor einem Monat wurden die Ermittlungen in einem der aufsehenerregendsten Bestechungsfälle der letzten Jahre abgeschlossen. Darin hatte Boeing einer hochrangigen Pentagon-Mitarbeiterin einen lukrativen Job versprochen, wofür diese dem Unternehmen aufgeblasene Preise für offizielle Militäraufträge durchgehen ließ.

EADS und Northrop Grumman wollen diese allzu engen Beziehungen nun offensichtlich aufbrechen. Das erste Projekt: Airbus will Tankflugzeuge für das US-Militär entwickeln. Das dürfte umso schwieriger sein, als Airbus in den USA zur Zeit keinen guten Ruf genießt. Die US-Regierung hat das Unternehmen samt der unterstützenden EU unlängst wegen Verletzung der internationalen Wettbewebsrechte verklagt. Die Europäische Union zahle unzulässige Subventionen, so der Vorwurf, dank derer Airbus seine Produkte zu Dumpingpreisen anbieten und Konkurrenten wie Boeing schaden könne.

Dank entsprechender Berichterstattung in den meisten US-Medien gilt Airbus in manchen Kreisen als das personifizierte Übel. Das ist nicht gerecht, denn wenn am nächsten Wochenende im Paris der A380 vorgestellt wird, dann freuen sich nicht nur Franzosen, Deutsche und Engländer über den Erfolg des Projektes, sondern auch geschätzte 140 000 Amerikaner, deren Jobs bei 200 Zulieferfirmen unmittelbar an den A380 geknüpft sind.

Allen voran wäre da Alcoa zu nennen, der weltgrößte Alu-Konzern und größte amerikanische Airbus-Zulieferer. Das Management in Pittsburgh im US-Bundesstaat Pennsylvania erklärt, das „hunderte von Mitarbeitern in Werken in Iowa und Kalifornien“ an großen Flügelteilen sowie an mehreren Millionen von Schrauben und Verschlüssen arbeiten.

In North Carolina sitzt derweil die Firma Goodrich, die nicht nur das Fahrwerk für den A380 mitentwickelt hat, sondern auch die Notrutschen und die Außenbeleuchtung des Riesenflugzeugs. CEO Marshall Larsen hofft, dass Goodrich durch die Aufträge aus Europa zum Marktführer seiner Branche aufsteigen kann, wie man bereits den Analysten von Merrill Lynch versprochen hat.

Für einige kleinere Unternehmen hängt längst nicht nur die Position im Markt, sondern fast schon die pure Existenz an Airbus. Der Werkzeugbauer Electroimpact aus dem Bundesstaat Washington etwa hat mit den Aufträgen für Produktionsstraßen für den A380 etwa die Hälfte seines Umsatzes in den letzten zwanzig Jahren gemacht.

Unterm Strich hat Airbus allein im vergangenen Jahr Rohstoffe und Bauteile im Wert von 6,9 Milliarden Dollar in den USA bezogen. Für das Unternehmen sei das nicht leicht, so der Branchenspezialist William Alderman von der auf Flugzeugbauer spezialisierten Investmentfirma Alderman & Co. „Airbus musste einen Großteil seines Geschäfts aus Europa in die USA verlagern, möglichst ohne dem dortigen Markt allzu sehr zu schaden.“

Die globale Verteilung der Aufträge könnte sich letztlich aber auch bezahlt machen. Während Airbus in Regierungskreisen zwar ein rotes Tuch ist, weiß Corporate America den europäischen Boeing-Konkurrenten durchaus zu schätzen. Zu den Kunden, die mehrere Transportmaschinen in Frankreich vorbestellt haben, gehören mit UPS und FedEx die beiden weltgrößten Paketdienste – beide sind amerikanische Unternehmen.

