Zurück   Traderboersenboard > Börse, Wirtschaft und Finanzen > Amerika, Asien

Antwort
 
Themen-Optionen Thema bewerten
Alt 04-09-2002, 12:29   #16
arpad
TBB Family
 
Benutzerbild von arpad
 
Registriert seit: Sep 2001
Beiträge: 6.800
Für Mittwoch, den 04. September 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
Boom! Bang! Boom! Mit einem Paukenschlag kamen die Bären gestern wieder aus ihren Höhlen heraus. Der Sell-Off in New York war signifikant und beeindruckend. Offizielles Argument für die Verkäufe waren die schlechten Wirtschaftsdaten. Der Einkaufsmanagerindex des Institute for Supply Management fiel im August auf 50,5 Punkte. Jeder Wert unter 50 signalisiert eine Kontraktion des produzierenden Gewerbes. Die Realität sah jedoch anders aus:

Der 11. September und der bevorstehende Krieg im Irak werfen ihre Schatten voraus. Der Kursdruck kam gestern im wesentlichen über den Terminmarkt, wo Fonds und Großinvestoren ihre Depots über Futureverkäufe abgesichert haben. Die Breite des Sell-Off ist ein klares Indiz dafür.

Positive Nachrichten wurden daher erneut nicht wahrgenommen:

Halbleiterumsätze sind weiter auf dem Vormarsch. Die Semiconductor Industry Association (SIA) gab gestern bekannt, daß die weltweit erwirtschafteten Umsätze der Branche im Juli um 8% gestiegen sind. Der erste Anstieg im Jahresvergleich seit Februar 2001. Getrieben wurde das Wachstum durch mehr Verkäufe bei elektronischen Geräten aus dem Endkundensektor, DVD-Playern, Videospielkonsolen und Digitalkameras. Da sich das Wachstum jedoch nicht auf die klassischen Bereiche Speicher und Prozessoren bezog, ist die Wahrnehmung des Wachstums bisher getrübt. So erreichte der Philadelphia Semiconductor Index, der Branchenbenchmark, im vergangenen Monat ein 4-Jahrestief und hat seit Jahresbeginn rund 43% an Wert verloren.

Abwärts geht es auch weiter bei IBM. Die Übernahme und vor allem die Integration der Beratungsgesellschaft von PriceWaterhouseCoopers wird IBM in der Praxis Probleme bereiten. Die Beratungstochter ist immerhin 30.000 Mann stark und muß mit der bereits vorhandenen Beratungsdivision Business Innovation Services, die über 50.000 Mitarbeiter verfügt, verschmolzen werden. Bereits gestern kündigte sich der erste Ärger an: 5% bzw. 4.000 Mitarbeiter aus der Beratung werden gehen müssen. Wo die Entlassungen stattfinden, wurde nicht veröffentlicht. IBM hatte die PriceWaterhouseCoopers Tochter am 30. Juli für 3,5 Mrd. Dollar in bar und Aktien gekauft.

Die Aktien von IBM gehen erwartungsgemäß auf Tauchgang. Allein am gestrigen Handelstag sanken die Notierungen um 3 Dollar auf 72 Dollar. Ich bestätige daher mein Kursziel noch einmal.

Die erneute Gewinnwarnung von Bellsouth hat auch Verizons Aktienkurs geschadet. Bellsouth fiel in der vergangenen Woche um knapp 8%, nachdem der Telefonkonzern seine Umsatz- und Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten senkte. Aufgrund der hohen Korrelation zwischen beiden Unternehmen ist solche Warnung zwangsläufig auch auf das operative Geschäft von Verizon zu übertragen. Langfristig drücken weiterhin die Schulden in Höhe von mehr als 61 Mrd. Dollar und die Möglichkeit, daß Vodafone mit der Zeit ihren Anteil an Verizon Wireless an Verizon zurückverkauft. Die Kursindikation ist daher weiter negativ.

