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Alt 11-04-2004, 11:50   #1
Goldfisch
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Die verrücktesten Aktien der Welt

Die verrücktesten Aktien der Welt (EuramS)
11. April 2004 9:59

Sie sind kreativ, gewitzt, manchmal ziemlich verrückt: Im Schatten der Großkonzerne tummeln sich viele skurrile Unternehmen an der Börse. EURO hat die Kurszettel nach den merkwürdigsten Aktien der Welt durchsucht. Einige der Unternehmen sind sogar eine attraktive Geldanlage.

von Sven Parplies

Zottelige Haare, grimmiger Blick. An den Oberarmen Muskeln in der Größe von Wassermelonen. Die meisten Menschen würden in Panik ausbrechen, wenn sie diesem Typen nachts auf der Straße begegneten. Dabei ist Paul Levesque ein Held. Unter seinem Künstlernamen Triple H prügelt der 130-Kilo-Koloss bei den Kämpfen des Wrestling-Weltverbandes seine Gegner aus dem Ring. "Ich bin so verdammt gut", brüllt Triple H nach jedem Sieg unter dem Jubel seiner Fans durch die Halle.

Wrestling. Das ist Action, das ist Show. Laut, grell und letztendlich harmlos. Die Schläge gehen meist ins Leere, die Würgegriffe sind nur angedeutet. Wie bei einer Fernsehserie inszenieren Drehbuchautoren bei jedem Kampf Handlung und Charaktere. Die Männer im Hintergrund bestimmen, wer geliebt und wer gehasst wird. Und natürlich auch den Sieger.

Was plump und primitiv klingen mag, begeistert in den USA die Massen. Knapp zwei Millionen Zuschauer besuchten im vergangenen Jahr die Live-Spektakel des Unterhaltungskonzerns World Wrestling Entainment. Rund 13 Millionen verfolgen die Kämpfe jede Woche im Fernsehen. "Wrestling hat eine treues Stammpublikum", sagt Kathleen Heaney, Analystin der New Yorker Maxim Group.Die Fans, meist Männer im Alter bis 35 Jahre, können nicht genug bekommen von den Muskelprotzen. Durch Eintrittskarten, Bezahlfernsehen, DVDs, Videos, Zeitschriften und diverse Fanartikel wird Amerikas verrücktestes Unterhaltungsimperium in diesem Jahr 350 Millionen Dollar umsetzen.

Auch an der Börse lässt die WWE die Muskeln spielen: Die Wrestling-Aktie legte binnen eines Jahres um 85 Prozent zu. Analysten sind überzeugt, dass noch reichlich Kraftreserven vorhanden sind. Denn die WWE verlässt sich bei ihren Geschäften nicht allein auf Bizeps und hohle Sprüche. Anfang des Jahres unterzeichnete Vorstands-Chefin Linda McMahon einen Vertrag mit Intec, einem Hersteller von Videospielen. Vorige Woche kündigte sie den Einstieg in das lukrative Video-on-demand-Geschäft an. Fans sollen gegen Bezahlung zu jedem beliebigen Zeitpunkt Aufzeichnungen der Kämpfe ansehen können.

Die größten Hoffnungen setzen Börsianer auf die internationale Expansion: 32 Showveranstaltungen wird die WWE im laufenden Geschäftsjahr außerhalb der USA austragen. Die Live-Kämpfe sind der Köder, um Kunden für alle anderen Produkte der Vermarktungskette zu gewinnen. Alte TV-Aufzeichnungen beispielsweise könnten ohne Mehrkosten im Ausland nochmals verkauft werden. "Die Hebelwirkung ist enorm", kalkuliert Analystin Heaney. Fünf Prozent mehr Zuschauer beim Pay-TV könnten den Unternehmensgewinn um über 20 Prozent steigern.

Aber auch das Risiko für die Aktionäre bleibt hoch: Wie bei einer Fernsehserie hängt der wirtschaftliche Erfolg an der Qualität der Drehbücher und der Ausstrahlung der Hauptdarsteller. Seit dem Höhepunkt im Jahr 2000 mit 2,5 Millionen Zuschauern bei den Live-Kämpfen sanken die Zuschauerzahlen der WWE kontinuierlich.Der Abwärtstrend scheint inzwischen gebrochen. Das zeigte Anfang März die "Wrestlemania", die inoffiziellen Weltmeisterschaft. Der New Yorker Madison Square Garden war mit 20000 Fans ausverkauft. Wichtiger noch: Die Zahl der Zuschauer im Bezahlfernsehen stieg im Vergleich zum Vorjahr um 25 Prozent auf rund 900 000 - und das bei einer kräftigen Einschaltgebühr von knapp 40 Dollar.

