Nike schlägt zurück
Kaum hat Adidas der Nummer eins im Markt für Sportartikel durch die Reebok-Übernahme den Kampf erklärt, kontert Nike: Rekord-Umsätze und -Gewinne unterstreichen die dominierende Stellung des US-Konzerns; vor allem in den USA.
Nach dem letzten Quartal des vergangenen Geschäftsjahres 2004/2005 durfte Verfolger Adidas frohlocken. Ausgerechnet im Stammland USA stieg der Umsatz im vergangenen Quartal bei Nike nur noch um drei Prozent an. Ein deutlicher Rückschlag gegenüber dem Gesamtjahr, als noch sieben Prozent Umsatzsteigerung eingefahren wurden. Gleichzeitig eroberte Adidas mit seiner im August bekannt gegebenen Übernahme von Reebok im Handstreich weiteres Terrain in den USA.
Doch mit dem Auftaktquartal 2005/2006 hat Nike den Spieß wieder umgedreht. Wie der Sport-Gigant am Montag vor US-Börseneröffnung bekannt gab, konnte der Gesamt-Umsatz wieder um acht Prozent gesteigert werden. Der Wert von 3,9 Milliarden Dollar liegt knapp über den Prognosen der Analysten (3,82 Milliarden Dollar). Rekord auch in Sachen Gewinn: mit einer Steigerung um 32 Prozent auf 432,3 Millionen Dollar weist Nike auch hier Adidas wieder den Weg. Die Herzogenauracher konnten im zweiten Quartal 2005 ( bis Ende Juli) gerade einmal 94 Millionen Euro unter dem Strich verdienen.
Je Aktie blieb bei Nike 1,61 Dollar in der Kasse. Analysten hatten nur mit 1,42 Dollar je Anteilsschein gerechnet. Die Börsen nahmen die deutliche Wiederherstellung der internationalen Branchen-Hackordnung mit Kauf-Impulsen zur Kenntnis. Im vorbörslichen US-Handel sprangen Nike-Papiere schnell um rund sechs Prozent nach oben.
Volle Auftragsbücher
Wenig erfreulich aus Sicht von Adidas ist vor allem das wieder erstarkte US-Geschäft bei Nike. Wie der Konzernumsatz insgesamt konnte auch der Absatz von Sport-Schuhen und –Bekleidung in den USA um acht Prozent (auf 1,5 Milliarden Dollar) angehoben werden. Das entspricht fast dem weltweiten Quartalsumsatz von Adidas (ohne Reebok). Nike-Chef William D. Perez hob die anhaltend große Nachfrage nach den Produkten aus der gesamten Palette des Konzerns hervor.
Gegenüber den USA fiel die Region Europa (plus fünf Prozent auf 1,2 Milliarden Dollar) leicht zurück. Auch das zweite Quartal des laufenden Geschäftsjahres dürfte sich gut anlassen. Der Auftragsbestand für Auslieferungen in den Monaten September 2005 bis Januar 2006 liegt derzeit um elf Prozent über dem des Vorjahres, bei 4,9 Milliarden Dollar.
Damit dürfte es der Weltmarktführer Adidas schwer machen, gerade auf dem US-Markt seine Dominanz zu brechen. Im August hatte Adidas in einem überraschenden Coup die Übernahme des US-Konkurrenten Reebok für rund 3,1 Milliarden Euro angekündigt, vor allem, um im wichtigen US-Markt mehr Schlagkraft zu entfalten.
Die guten Nike-Geschäfte dürften dennoch auch bei Adidas für ein wenig Freude sorgen. Denn offenbar sind die US-Verbraucher insgesamt wieder etwas konsumfreudiger geworden. Die Adidas-Aktie gehörte denn auch in einem Dax, der zunächst unter Wahlschock stand, zu den robustesten Titeln.
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