Um den wichtigsten amerikanischen Kunden – das Pentagon – muss Airbus hingegen wohl noch eine Weile kämpfen. Die Verbindung mit Northrop Grumman dürfte ein Stück weit helfen, doch kommt Unterstützung wohl auch bald von dritter Seite. Laut einem am Mittwoch vorgelegten Bericht hat das Pentagon in den letzten Jahren unmäßig Geld verschwendet – nicht nur mit Aufträgen an Boeing. Angesichts des hohen Haushaltsdefizits und der immer weiter steigenden Rüstungsausgaben steigt der öffentliche Druck. Günstigere Preise für vergleichbare Ausrüstung sind irgendwann ein Argument, an dem das Pentagon im Sparzwang nicht vorbeikommen wird.

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Alt 09-06-2005, 20:55   #233
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Alan Greenspan redet - und sagt nichts

Einst wurde Alan Greenspan vom Kongress hofiert wie ein König. Gut die Hälfte der jeweiligen Fragezeit verwendeten Republikaner wie Demokraten schamlos für Danksangungen und Lobpreis auf den obersten Notenbanker – der danach kaum noch Stellung beziehen musste. Mittlerweile hat sich der Ton in Washington geändert.

Als Alan Greenspan an diesem Donnerstagmorgen aufgestanden ist, dürfte er sich nicht besonders auf seinen Vormittagstermin gefreut haben. Sein halbjährlicher Rechenschaftsbericht vor dem Wirtschaftsausschuss des Kongress – einer von vielen Berichten, die der Fed-Chef regelmäßig vor beiden Kammern halten muss – ist längst zu einem drögen Herunterleiern bereits bekannter Wirtschaftsdaten geworden.

Lob und Dank sind Greenspan auch nicht mehr sicher: Außer dem Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses bemüht sich keiner der Abgeordneten und Senatoren um besondere Freundlichkeit. Man grüßt, dankt und fragt, letzteres indes ohne viel Hoffnung auf Erleuchtung. Denn Greenspan ist vor allem dafür bekannt, seine Antworten jeweils so unklar wie möglich zu formulieren. Klüger sind nach seinem Bericht und der anschließenden Fragestunde weder die Abgeordneten, noch die Wirtschaftsexperten vor den Fernsehern… und auch die Wall Street scheint nicht wieter zu kommen. Die großen Indizes handeln vor, während und nach dem Auftritt des legendären „Mr. G“ unbeeindruckt und überwiegend schwach.

Trotzdem ist absolut verständlich, warum US-Präsident George W. Bush noch immer so krampfhaft an Greenspan festhält. In einem Fernsehinterview am Mittwochabend erklärte Bush wieder einmal, wie schwer bis nahezu unmöglich es sei, nach Ende von Greenspans Amtszeit im Jahre 2006 einen ebenbürtigen Nachfolger zu finden. Sicher, leicht ist eine solche Personalie nicht zu lösen, zumal sich Bush den naheliegendsten Kandidaten selbst weggeschnappt hat: Den langjährigen Greenspan-Vize politisierte Bush, indem er ihn jüngst zum Chef seiner Wirtschaftsberater ins Weiße Haus holte. Für einen parteineutralen Posten an der Spitze der Fed scheidet Bernanke damit für immer aus.

Die Hauptschwierigkeit in der Nachfolgeregelung für Greenspan wird darin liegen, dass man sich im Weißen Haus wieder einen Fed-Chef wünscht, von dem trotz beharrlichen Nachfragens von allen Seiten keine Kritik an der Finanz- und Wirtschaftspolitik des Präsidenten kommt. Greenspan ist über die letzten Jahre zu einem treuen Verbündeten von George W. Bush geworden, der sich zwar immer wieder auch öffentlich einen ausgeglicheneren Haushalt wünscht, aber niemals die absolut verschwenderische Ausgabenpolitik der Regierung direkt schelten würde.