Bertelsmann's Nachfolger Thielen schmeißt konsequent alle Middelhof Projekte über Bord. Nachdem Bertelsmann den europäischen Internetportalen und der amerikanischen Musiktauschbörse Napster die Unterstützung entzogen hatte, wird nun auch noch das Bücherportal BOL verramscht. Die Verhandlungen über eine Übernahme durch Amazon.com laufen noch, wenngleich Amazon.com voraussichtlich nicht zuschlagen wird, da zum einen die Überschneidungen im Kundenstamm unattraktiv hoch sein dürften und zum anderen die Verschuldung von Amazon.com große Sprünge nicht mehr zuläßt.


Quelle:FM Research
__________________
Schöne Grüße
arpad
arpad ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06-09-2002, 12:10   #17
arpad
TBB Family
 
Benutzerbild von arpad
 
Registriert seit: Sep 2001
Beiträge: 6.800
Für Freitag, den 6. September 2002

Sehr geehrte Damen und Herren!
an sechs der letzten sieben Handelstagen lag die Börse in New York nun unter Wasser. Wird es eine Wende in der kommenden Woche geben? Die Argumente für und gegen eine Erholung halten sich bisher noch die Waage. Gegen eine Erholung spricht zunächst, daß sich der Jahrestag des 11. September am Mittwoch jährt. Frühestens ab Donnerstag, vorausgesetzt, daß es zu keinem neuen Terrorakt kommt, könnte also der Optimismus wieder zurückkehren. Für eine technische Gegenreaktion spricht zum einen, daß der Markt sehr schnell sehr stark verkauft wurde und damit übertrieben hat, und zum anderen die Charttechnik des Dow Jones Industrial Average.

Wenn die Technik im Dow hält, ist der September gerettet. Der Benchmark dippte im gestrigen Handel exakt von oben auf den seit 1999 bestehenden Abwärtstrend, der gestern bei 8.229 Punkten verlief, und schloß darüber. Wird die Unterstützung in den kommenden Tagen bestätigt, wird sich der Dow im September wieder in Richtung 9.000 Punkte absetzen. Anderenfalls geht es noch einmal unter 8.000 Punkte. Die Nasdaq würde jeden der beiden Trends überproportional stark nachvollziehen.

Intel war gestern das bestimmende Thema an der Nasdaq. Die Aktien des Chipherstellers sind in den letzten Tagen erheblich unter Druck geraten und rutschten vorgestern und gestern deutlich unter die Marke von 16 Dollar. Im gestrigen Handel hatten wir sogar einen Schlußkurs von 15,11 Dollar erreicht. Abgesehen von der Angst vor dem Jahrestag des 11. September und einem möglichen Krieg im Irak sorgte vor allem die gestern nachbörslich abgehaltene Mid-Quarter Konferenz für Bedenken. Die im 3. Quartal so wichtige Back-to-School Periode konnte den erhofften Wachstumsimpuls für den PC-Markt bisher nicht generieren und drückte somit die Erwartungen.

Kurz gesagt: Intel hatte ursprünglich mit einem Umsatz für das laufende Quartal in einer weiten Spanne von 6,3 bis 6,9 Mrd. Dollar gerechnet. In der gestrigen Konferenz kappte Intel die Spanne und verringerte sie auf 6,3 bis 6,7 Mrd. Dollar. Das ist zwar negativ, aber nicht so dramatisch wie das eingepreiste Szenario, weswegen die Kurse im nachbörslichen Handel bis auf 15,85 Dollar anzogen. Damit liegt der Kurs zwar unter meiner Stop-Marke, aber ich werde den heutigen Handelstag noch abwarten, ob sich der Kursrutsch der letzten zwei Tage nicht als Bärenfalle herausstellt.

Tellabs warnte vor fallenden Umsätzen und kündigte umfangreiche Entlassungen an. Da der Umsatz im laufenden Quartal sequentiell (!) um 15% bis 25%, also auf 258 bis 293 Mio. Dollar, fallen soll, werden weitere 800 Mitarbeiter entlassen. Tellabs hatte in der Vergangenheit bereits 3.750 Arbeitsplätze gestrichen, aber zum letzten Quartalsbericht auch ankündigt, daß man die Kosten weiter rigoros anpassen werde, falls die Nachfrage weiter fällt. Meine Einschätzung hat sich daher zur Besprechung in Ausgabe 30/02 nicht geändert.

