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Alt 29-11-2004, 15:44   #1
PC-Oldie-Udo
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Das tolle Treiben der Wall-Street-Götter

NEUES WALL-STREET-MAGAZIN

Anleitung für Verschwender

Von Marc Pitzke, New York

Schnelle Autos, Privatinseln, schöne Mädchen - es gibt kein zu viel für die reichen Jungs von der Wall Street. Für die ultrasolvente Klientel gibt es jetzt "Trader Monthly": Die Hochglanzpostille frönt dem hemmungslosen Hedonismus und verherrlicht die Welt der Börsenhaie.



Titelblild "Trader Monthly": Geschichten vom schönen, schnellen Leben
New York - Auch Börsenhändler brauchen Liebe. Das ahnt jedenfalls "Jenny T.", 27, eine samthaarige Schöne im winzigen Bikini, die zum Date nach dem Zockerstress lockt: "Gin Tonic in der Hand, in kurzem Frottee-Bademantel - wir füßeln auf der Jacht oder paddeln mal eben rüber zum Strand von Palm Beach. Wir erzählen uns Geheimnisse im Mondlicht und stoßen darauf mit Champagner an." Natürlich hat auch die Schöne ihre Ansprüche: "Meine Altersgrenze ist 35."

Zu finden ist Jennys "Bekanntschaftsanzeige", samt Bikini-Foto unter der kessen Rubrik "TraderDater", in der Premieren-Nummer von "Trader Monthly", einem brandneuen US-Hochglanzmagazin für das "aufregende, schnelle Leben" der Börsen-Profis. "Trader Monthly" frönt so ungeniert dem Hedonismus, wie kein zweites Blatt zuvor. Selbst der "Playboy" wirkt dagegen wie ein Blatt, das alte Werte predigt. Amourös, glamourös, mysteriös - und alles dreht sich natürlich ums Geld: "Sehen Sie es, verdienen Sie es, geben Sie es aus", lockt das Titel-Logo.

Das Macho-Blatt - ein Zwitter aus "Money" und "Maxim", finanziert vom Ex-Trader Magnus Greaves - ist seit ein paar Tagen für zehn Dollar überall dort zu haben, wo New Yorks Börsen-Bullen in freier Wildbahn verkehren: an den Kiosken des Financial Districts, in der Grand Central Station, an Flughäfen. Cover-Boy ist das 27-jährige Wall-Street-Wunderkind Andy ("Prinz Eisenherz") Priston, ein gelackter Jung-Trader mit einem Jahreseinkommen von "10 bis 15 Millionen Dollar". Andy lehnt an einem Sportwagen, den Blick sichtlich genervt von dem Model abgewendet, das ihn anhimmelt, ihre Hand bittend auf seiner Brust.

Labsal auf den Bahamas

So sieht es also aus, das tolle Treiben der Wall-Street-Götter: Dolce Vita statt düsterer Großraumbüros. Die erste Titelgeschichte von "Trader" ist eine knallharte Rangliste der 100 bestverdienenden Händler, vom steinreichen Hedgefonds-Hecht Steve Cohen (Jahreseinkommen eine halbe Milliarde Dollar) bis zu den Schlusslichtern, den zwei einzigen Frauen im Club, Angie Long von J.P. Morgan Chase und Margie Teller von der Terminbörse in Chicago (je fünf bis zehn Millionen Dollar).



AP

Wichtige Bilanztermine:



Dienstag

American Software

Mittwoch

Neiman Marcus

Wichtige Wirtschaftstermine:

Dienstag

Bruttoinlandsprodukt
Redbook Einzelhandels-Index
Chicago PMI
Verbraucher-Zuversicht

Mittwoch

Persönliches Einkommen
Persönliche Ausgaben
Federal Reserve Beige Book

Donnerstag

Arbeitslosenanträge
Fabrikaufträge
DJ-BTM Wirtschafts-Barometer

Freitag

Arbeitslosenquote
Von wegen Börsen-Flaute. Gemeinsam sackten diese Top-Trader voriges Jahr 5,82 Milliarden Dollar ein. "Unsere Liste zeigt, dass 'Trader Monthly' eine Idee ist, deren Zeit gekommen ist", prahlt Chefredakteur Randall Lane, der früher das Krösus-Blatt "Forbes" leitete. Die Liste zeigt außerdem die neue Hackordnung an der Wall Street: Risikofonds stehen ganz oben, dann kommen Großbanken, Eurodollar-Futures und Optionen. Die alten Könige dagegen, die traditionsreichen Parkett-Specialists der New York Stock Exchange, sind entthront: Kein einziger schaffte es auf die "Trader"-Liste.