Im Gegenteil: Auch an diesem Donnerstagmorgen ging Greenspan so weit, die von George W. Bush geplanten Steuersenkungen zu unterstützen. Dass diese nicht an das jahrzehntelange Erfolgsrezept „PayGo“ – jede Ausgabe muss sofort bezahlt und nicht über Schuldenaufnahme bilanziert werden – geknüpft sind, ist Greenspan dabei völlig klar. Ebenso klar ist Greenspan, dass der Immobilienmarkt in manchen Teilen der USA auf einem ungesunden Niveau liegt und dass der Durchschnittsamerikaner über Hypotheken höher verschuldet ist denn je. Dies habe auch im Falle einer Korrektur am Immobilienmarkt „keine gravierenden Folgen für die Konjunktur“, meint Greenspan allerdings, nur um Minuten später auf Anfragen einer Abgeordneten aus dem teuersten Immobilienbezirk Orange County (Kalifornien) zu erklären, dass seine Einschätzung natürlich von der Bedeutung des Wortes „gravierend“ abhänge.

Mit solchem Gerede kann die Wall Street nicht viel anfangen. Dass sich die Indizes zur Mittagsstunde ein wenig ins Grüne wagen, hat denn auch nichts mit Greenspan zu tun, zumal der an Zinsanhebungen „in einem schrittweisen Tempo“ festhält und daher nichts neues über die mittelfristigen Aussichten für den Markt sagt. Vielmehr scheinen Anleger mittlerweile auf ein Quartals-Update von Intel zu blicken, bei dem klare Zahlen vorgelegt werden dürften. Nach einem Blick auf die Konkurrenz dürften die recht positiv ausfallen – das, und nicht Greenspan, bewegt die Börse im Donnerstagshandel.

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Alt 10-06-2005, 21:16   #234
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G8 berät über Öl und Yuan

Wenn sich am Wochenende die Finanzminister der G8-Staaten in London treffen, dann wird die internationale Presse vor allem ein Thema in den Mittelpunkt stellen: die Entwicklungshilfe für Afrika. Dieser Punkt beherrscht vorab die Tagesordnung, doch konzentriert sich die Wall Street auf zwei andere Themen: Öl und China.

Letzteres ist ein Thema, das vor allem die Amerikaner interessiert, die seit langem eine Neubewertung des Yuan fordern. Finanzminister John Snow scheiterte zuletzt regelmäßig mit Aufrufen und Drohungen an die Chinesen, die ihre Währung direkt an den Dollar gekoppelt haben und seit geraumer Zeit von Vorteilen in Import und Export profitieren, die der amerikanischen Industrie große Sorgen bereiten.

Ganz wirkungslos sollen die Appelle aus Washington indes nicht verhallt sein: Wie die New York Times am Freitag unter Berufung auf chinesische Quellen berichtet, treffen sich führende Finanz- und Wirtschaftspolitiker zur Zeit beinahe täglich, um über die Zukunft des Yuan zu beraten. Beliebteste Alternative zur Dollar-Kopplung ist demnach eine Kopplung des Yuan an einen Währungs-Korb, in dem neben dem Greenback auch der Euro, der Yen und möglicherweise das britische Pfund vertreten sein sollen.

Während die chinesische Währung gegenüber dem Dollar damit ein wenig flexibler wäre, würde sich an der Bewertung zunächst nicht viel ändern. Chinesische Experten werden sich hüten, den Yuan zu schnell zu teuer zu machen und peilen nach Angaben der Zeitung einen Umrechnungskurs zum Dollar an, der nahe bei dem aktuellen liegt.

Diskussionen am Wochenende könnten durchaus zu einer Entscheidung im Dollar-Yuan-Streit führen, denn China – obwohl nicht Mitglied der G8 – wird an dem Finanzgipfel in London teilnehmen.

Neben den Chinesen dürfte die russische Delegation eine Zeit lang im Mittelpunkt stehen, denn unter den G8-Staaten ist Russland der einzige relevante Öl-Förderer. Mit dem, und später auch mit den arabischen und südamerikanischen Staaten, soll der Informationsfluss geklärt werden, den zahlreiche Experten für die aktuelle Volatilität am Öl-Markt verantwortlich machen.

Tatsächlich gibt es zur Zeit wöchentlich widerwprüchliche Daten von Russland und Opec, aber auch auf Verbraucherseite von den Amerikanern, die eine langfristige Kalkulation für Öl unmöglich machen. Dies zu ändern könnte nicht zuletzt Unsicherheit aus den Aktienmärkten nehmen und den Handel bereits in den Sommermonaten etwas entspannen.