Die neue Strategie der Deutschen Telekom halte ich für einen großen Fehler! Das neue Management scheint nun auf Teufel komm raus die Fehler von Ron Sommer ausbügeln zu wollen. Den laufenden Beteiligungsausverkauf halte ich jedoch für einen Fehler. Dabei ist nicht der Verkauf der Beteiligungen problematisch, sondern der Preis. Die jüngsten Gerüchte, daß 10% von T-Mobile außerbörslich für 2 Mrd. Euro abgesetzt werden sollen, bringen mich regelrecht auf die Barrikaden. So einen wertvollen Unternehmensteil zu diesem Spottpreis zu verkaufen, würde schon hart an Anlegerbetrug grenzen, schließlich ist das Unternehmen nicht in einer existenzbedrohenden Situation, die Notverkäufe rechtfertigen würde. So nicht, meine Herren!


Quelle:FM Research
__________________
Schöne Grüße
arpad
arpad ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11-09-2002, 17:29   #18
arpad
TBB Family
 
Benutzerbild von arpad
 
Registriert seit: Sep 2001
Beiträge: 6.800
Für Mittwoch, den 11. September 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Techno-Bullen sind momentan nicht zu halten. Der Aufwärtstrend an der Nasdaq ist seit Freitag nicht mehr zu stoppen und konnte auch gestern durch die Zahlen von Nokia nur mild gedämpft werden.

Nokia kämpfte mit sinkenden Erlösen pro verkauftem Gerät. Die Finnen mußten die ursprüngliche Umsatzprognose von 7,2 bis 7,6 Mrd. Euro auf eine Spanne von 7,1 bis 7,4 Mrd. Euro verringern, während der Absatz jedoch wie erwartet ausfallen soll. Gleichzeitig wurde auch bestätigt, daß das Pro Forma Ergebnis, der Gewinn exklusive Goodwill Abschreibungen und außerordentlichen Aufwendungen, wie prognostiziert in einer Spanne von 0,15 bis 0,17 Euro pro Aktie und voraussichtlich auch am oberen Ende liegen wird. Vor einem Jahr hatte Nokia einen Umsatz von 7,05 Mrd. Euro und einen Pro Forma Gewinn von 0,16 Euro pro Aktie erzielt.

Der wunde Punkt lag erneut beim Netzwerksegment. Hier gab es den enttäuschenden Ausblick, daß die Umsätze im Jahresvergleich um 5% fallen und auf Pro Forma Ebene nur eine operative Marge von 5% erreichen werden. Ausschlaggebend war die sehr verhaltene Nachfrage der Netzwerkbetreiber, insbesondere nach GSM Technologie. Um diese negative Nachricht besser einschätzen zu können, ist es wichtig zu wissen, daß Nokia mit seinen Mobilfunkgeräten dominierende 80% des Umsatzes erwirtschaftet und das Netzwerksegment unter die restlichen 20% fällt. Zu den Details rund um die Finanzierung von Mobilcom und was für einen Gewinn nach Steuern Sie bei Nokia erwarten können, erfahren Sie mehr im kommenden Nasdaq Inside 38/02, der am kommenden Dienstag in Ihren Briefkästen liegen wird oder jetzt noch schnell unter der Hotline 0800 / 367 2000 kostenlos zur Probe angefordert werden kann.

Bei der Telekom geht es jetzt ans Eingemachte. Die Deutsche Telekom will die Investitionen noch im laufenden Jahr um 8 Mrd. Euro drücken. Alle Töchter wurden aufgefordert, ihre Investitionen in den Netzaufbau zu überprüfen, ob die Investitionen nicht um ein oder sogar zwei Jahre verschoben werden können. Uneins ist sich die Gerüchteküche allerdings über einen Rückzug der Telekom aus Osteuropa. Pauschal wurde dies aus Telekomkreisen dementiert, aber die russische MTS, mit fünf Millionen Kunden der größte Mobilfunkbetreiber in Osteuropa, soll nun offensichtlich doch verkauft werden. Man "prüfe" die Optionen, so die Telekom.

