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Alt 28-06-2005, 07:56   #1
vorstandsschreck
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Investieren wie ein Siebenkläßler

Investieren wie ein Siebenkläßler


Von Sala Kanan

Der Golfplatz ist ein fruchtbarer Boden für geschäftliche Gespräche, aber für einen elfjährigen Caddy veränderte er das Leben – und er setzte ihn auf den richtigen Pfad, eine der gefeierten Legenden an der Wall Street zu werden. Und das Geheimnis, das dieser Junge in den Fünfzigern aufgeschnappt hat, könnte auch Ihnen helfen, unglaubliche Portfolios mit Small-Cap Gewinnern aufzubauen. Wer war dieses Schläger schleppende Wunderkind? Peter Lynch natürlich, der sagenumwobene Manager des Magellan Fonds. Als Junge in den Fünfzigern erfuhr Lynch vom Investieren, als er als Caddy in einem Golfclub arbeitete. Er hörte die ganze Zeit den Geschäftsführern und Finanzgrößen zu, die während der Golfspiele über Aktiengeschäfte sprachen. Lynch schrieb sich heimlich die Namen der Aktien auf, über die er etwas hörte. Dann schlug er ihre Preise nach und fand heraus, daß die Preise Monate später gestiegen waren. Dieser Vorgang führte Lynch zehn Jahre später dazu, daß er eine Auswahltheorie entwickelte, die darauf basiert, Firmen auszuwählen, die "Sinn machen". Denn damals, vor der Erfindung der Computer, vor dem erbarmungslosen Konkurrenzkampf um jedes Viertel, vor dem halsbrecherischen weltweiten Wettbewerb – investierten die Leute, für die Lynch die Golfschläger schleppte, in Firmen der wenig glanzvollen Erzeugnisse für die Industrie und das tägliche Leben.

Im Alter von 33 Jahren, als er Magellan übernahm, war Lynch einer der jüngste Fondsmanager. Zu dieser Zeit hatte er einen Abschluß von der Wharton School of Business – der ihm einen Hintergrund gab, der ihm sowohl praktische als auch theoretische Strategien an die Hand gab, die großen Firmen zu finden, die Sinn machten. Für Lynch bedeutete "Sinn machen", daß er das Geld der Investoren von Magellan in Geschäfte steckte, die sich leicht verstehen ließen. Es bedeutete, daß er in Firmen investierte, die alltägliche Produkte herstellten. Und das hat sich wirklich ausgezahlt. Wenn man 1977, als Lynch den Fonds übernahm, 10.000 Dollar investiert hätte, dann hätte man 13 Jahre später, als er wieder ausstieg, 288.000 Dollar gehabt. Wie hat Lynch das geschafft? Seine Technik war, es einfach zu halten. So hat er beispielsweise in den Einzelhandel investiert, weil er davon was verstand – jeder braucht einen Laden, in dem er Kleider kauft, und er beobachtete das Verbraucherverhalten an den Einkaufstouren seiner Familie.

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Vorstandsschreck



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Alt 28-06-2005, 07:56   #2
vorstandsschreck
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.....Lynch erreichte große Erfolge, indem er in Firmen investierte, die er verstand und indem er sich von Firmen fernhielt, die der nicht verstand. Tatsächlich hat auch Warren Buffett zugegeben, daß er von der Tech-Manie der Achtziger die Finger gelassen hatte, weil er nichts von Computern und Technologien verstand. Und die einfache Vorschrift, von allem, was man nicht versteht, die Finger zu lassen, kann Sie eine Menge Geld sparen. Und nur in Dinge zu investieren, die man versteht, kann einen wirklich reich machen. Oft kamen Lynchs Ideen aus dem täglichen Leben und aus weltlichen Feststellungen. Während er Magellan leitete, war Lynch allen Ideen gegenüber offen und bereit, sie zu untersuchen oder tiefer zu graben, ganz egal, wo die Idee herkam. An einem Punkt war der Miederwarenhersteller Hanes der größte Besitz des Fonds, die Idee dazu kam von Lynchs Frau Carolyn. Carolyn kam eines Tages von den Lebensmitteleinkäufen mit ihrer neuesten Entdeckung zurück – einer Miederhose von Hanes. Sie liebte das Produkt und Lynch fing an zu forschen. Er stellte fest, daß Frauen im Schnitt öfter in Lebensmittelläden gehen, als in Kaufhäuser. Die besten Miederhosen wurden allerdings nur in Kaufhäusern verkauft. Hanes wiederum verkaufte Strumpfwaren auch in Lebensmittelläden. Lynch wußte, daß er einer Sache auf der Spur war. Er ist sogar losgegangen und hat die Produkte des Wettbewerbers, Kaiser-Roth, gekauft. Er verlangte von seinen Angestellten, daß sie beide Produkte testeten und ihm ihre Ergebnisse mitteilten. "Hanes ist besser", war die einhellige Meinung. Lynchs akribischer Versuch, Hanes und das Produkt zu verstehen, hat sich ganz gut ausgezahlt. Die Aktie erlebte einen Superanstieg und erbrachte 500prozentige Gewinne für das Portfolio und wurde schließlich von Sara Lee aufgekauft.