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Alt 13-06-2005, 20:20   #235
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Purcell geht, doch der Schaden ist angerichtet

Es ist ja bekannt, das hochrangige Manager grundsätzlich nie gefeuert werden. Selbst in tiefsten Führungskrisen und unter ärgstem Beschuss ist es stets ein freiwilliger Abschied, den Vorstand und Aufsichtsrat bedauernd akzeptieren. Auch bei Morgan Stanley ist das am Montag so, wo CEO Phil Purcell – völlig unaufgefordert – seinen Hut nimmt.

Die Wall Street hat auf diesen Schritt längst gewartet, die Aktionäre sowieso. Deren Papiere haben nämlich in den letzten drei Monaten fast 20 Prozent an Wert verloren, da Purcells umstrittener Führungsstil immer mehr prominente Top-Manager, Händler und andere vielversprechende Talente aus dem Unternehmen und in die Arme der Konkurrenz getrieben haben.

Nun haben die Aktien der Konkurrenz in einem allgemein schwächelnden Marktumfeld in den letzten Wochen zwar auch nicht überzeugt. Doch notiert Lehman Brothers immerhin mit einem leichten Gewinn, Bear Stearns, Goldman Sachs und Merrill Lynch haben deutlich weniger an Wert eingebüßt als das krisengeschüttelte Traditionshaus Morgan Stanley.

Doch in dieser Woche dürfte die Kluft zwischen den Unternehmen noch einmal tiefer werden. Sämtliche großen Investmenthäuser werden in den nächsten Tagen Quartalszahlen vorlegen. Morgan Stanley hat bereits gewarnt: Der Gewinn dürfte um 10 bis 15 Prozent unter dem 1,10 Dollar pro Aktie aus dem Vorquartal liegen – die bisher prognostizierten 1,12 Dollar pro Aktie werden also deutlich verfehlt.

Anleger und Analysten, wie beispielsweise bei der Bank of America, freuen sich nun über Phil Purcells Abschied, doch ist eine rasche Trendwende für die Aktie unwahrscheinlich. Einerseits bleibt der ungeliebte CEO noch im Amt bis ein Nachfolger gefunden wird, was sich längstenfalls bis zur Jahreshauptversammlung im nächsten März hinauszögern könnte. Andererseits sind dem Unternehmen schon derart viele Spitzenkräfte abhanden gekommen, dass Anleger von einem bleibenden Schaden ausgehen können.

Der Abschied von zwölf hochrangigen Mitarbeitern am vergangenen Freitag – den Quellen innerhalb der Firma als letzten Faktor für Purcells Ausscheiden verantwortlich machen – belegt das so deutlich wie kaum eine Personalie in den Wochen zuvor. Acht Derivate-Experten zog es zum Konkurrenten Wachovia, was für Morgan Stanley umso schmerzhafter ist als Purcell den Derivate-Handel erst vor kurzem noch als eine der wichtigsten Stützen für die Zukunft des Unternehmens genannt hat.

Auch der Verlust der Banking-Legende Joseph Perella, der als einer der wichtigsten Experten für Merger-Beratungen gilt, dürfte Morgan Stanley lange schmerzen, ebenso die Personallücken im Energiesektor oder der unerwartete Abschied von Vikram Pandit, dem führenden Experten für institutionelle Wertpapiere.

Doppelt schlimm für das Unternehmen ist, dass sich sämtliche Experten nicht etwa von der Börse verabschiedet oder mit kleinen Läden selbstständig gemacht haben, sondern dass sie ausnahmslos auf der Gehaltsliste von Konkurrenten stehen. Außer Wachovia haben sich in den letzten Wochen auch die Dow-notierten Banken Citigroup und J.P. Morgan, der Versicherer American International Group und die UBS mit Talenten – und Kontakten – aus dem Pool von Morgan Stanley verstärkt.