Die Einführung des Call-by-Call im Ortsnetz könnte der Telekom erheblich schaden. Zumindest in der aktuellen Form. Ausschlaggebend ist nicht, daß Wettbewerb eingeführt wird, sondern, daß der Markt per Gesetz zu ungunsten der Telekom verzerrt wäre, da die kleineren Anbieter nicht gezwungen wären, in Infrastruktur und deren Erhaltung zu investieren, sondern die Leitungen zu Billigstpreisen bei den Großen mieten dürfen. Das ist wirtschaftlich unsinnig und sollte in dieser Form nicht durch die Legislative kommen dürfen. Wer ins Ortsnetz will, soll auch investieren. Übrigens ist Call-by-Call im Ortsnetz bereits über zahlreiche Anbieter und deren 0190-0 Nummern möglich. In der Regel liegen die Preise bei einem Drittel bis einem Viertel (!) der Telekom-Preise.

Verizon Communications plant, die Schulden um 10% bis Jahresende zu reduzieren. Chief Executive Officer Ivan Seidenberg kündigte am Montag auf einer Morgan Stanley Konferenz in Miami an, daß die Nettoverschuldung bis Ende Juni auf 58,6 Mrd. Dollar gefallen sei und man bis Ende Dezember einen Stand von 57 Mrd. Dollar erreichen möchte. Das entspräche einer Reduzierung um 10% im Vergleich zum Jahresende 2001, als Verizon eine Nettoverschuldung von 63,3 Mrd. Dollar auswies. Das ist auch dringend nötig, denn das Unternehmen hatte zum ersten Mal in den letzten zwei Jahren einen Umsatzrückgang im vergangenen Quartal zu verzeichnen. Hohe Schulden, die Wachstum finanziert haben, und eine Umsatzkontraktion vertragen sich bekanntlich nicht.

AMD gelingt ein wichtiger Forschungserfolg. Dem Konkurrenten von Intel ist es gelungen, doppelt soviel Strom durch einen Prozessor zu schicken wie bisher. Das "Double Gate" System ermöglicht es Stromflußprobleme, die durch die Miniaturisierung entstehen, zu umgehen. Langfristig gesehen ist damit erneut die kontinuierliche Verdichtung der Prozessoren, und damit eine weitere Leistungssteigerung, gewährleistet. AMD spricht davon, die Zahl der Transistoren um den Faktor 10 auf gleicher Fläche erhöhen zu können. Der Erfolg ist durch eine Gemeinschaftsarbeit von AMD und der University of California at Berkeley entstanden, hat jedoch kurz- oder mittelfristig keinerlei Auswirkungen für das operative Geschäft von AMD. Eine Serienreife des neuen Systems wird erst innerhalb der kommenden 10 Jahre erwartet.


Quelle:FM Research
__________________
Schöne Grüße
arpad
arpad ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13-09-2002, 15:55   #19
arpad
TBB Family
 
Benutzerbild von arpad
 
Registriert seit: Sep 2001
Beiträge: 6.800
Für Freitag, den 13. September 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Märkte sind verunsichert. Die letzten zwei Handelstage waren alles andere als leicht zu verdauen und das geringe Handelsvolumen bestätigt auch, daß sich viele Adressen so weit wie möglich aus dem Geschehen zurückgehalten haben, da die negative Entwicklung zu sehr von externen Eindrücken gesteuert wurde. Die Trauerfeierlichkeiten am 11. September und die gestrigen Reden von Alan Greenspan und George W. Bush haben ihre Spuren am Markt hinterlassen, deren Wirkung aber nicht lange anhalten wird. Die Dominanz der Wirtschaftsdaten wird spätestens heute und in der kommenden Woche wieder zum Vorscheinen kommen und die Märkte synchronisieren.

Zu den einzelnen Ereignissen:

Die Entscheidung der FCC ist weitreichend und einschneidend für die gesamte US-Mobilfunkbranche. Die Federal Communications Commission hatte am Donnerstag bekanntgegeben, daß sie die größten Mobilfunkbetreiber von ihrer Verpflichtung, insgesamt bis zu 16 Mrd. Dollar für Mobilfunklizenzen zu zahlen, befreien wird. Profitieren werden von dieser Entscheidung insbesondere Vodafone und Verizon Communications, denen die Ratingagenturen, aufgrund der hohen Verschuldung des gemeinsamen Joint-Ventures Verizon Wireless und dem Risiko der FCC Entscheidungen, seit Mai im Nacken sitzen. Zudem steht Verizon Wireless noch die Auszahlung einer Rücklage bei der FCC in Höhe von 261 Mio. Dollar zu. Der Dritte im Bunde, der profitieren wird, ist AT&T Wireless.