Wie viele Fondsmanager gehen tatsächlich in einen Laden und kaufen das Produkt der Firma, über die sie forschen, und probieren dann auch noch die Produkte der Wettbewerber aus. Diese grundlegende Untersuchung an der Basis unterscheidet Lynch von anderen Fondsmanagern. Der typische Fondsmanager wählt seine Aktien aufgrund von Stapeln von Jahresberichten, Aktientabellen, die über den Bildschirm flackern und den allgemeinen Medien aus. Man redet mit den Kollegen an der Wall Street über Anlageideen – mit Leuten, die die selben Berichte gelesen haben, die die selben Aktientabellen ansehen und die selben Zeitungen lesen. Lynch hingegen holt sich seine Anlageideen im Einkaufszentrum, auf der Straße, von seiner Tochter, am Mittagstisch oder sogar beim Friseur. Nur durch einen eigenen Friseurbesuch wurde er auf die Friseurkette "Supercuts" aufmerksam. Nachdem er in einem ihrer Salons war, sich ein bißchen umgesehen hatte, stellte er fest, daß ihm der Schnitt zwar nicht gefiel, wohl aber die Aktie. So hat er seine Liebe gerechtfertigt: "die Theorie hinter Supercuts ist, daß die Friseurindustrie mit 15 bis 40 Milliarden Dollar von unabhängigen Friseursalons beherrscht wird ... Friseure sind eine aussterbende Gattung. Haar wächst im Monat knapp einen Zentimeter. Das war die perfekte Gelegenheit für eine gut organisierte Franchisekette, einzusteigen." So einfach war das. Haare wachsen im Monat knapp einen Zentimeter, und es gab nicht genug Leute, die sie wieder abschnitten. Lynch hat im selben Jahr Supercuts an Barron's empfohlen. Regis Corp. hat die Firma schließlich gekauft.

Was Lynch einzigartig macht, ist die Tatsache, daß seine Anlageideen aus allen Lebensbereichen kommen. Einige seiner besten Ideen stammen direkt aus seiner Familie. Lynch verbrachte ein bißchen Zeit mit seinen drei jugendlichen Töchtern in einem Einkaufszentrum. Bei einem Einkaufsbummel von 13 Jahren schleppte ihn seine Tochter in den Body Shop – eine Firma, die Haut- und Haarpflegemittel herstellt und im Einzelhandel verkauft. Während sich das Mädchen an Kiwi Lip Balm, Bienenwachsmascara und Honig-Weizengesichtsmasken erfreute, entdeckte Lynch eine fabelhafte Anlageidee. "Der Body Shop war eines der überfülltesten Geschäfte im gesamten Einkaufszentrum", bemerkte er. Der Body Shop wurde von der britischen Hausfrau Anita Roddicks in ihrer Garage gegründet und "entwickelte sich aus seinen bescheidenen Anfängen ... schon bald in ein internationales Franchise-Netzwerk, das darauf basierte, alle möglichen Gemüse und Salate aufs Gesicht aufzutragen. Trotz zweier großer Schnitzer in den letzten sechs Jahre, haben sich die fünf Pence in 362 Pence verwandelt." bemerkt Lynch in seinem exzellenten Buch "Beating the
Street" (die Straße schlagen). Lynch war beeindruckt, weil die Firma einen Anstieg der Verkäufe in der gleichen Filiale meldete, trotz der Rezession. Er fand heraus, daß der Body Shop eine Preisnische gefunden hatte – seine Produkte waren teuer als die Supermarktprodukte, aber billiger als die aus den Kaufhäusern. Der Body Shop war wirklich profitable. Magellans Ankauf von 1989 bringt heute ungefähr 135 Prozent Gewinn.

Seine Strategie ist so einfach, daß sie auch dem einzelnen Investor zugute kommt. Tatsächlich kann der Small-Cap Anleger mit dieser Strategie echten Reibach machen – viele von Lynchs gewählten Akten fingen als Small-Caps an. Lynch selbst hat oft gesagt, daß der individuelle Investor in keinem Rahmen einen Vorteil gegenüber den großen Kapitalanlagefonds hat – Individuelle Investoren stehen nicht unter den gleichen Vorschriften, die Institutionen zu befolgen haben. Das heißt, daß die kleinen Anleger in Aktien investieren können, in die Institutionen nicht investieren können. Auch stehen Individuen nicht unter dem Druck, wie die Investmentbanken, für Aktien zu werben, die sie an die Öffentlichkeit gebracht haben. Lynch war Fan einer bestimmten Gruppe von Investoren im kleinen Rahmen – Siebenkläßler an der St. Agnes School in Massachusetts. Diese Schülergruppe hatte ein Modell eines Portfolios entwickelt, das ausschließlich aus Produkten bestand, die sie benutzten und verstanden, wie Walt Disney, Gap, Nike und Wal-Mart. Die Siebtklässler kauften das, was sie kannten. Deshalb haben sie auch Pentech International gekauft – eine Firma, die Filzstifte herstellt. Und dieses Beispielportfolio gewann zwischen 1990 und 1992 70 Prozent, während der S&P in der gleichen Zeit nur 26 Prozent hinzugewann. Und dieses Kaufen-was-man-kennt-Portfolio schlug 99 Prozent aller Kapitalanlagefonds während dieser Phase. Eine Gruppe von Schulkindern hat die Wall Street in ihrem eigenen Bereich geschlagen. Und das ist ihnen ganz einfach gelungen, indem sie Firmen ausgewählt haben, deren Produkte ihnen im Alltag begegnet waren. Das ist ein weiterer Beweis für Lynchs Theorie – kaufen Sie Aktien, die Sinn machen.


Sala Kanan ist Autor des kostenlosen Newsletters "Investor's Daily".
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