Mancher der Abtrünnigen wurde in den ersten Minuten nach der Meldung über Purcells Abgang übrigens als potenzieller Nachfolger diskutiert, doch an all diesen Überlegungen scheint nichts dran zu sein. Abgesehen davon, dass für die nun bei der Konkurrenz fürstlich bezahlten Experten ein Rückgang auf das schlingernde MWD-Schiff wohl nicht interessant ist, erteilt Vorstandsmitglied Charles Knight solchen Spekulationen auch gleich eine Absage. Der Chef des Gehaltsausschusses, der gemeinsam mit dem prominenten Headhunter Tom Neff einen Purcell-Nachfolger suchen soll, will sich ausschließlich außerhalb des Unternehmens umsehen. Nur so, meint Knight, könne ein dringend notwendiger Neuanfang geschafft werden.

Soviel Einsicht und Konsequenz gefällt den Anlegern. Die Aktie von Morgan Stanley verbessert sich im Montagshandel – trotz der absehbaren Langzeitschäden – um satte 4 Prozent.

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Alt 13-06-2005, 21:20   #236
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Alt 15-06-2005, 20:50   #237
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Die Öl-Krise an der Wall Street

An der Börse hakt es am Mittwoch wieder einmal. Alles was man bräuchte, um den Lauf der Aktien ein wenig geschmeidiger zu machen, wäre ein Tröpfchen Öl. Dass die Opec am Morgen in Wien die Förderquoten um eine halbe Million Fass pro Tag aufgestockt hat, hilft dem Markt nicht. Denn es bleiben zu viele Unsicherheiten.

Zum einen wäre da die Frage nach den tatsächlichen aktuellen Förderquoten. Am Markt herrscht die Ansicht vor, dass die Opec durch ihre jüngste – und in diesem Jahr bereits fünfte – Anhebung der Förderquoten lediglich den Abstand zwischen den offiziellen und den realen Mengen verkürzt hat. Experten gehen davon aus, dass das Kartell zur Zeit ohnehin nicht 28 Millionen Fass pro Tag auf den Markt bringt, sondern knapp unter 30 Millionen Fass.

Außerdem gehen Experten immer mehr davon aus, dass die Opec damit ihre Kapazitäten erreicht hat. Während sich die Öl-Minister der arabischen Staaten mit steter Regelmäßigkeit darauf berufen, dass man durchaus fast unbegrenzt mehr fördern könnte und nur die Kapazitäten in den Raffinerien beschränkt seien, gibt es immer mehr Gegenstimmen. Zahlreiche Experten glauben, dass die Pumpen der Opec auf allen Zylindern laufen, und selbst die schon immer üblichen Reserve-Kapazitäten für Notfälle ausgeschöpft seien.

Die Analysten bei Cambridge Energy Research Associates (CERA) schätzen die Reserve-Kapazitäten auf höchstens 1,5 Millionen Fass, und damit ware es um die globale Öl-Versorgung wirklich schlecht bestellt. Immerhin steht die Hurrikan-Saison vor der Tür, in der Jahr für Jahr Öl-Plattformen beschädigt und Kapazitäten zumindest zeitweise beschnitten werden. Zudem ist die politische und wirtschaftliche Lage im Irak und in anderen Öl fördernden Ländern alles andere als beruhigt. Versorgungsengpässe können nicht ausgeschlossen, durch die Opec aber offensichtlich auch nicht abgefangen werden.

Dazu kommt, dass die globale Öl-Nachfrage ohnehin so stark zunimmt, dass die Kapazitäten schon auf kurze Sicht nicht mehr ausreichen dürften. Die boomenden Volkswirtschaften in China und Indien haben bereits im vergangenen Jahr für ein Nachfragewachstum von 4,5 Prozent gesorgt – einen solchen Sprung hatte es zuvor nie gegeben. Und selbst in einer konservativeren Schätzung geht CERA davon aus, dass der Bedarf im laufenden Jahr um 1,8 Millionen und in 2006 noch einmal um 1,7 Millionen Fass pro Tag zunehemen dürfte.

Zum Vergleich: Im historischen Mittel ist Nachfrage nach Öl bisher jedes Jahr um 1,4 Millionen Fass pro Tag gestiegen.