So viel Begeisterung lässt auch Börsianer nicht kalt. Analyst James Clement vom Investmenthaus Sidoti & Company sieht den fairen Wert der Aktie rund 25 Prozent über dem aktuellen Kurs. Zumindest für Anleger gibt es also keinen Grund, beim Anblick von Triple H in Panik auszubrechen.Mutige Anleger greifen zu. Vier Dollar des Aktienkurses sind durch die Barreserven der WWE gedeckt.

Schnüffel-Aktie: Der gute Riecher an der Börse

Parfüm, Waschmittel, Zahnpasta oder Tütensuppe - jedes Konsumprodukt hat heute seinen eigenen Duft. Und das nicht zufällig. Der Schweizer Chemiekonzern Givaudan beliefert die Industrie mit speziellen Duftstoffen, die die Attraktivität der Produkte steigern soll. Die Spürnasen von Givaudan reisen durch die ganze Welt und schnüffeln nach besonderen Gerüchen. Die werden dann mit einer speziellen Apparatur eingefangen. Im Labor werden sie analysiert, synthetisch nachgebildet und bei Bedarf mit anderen Düften gemischt. Zu den wichtigsten Kunden zählen Parfümhersteller. Für Calvin Klein entwickelt Givaudan den Duft des Parfüms "Obesession", für Yves Saint-Laurent die markante Note von "Opium".Zweites Standbein der ehemaligen Roche-Tochter sind Aromastoffe: Sie verstärken den Geschmack von Lebensmitteln, vor allem von Erfrischungsgetränken und Süßigkeiten. Wohl jeder hat, ohne es zu wissen, schon Givaudan-Produkte geschmeckt oder geschnüffelt. Der Weltmarkt für Duft- und Aromastoffe wird auf zwölf Milliarden Dollar geschätzt. Die Wachstumsraten liegen bei zwei bis drei Prozent jährlich. Givaudan wird auf Grund seiner starken Position als Marktführer weiterhin überdurchschnittlich zulegen.Der durch Umstrukturierungen verursachte Gewinneinbruch des vergangenen Jahres hat dem Aktienkurs kaum geschadet. Merrill Lynch prognostiziert Gewinnsteigerungen von zehn Prozent. Sorgen bereitet Börsianern der große Geschäftsanteil auf dem amerikanischen Markt - das macht das Unternehmen anfällig für Währungsrisiken.Solides Investment mit attraktiver Dividendenrendite. Aber relativ hoch bewertet.


Camping-Aktie:

Für Anleger nur ein SchattenplatzZu Hause ist es doch am schönsten. Immer mehr Deutsche verbringen laut Umfragen ihren Urlaub in der Heimat. Darauf setzt die Regenbogen AG, der einzige börsennotierte Campingplatz-betreiber der Republik.

Seit dem Börsengang im April 2002 strahlen die Anleger mit der Sonne um die Wette. Während der DAX 20 Prozent verlor, gewannen die Regenbogen-Papiere 25 Prozent. Dennoch fristet die Aktie ein Schattendasein. Nur drei Prozent der Aktien - rund 70 000 Stück - sind frei handelbar. Der Rest liegt bei den Alteigentümern. Schuld daran ist der verpatzte Börsengang: Statt der geplanten fünf Millionen Euro sammelte das Unternehmen nur 400000 ein. Das reichte nicht einmal, um das 684000 Euro teure Börsenprojekt zu finanzieren. Der Masse der Investoren war das Unternehmen einfach zu klein.Inzwischen hat Regenbogen sein Portfolio von zwei auf sechs Campingplätze erweitert. Fünf davon liegen an der Ostsee, einer im Münsterland. Der Umsatz stieg 2003 nach ersten Schätzungen auf über acht Millionen Euro. Vermutlich wird der Vorstand bald erneut versuchen, Aktien zu platzieren. Das dürfte den Kurs unter Druck setzen.

Das Unternehmen ist noch immer zu klein für die Börse. Die Aktie wird kaum gehandelt.

Bordell-Aktie: Ein Höhepunkt und sehr viel Frust

Ein Bordell an der Börse! Gleich in der ersten Handelswoche erlebte die Aktie des Daily Planet ihren Höhepunkt: Der Kurs stieg von 50 Cent auf 1,79 australische Dollar. "Natürlich geht der Preis hoch. Es geht um Sex, und jeder weiß, dass Sex ein kluges Investment ist", übte sich Heidi Fleiss, einst Chefin eines amerikanischen Callgirl-Rings, kurzerhand als Analystin.