Einen Rückschlag gab es allerdings bei AMD! Der Chiphersteller gab heute Nacht bekannt, daß man die Einführung der neuen Hammer-Technologie im Desktop-Bereich vom 4. Quartal 2002 auf das 1. Quartal 2003 verschieben wird. Die ersten Computer mit der neuen Chiptechnologie sollen sogar erst Ende des 1. Quartals oder im 2. Quartal auf den Markt kommen. Das ist ein gewaltiger Rückschlag für das Unternehmen und den Aktienkurs, denn wie Chief Executive Officer Hector Ruiz so schön in der Vergangenheit gesagt hat, hängt die Konkurrenzfähigkeit gegenüber Intel und damit die ganze Zukunft des Unternehmens an der Hammer-Technologie.

Rambus erzielte einen Teilerfolg beim Europäischen Patentamt. Die Behörde bestätigte die Rechtmäßigkeit der strittigen Speicher-Patente, allerdings nur in der Form, wie sie 1990 eingereicht wurden. Damit ist grundsätzlich dem Anspruch von Unternehmen wie Infineon, Hynix und Micron entgegengewirkt worden, die die Rechtmäßigkeit der Patente komplett in Frage gestellt haben. Rambus kündigte an, daß man vor Gericht auch die Rechtmäßigkeit der späteren Patente prüfen lassen will.

Die Tradingpositionen bleiben alle bis auf CNET bestehen. Die technischen Kaufsignale haben sich mittlerweile stark abgeschwächt und teilweise sogar wieder umgekehrt. Ich verkaufe die Position.


Quelle:FM Research
__________________
Schöne Grüße
arpad
arpad ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18-09-2002, 13:24   #20
arpad
TBB Family
 
Benutzerbild von arpad
 
Registriert seit: Sep 2001
Beiträge: 6.800
Für Mittwoch, den 18. September 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Börse zeigt sich schwach und unsicher im Vorfeld der Quartalszahlen. Allgemein herrscht die Befürchtung vor, daß in dieser und in der kommenden Woche noch eine Reihe von Gewinnwarnungen auf die Wall Street niederprasseln werden. Für den Anfang dieser Woche bestätigt sich das bereits, wie Sie weiter unten sehen werden. Kurzfristig, bis Anfang / Mitte Oktober, ist also keine echte Trendwende in Sicht.

Zu den Unternehmensmeldungen:

Amazon.com beginnt an Momentum zu verlieren. Ich befürchte, daß die grundsätzlich positive Stimmung für den Titel an sich nicht gegen den negativen Trend der Nasdaq laufen kann. Dementsprechend empfehle ich, die kurzfristigen Gewinne (~14%) mitzunehmen und die Position zu verkaufen.

Apple stößt auf erfreulich hohe Akzeptanz mit dem .Mac-Service. Apple hatte im Juli die ehemals kostenlosen Internetdienstleistungen unter dem Namen iTools in einen zahlungspflichtigen Teil umgewandelt. Die Zahlungspflicht wurde unter anderem mit einem (wirklich) verbesserten Angebot begründet. Dennoch bestand außerhalb des Unternehmens erheblicher Zweifel, ob der Service ankommen würde. Gestern meldete Apple jedoch, daß man den 100.000. Kunden begrüßen konnte, der sich noch die vergünstigte Jahresgebühr von 49,95 Dollar gesichert hat. Nach dem 30. September steigt die Jahresgebühr auf 99,95 Dollar.

Atmel warnt vor schwachem Umsatz. Der Halbleiterhersteller sieht den Umsatz im 3. Quartal um 3 bis 5% im Vergleich zum Vorquartal fallen. Das ist enttäuschend und unter den Erwartungen. Da half es auch wenig, daß das Management in Teilbereichen Wachstum für das kommende 4. Quartal versprach. Die Aussage erscheint unglaubwürdig, insbesondere da Atmel im weiteren Verlauf von einer anhaltend "herausfordernden Marktsituation" berichtete.