Dass die Raffinerien ausgelastet sind und eine – wie auch immer unsichere – stärkere Versorgung mit Rohöl gar nicht verarbeiten könnten, führt langfristig zu zusätzlichen Problemen: Immerhin können Unternehmen und Verbraucher mit Rohöl alleine nichts anfangen, sondern fragen weiterverarbeitete Produkte wie Benzin oder Heizöl nach. Vor allem nach Benzin dürfte die Nachfrage künftig noch schneller wachsen als nach dem Rohstoff selbst: Allein im vergangenen Jahr wurden in China 15,1 Prozent und in Indien 7,2 Prozent mehr Sprit verbraucht.

Damit käme eine weitere Problematik ins Spiel: Der höhere Verbrauch an Benzin sorgt für immer stärkere Emmissionen, die trotz mehrerer beruhigender Meldungen aus dem Weißen Haus die Erderwärmung noch schneller vorantreiben als befürchtet. Doch während das langfristig die größte Sorge für die Menschheit sein dürfte, kümmert sich die Wall Street um diesen Faktor am wenigsten. Zunächst geht es einfach darum, das Öl zu bekommen – und vor dem Hintergrund sinkender Lager und unzureichender Kapazitäten steigt damit der Ölpreis. So notiert das schwarze Gold am Mittwochmittag bei 56,45 Dollar, was die US-Börsen ausbremst.

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Alt 16-06-2005, 20:46   #238
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Die Kreditfalle am Immobilenmarkt

Es ist bekanntlich nicht leicht, aus den regelmäßigen Auftritten von Alan Greenspan konkrete Hinweise auf konjunkturelle Risiken zu filtern. Dafür drückt sich der Fed-Chef viel zu vage aus. In seiner jüngsten Rede vor dem Kongress findet sich jedoch eine Warnung ausgerechnet mit Blick auf den Immobilien-Sektor, der seit Monaten mitverantwortlich für die allgemein gute Stimmung an der Börse ist.

Greenspan – im allgemeinen sehr auf Seiten der Bush-Regierung – warnte in der vergangenen Woche vor einer bevorstehenden Krise im Immobilien- und Hypothekenbereich, die sein Chef im Weißen Haus noch vor einem halben Jahr gänzlich leugnete. Zugegeben, damals war Wahlkampf. In mehreren Auftritten lobte George W. Bush seinerzeit den neuen Trend am Immobilienmarkt, in dem Amerika immer mehr zu einer Eigentümer-Gesellschaft werde. „Noch nie besaßen so viele Amerikaner ihr eigenes Haus wie heute“, freute sich Bush.

Dabei verschwieg der Präsident freilich ein unter Experten wohl bekanntes Detail: Noch nie gehörte nämlich dem durchschnittlichen Hausbesitzer ein so kleiner Anteil an seinem Haus wie heute. Eine einmalige Kombination von niedrigen Zinsen und steigenden Immobilienpreisen machte den Häuserkauf zuletzt nämlich immer mehr Amerikanern schmackhaft, nicht zuletzt denen, die vielleicht besser weiterhin zur Miete gewohnt hätten.

Das plötzlich aufflammende Interesse am Immobilienmarkt führte zu einem Phänomen, das die New York Times eine höchst gefährliche „Billionen-Dollar-Wette“ nennt. Zur Erklärung: Auf die neue Lust am Eigenheim reagierten die Hypothekenbanken mit kreativen Kredit-Modellen, über die viele Kunden Häuser finanzieren konnten, die weit außerhalb deren wirklicher finanzieller Reichweite lagen. Die Kunden waren dabei stets die letzten, die das beunruhigte, wie Eric Appelbaum von der Apple Mortgage Corporation in New York erklärt: „Viele Leute sagen uns, sie hätten sich ihr Haus nicht leisten können, gäbe es nicht die Nur-Zins-Modelle. Das ist eigentlich absurd.“

Absurd – und gefährlich. Denn Kreditnehmer übernehmen sich mit Hypotheken, deren Raten für „nur Zins“ sie sich leisten können. Das geht über zwei oder drei Jahre gut. Danach aber schlägt die Gläubigerbank die Abzahlung des Darlehens drauf, und die durchschnittliche Monatsrate für einen 300 000 Dollar schweren Kredit klettert von 1250 Dollar auf satte 2100 Dollar. Manche Familie dürfte mit diesem Aufschlag um fast 70 Prozent zu kämpfen haben.