Knapp ein Jahr später ist die freudige Erregung verflogen: Der Aktienkurs zeigt steil nach unten. Seit dem Höchststand hat Daily Planet 60 Prozent an Wert verloren. Für Finanzexperten keine Überraschung: Der Börsengang war vor allem ein Werbespektakel. Das weltweite Medienecho lockte viele Spaßanleger. Allein aus den USA gab es sieben Millionen Anfragen. Das große Interesse und das geringe Emissionsvolumen von umgerechnet 2,1 Millionen Euro garantierten ein kräftiges Kursplus zum Handelsstart.

Inzwischen aber zählen harte Fakten. Und da hat Daily Planet nicht viel zu bieten. Das Unternehmen, formal eine Immobiliengesellschaft, betreibt ein Bordell und ein Striplokal in Melbourne. Zwei Grundstücke für weitere Aktivitäten sind eingekauft. Die großen Pläne von Vorstands-Chef John Trimble ("Wir sind darauf aus, den weltgrößten Konzern für Erwachsenenunterhaltung aufzubauen) sind weiterhin reine Phantasie.

Auch der Bilanz fehlt der Sexappeal. Wichtigste Einnahmequelle des Daily Planet ist der "Hotelbetrieb". An den Dienstleistungen der Damen ist das Unternehmen nicht unmittelbar beteiligt. Im Halbjahr von Juli bis Dezember 2003 erwirtschaftete Daily Planet so einen Umsatz von 815000 Euro und einen Nettogewinn von knapp 56000 Euro. Bei einem Börsenwert von rund 3,6 Millionen Euro ist das Unternehmen damit viel zu hoch bewertet.

Institutionelle Anleger werden sich der "Puff-Aktie" auch in Zukunft verweigern: Neben der hohen Bewertung fürchten ernsthafte Investoren die unkalkulierbaren Geschäftsrisiken des Rotlichtmilieus.Die Puff-Aktie ist ein Spaßinvestment mit maximalem Risiko. Kaum Handel in Deutschland.


Grab-Aktie: Der Tod ist ein guter Geschäftspartner

Das Geschäftsmodell ist eigentlich todsicher: Jedes Jahr sterben in Großbritannien 600000 Menschen. 3000 Euro geben die Hinterbliebenen im Schnitt für einen Bestattung aus. "Es ist ein phantastisches Geschäft, es ist so vorhersehbar", meint Peter Hindley, Chef des britischen Bestatters Dignity. Seit einer Woche wird das Unternehmen an der Börse gehandelt.

Rund 113 Millionen Pfund hat Hindley bei Investoren eingesammelt. Mit dem Geld will er Altschulden begleichen und expandieren. Viele kleine Bestatter sollen bereits signalisiert haben, dass sie liebend gerne aufgekauft würden. Denn die Wirtschaftskrise macht auch vor dem Tod nicht Halt. Viele Angehörige achten auf die Preise und verzichten auf kostspielige Extras.

Das will Dignity nutzen. Durch den Größenvorteil will man attraktive Preise bieten und so den Marktanteil von derzeit zwölf Prozent ausbauen. Bewährt hat sich bereits der zentrale Telefonservice. Er hilft im Trauerfall bei allen wichtigen Fragen - von der Auswahl des Sarges bis hin zur richtigen Musik für die Beisetzung.

Große Hoffnungen setzt Dignity auch auf ein neues Finanzierungsmodell, das in Zusammenarbeit mit dem Versicherungsriesen AXA entwickelt wurde. Kunden können zu Lebzeiten in einen Fonds einzahlen, aus dem später die eigene Bestattung finanziert wird. So werden die Hinterbliebenen nicht mit den Kosten belastet. 160 000 Kunden haben bereits einen Sparplan unterschrieben.Die Geschäftszahlen von Dignity können sich sehen lassen: Der Vorsteuergewinn kletterte in drei Jahren von 20 auf 32 Millionen Pfund. Der Umsatz stieg um zehn Prozent auf 129 Millionen. Bestattungs-Profi Hindley verbreitete gute Laune: "Vielleicht gelingt es uns ja, den Aktienwert zu verdoppeln."Das Geschäftsmodell ist interessant. Wegen geringer Börsenumsätze nur streng limitiert ordern.
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"Es gibt tausende Möglichkeiten, sein Geld auszugeben, aber nur zwei, es zu erwerben: Entweder wir arbeiten für Geld oder das Geld arbeitet für uns."

Bernhard Baruch
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