Und damit entgeht ihnen einiges. Zum Beispiel Cornish Cay, ein privates 15-Hektar-Eiland, das zu den Bahamas gehört und im Immobilienteil des Magazins für "nur" 4,9 Millionen Dollar feilgeboten wird. Einst soll es den Piraten Blaubart beheimatet haben, jetzt verspricht es dem gestressten Finanzjongleur Labsal "nach verwegener Arbeitswoche". Das Herrenhaus - zwei Schlafzimmer, zwei Badezimmer, Rundum-Terrasse - liegt auf dem Hügel, daneben gibt's zwei Gästehäuser, einen Tenniplatz und ein Dock für Wasserflugzeuge.

Poker-Tipps für Schürzenjäger

Zu den Statussymbolen der Händler zählt auch der fast eine halbe Million Dollar teure Porsche Carrera GT, dem sich der "Trader"-Fahrbericht widmet - ein "Supercar", das begehrenswerter sei als eine "attraktive Frau", wie sie in New York und Paris ja "im Dutzend" herumliefen. Unter dem Pseudonym "Pancho" - er will die Kollegen nicht neidisch machen - testet ein "Hedgefonds-Star" die Rennmaschine auf den Landstraßen New Jerseys, bricht mehrfach das langweilige Tempolimit und kommt sich da vor "wie auf der Achterbahn". Wer nicht "genug Kapital hat, um mit den großen Hunden ins Schilf zu pinkeln" (sprich: wer sich den Porsche nicht leisten kann), möge auf eine Testfahrt verzichten: "Danach willst du nur noch mehr."

Mehr, mehr, mehr. Ob mit Poker-Tipps ("den Gegner sehr sorgfältig durchschauen"), Experten-Ratschlägen für den Eurodollar-Handel ("auf Anomalien in den Kursdifferenzen achten") oder Reiseempfehlungen der Leser ("'Hard Rock' ist das bei weitem beste Casino für uns schwer trinkende, schwer spielende, schwer den Frauen nachjagende Händler") - dem "Trader" geht's in erster Linie um die Maximierung und Auskostung des Gewinns.

Doch "Trader" ist mehr als das spleenige Hobby eines Multimillionärs. Das Impressum ist fast länger als das des Hollywood-Klatschblatts "People", unter anderem benennt es eigene Redakteure für die Ressorts Mode, Reise, Spirituosen, Autos, Elektronik, Uhren und Juwelen. Und immerhin, Chefredakteur Lane hat schon mal einen richtigen Journalistenpreis gewonnen: Voriges Jahr bekam er den "National Magazine Award" für eine Reportage über Weinbetrug in Edel-Restaurants.

Bodenständig im Plüschsessel

Am Ende aber dürfte "TraderDater" die wohl populärste Rubrik bleiben. Als "Girl of the Day" annonciert da diesmal die 21-jährige "Laura", die sich halbnackt und tätowiert in einen Plüschsessel schmiegt. Laura ist "bodenständig", "spontan", "unbefangen" und "risikofreudig" und sucht einen Trader unter 26 Jahren. Ihre "Lieblings-Anschaffung" in jüngster Zeit waren Winterstiefel. Und auf die Frage, wie sie sich mit einem Begriff aus der Wall-Street-Welt bezeichnen würde, antwortet sie verführerisch: "High-Yield-Investment."

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,330145,00.html
__________________
Es grüßt euch
Udo

Sei immer ehrlich zu deinem Nächsten, auch wenn er es nicht gerne hört

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