Im vergangenen Jahr waren die Nur-Zins-Modelle die gefragtesten Hypotheken in Amerika. In diesem Jahr machen sie noch 40 Prozent aus, während ein neues Modell immer wichtiger wird, dessen Fachbezeichnung „option-ARM“ nur Experten erklären und sicherlich nicht alle Kreditnehmer verstehen können.

Beim „option-ARM“ sind die Zinszahlungen für die ersten fünf Jahre auf ein Minimum von 1,25 Prozent festgelegt. Das ist weniger als ein Viertel der zur Zeit marktüblichen 5,25 Prozent, die Kunden für einen 30-jährigen Kredit mit festgelegten Raten zahlen. Nach Ablauf der fünf Jahre allerdings steigt die monatliche Rate dramatisch an, der Kunde zahlt einen vorher nicht festgelegten Zinssatz, der sich am – bis dahin wohl weiter gestiegenen – Leitzins anlehnt.

Bis zu 40 Prozent aller Hypotheken über 360 000 Dollar sind in diesem Jahr „option-ARM“, hat die UBS berechnet. Die Analysten wissen auch, dass sich 70 Prozent der Kreditnehmer jeden Monat für die Rückzahlung des Mindestbetrages entscheiden, obwohl höhere Zahlungen erlaubt und langfristig günstiger sind. Robert Binette, Mortgagehändler bei Hamilton Mortgage im US-Bundesstaat Connecticut, hat die Folgen berechnet: Wer einen Kredit über 400 000 Dollar in den ersten fünf Jahren mit Mindestzahlungen abstottert, erhöht in dieser Zeit seine Schulden auf 427 000 Dollar. Dazu kommt, dass die monatliche Rate nach fünf Jahren von 1718 Dollar auf 2580 Dollar steigt. Auch dieser Sprung um mehr als 50 Prozent birgt Risiken für den Hausbesitzer.

Allgemein betrachtet liegen die Risiken im Übergang von einem günstiegen Einstiegstarif zu den langfristigen Monatsraten. Entsprechend der Bewegungen am Häsuermarkt sind in diesem Jahr Kredite im Wert von 80 Milliarden Dollar davon betroffen, wie die Deutsche Bank berechnet hat. Im nächsten Jahr werden es 300 Milliarden Dollar sein und 2007 – daher der Hinweis der New York Times auf die „Billionen-Dollar-Wette“ – wechseln Kredite im Wert von 1 Billion Dollar zu höheren Raten.

Dennoch dürften die neuen Zinsmodelle für Immobilien-Spekulanten durchaus rentabel sein, wie sich Experten einig sind. Wer nur ein paar Jahre lang in einem eigenen Haus wohnt und die Immobilie mit Gewinn verkauft, profitiert von niedrigen Raten. Die Mehrheit der Amerikaner ist das aber nicht. Die plant vielmehr langfristig und ist sich der Risiken weitgehend nicht bewusst.

Die wirtschaftlichen Konsequenzen sind allerdings klar: Wenn der Verbraucher an unerwartet hohen Zinszahlungen zu tragen hat, dürften die Konsumausgaben in anderen Bereichen weiter einbrechen. Die Credit Suisse First Boston geht nicht davon aus, dass die riskanten Kreditmodelle den Verbraucher langfristig in eine Rezession stürzen können. Aber man hat berechnet, dass auf amerikanische Familien bereits in den nächsten zwei Jahren eine Mehrbelastung von 40 Milliarden Dollar zukommen dürfte. Das entspräche in etwa einem Benzin-Aufpreis von 40 Cent. Und die Auswirkungen eines solchen hat man in den vergangenen Monaten gesehen, der Einzelhandel kann ein Lied davon singen.

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Alt 17-06-2005, 20:44   #239
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Das Öl-Gespenst geht um

Auch am letzten Handelstag der Woche hat Öl die Märkte fest im Griff. Zur Mittagsstunde im New Yorker Handel ist das Schwarze Gold bereits über 58 Dollar geklettert – das Rekordhoch von vor drei Monaten könnte geschlagen werden. Die Panik am Öl-Markt ist allerdings weitgehend unbegründet.

Experten in New York sind sich einig, dass es unter den aktuellen Meldungen kaum einen Grund für die aggressive Öl-Rallye gibt. Vielmehr dürfte der Preis weiter auf Grund von Spekulation klettern.

Alles andere als neu ist schließlich das Grundproblem des Marktes: Nach Auffassung der meisten Rohstoff-Experten hat nämlich die Opec keineswegs die Öl-Reserven und freien Förderkapazitäten, von denen die Mitgliedsstaaten seit Monaten und auch beim jüngsten Opec-Treffen in Wien gesprochen haben. Vielmehr, so heißt es, fördere die Opec längst am Ende ihrer Möglichkeiten und habe nicht einmal die historisch üblichen Reservekapazitäten, um kurzfristige Ausfälle – zum Beispiel durch Unwetter oder regionale Krisen – abfangen zu können.

Daran dürfte nun durchaus etwas dran sein, auch wenn die Opec weiter behauptet, nan könne beliebig viel fördern und tue das nur mit Rücksicht auf die bereits völlig überlasteten Raffinerien nicht.

Dennoch ist dieser Faktor – und die Sorge um die Deckung einer langfristig steigenden Öl-Nachfrage vor allem aufgrund der wirtschaftlichen Entwicklung in China und Indien – bereits im Ölpreis enthalten. Jeder weitere Aufschlag am Markt ist weithin unsinnig, wenngleich er den Öl-Firmen nutzt, deren Erlöse für jedes Fass steigen.

Vielleicht ist das ein Grund, warum ExxonMobil am Freitag eine Meldung macht, die am Markt erneut für Panik sorgt und die Kletterpartie des Schwarzen Goldes zum Wopchenschluss mit antreibt. Der weltgrößte Energiekonzern erklärt, man habe in der Raffinerie in Baytown (Texas) ein technisches Problem mit einem Flüssig-Katalysator. Die Kapazität der Anlage werde dadurch zwar nicht beeinträchtigt, aber… ja, aber was? Aber am Markt könne so eine Meldung durchaus noch ein paar Cent pro Fass bringen? Gesagt, getan – die Meldung ist über die Ticker gegangen, der Ölpreis gestiegen.

Auch aus Nigeria kommen Nachrichten. Danach haben Amerikaner und Briten ihre Botschaften aus Sicherheitsgründen geschlossen. Das mag nun etwas heißen, immerhin ist Nigeria aufgrund anhaltender Unruhen im ölreichen Süden des Landes schon lange ein Krisenherd. Es mag aber auch nichts heißen, denn Amerikaner und Briten liefern keine Begründung für ihre Botschaftsschließungen und sie scheinen nach ersten Meldungen auch kein Personal auszufliegen.

Obwohl Opec-Mitglied Nigeria als größter Öl-Förderer Afrikas und elftgrößter Förderer der Welt durchaus ernst zu nehmen ist und eine Krise sich auf die Förderquoten des Kar6tells natürlich auswirken könnte, ist die Panik am Markt wieder übertrieben.

Zumindest zeigen die Freitags-Ausschläge im Öl-Handel, wie volatil die Situation ist. Sie wird es noch eine Zeit lang bleiben, immerhin lässt sich die Angst vor einer ungenügenden Bedarfsdeckung fast beliebig ausdehnen. Nach der momentan herrschenden Hauptreisezeit mit hohem Benzinverbrauch kommt schließlich der Winter mit hohem Heizölverbrauch… dem Ölpreis ist vor diesem Hintergrund nach oben zunächst keine Grenze gesetzt.

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Alt 18-06-2005, 21:04   #240
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Amerikanische Aktien: Sommerloch statt Sommerhoch

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