Nokia entläßt weitere 300 Mitarbeiter in der Netzwerksparte. Der weltweit größte Hersteller von "Handys" paßt seine kleine Netzwerksparte weiter der fallenden Nachfrage an. Insbesondere der Auftragsfluß von Seiten der öffentlichen Hand kommt immer stärker ins Stocken, was Nokia dazu bewogen hat, vor allem im Bereich Sprechfunk Stellen abzubauen. Die nun offiziell angekündigten Entlassungen sind jedoch keine Überraschung für Sie. Ich hatte bereits im aktuellen Brief NI 38/02 avisiert, daß in diesem Jahr mit außerordentlichen Aufwendungen für die Entlassung von bis zu 900 Mitarbeitern gerechnet werden muß. Insofern bleibt meine Empfehlung bestehen.

Auch McDonald's warnte vor dem laufenden Quartal. Die weltweit größte Fast-Food Kette verzeichnet in den USA und in Europa Umsätze, die klar unter den ursprünglichen Erwartungen geblieben sind. McDonald's senkte daher die Gewinnerwartung von 0,42 Dollar pro Aktie auf 0,38 Dollar für das laufende Quartal und auf 1,37 Dollar pro Aktie für das laufende Geschäftsjahr. Die Börse quittierte das erneut schlechte Abschneiden von Chief Executive Jack Greenberg mit einem starken Kursabschlag.

Oracle bleibt wie befürchtet schwach. Mit einem Umsatz im 1. Fiskalquartal 2003 von 2,03 Mrd. Dollar, ein Minus von knapp 11% im Vergleich zum Vorjahr, und einem Gewinn nach Steuern von 342,74 Mio. Dollar (-33%) bzw. 0,06 Dollar pro Aktie, kann Oracle niemanden an der Börse hinterm Ofen hervorlocken. Zudem nicht, da die Aktie bei 9 Dollar immer noch eine überdurchschnittliche Bewertung hat. Zu den Zahlen und der Bewertung sowie dem Ausblick im Detail mehr im neuen Nasdaq Inside 39/02, der am kommenden Dienstag erscheinen wird. Soviel aber bereits vorab: Die Aktie wird sich auf dem Niveau zwischen 9 und 10 Dollar nicht halten können.

Ich stelle alle Trading-Positionen glatt. Nachdem der Nasdaq 100 Index gestern den Durchbruch durch den Abwärtstrend dieses Jahres nicht geschafft hat, stelle ich alle Trading-Positionen glatt, da ich nun kurzfristig mit einem negativen Markttrend rechne, gegen den die Trading-Positionen ihre Stellung nicht werden verteidigen können.


Quelle:FM Research
__________________
Schöne Grüße
arpad
arpad ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20-09-2002, 11:02   #21
arpad
TBB Family
 
Benutzerbild von arpad
 
Registriert seit: Sep 2001
Beiträge: 6.800
Für Freitag, den 20. September 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
Angebotsüberhang! Dieses eine Wort ist aktuell der Schlüssel, um die Situation an der Börse zu verstehen. Die extremen Reaktionen, die wir z.B. in ganzen Märkten (DAX) oder Einzelunternehmen (EDS) beobachten, spiegeln nicht die Wirklichkeit wider. Die Tendenz der Reaktionen stimmt zwar, aber das Ausmaß ist extrem übertrieben. Die Heftigkeit der Kursausschläge ist nicht mehr und nicht weniger, als der Ausdruck für eine extreme Zurückhaltung auf der Nachfrageseite und eine extreme Exposition auf der Angebotsseite. Trifft beides aufeinander, kommt es zu den Verzerrungen, die wir gerade beobachten können.

Der Schaden, der dabei angerichtet wird, ist erheblich. Genau wie die spiegelbildliche Verzerrung nach oben, wie wir sie bis Ende März 2000 erlebt haben, wird auch die aktuelle Verzerrung der Realität nach unten dem Markt eher schaden als nützen und den Heilungsprozeß des Marktes verlängern. Das betrifft nicht nur die Technologiebranche. Wer vor zwei Jahren sein Geld in vermeintlich sichere Versicherungsunternehmen gesteckt hat, muß heute den Wert seiner Investitionen erheblich nach unten berichtigen.

Doch nun zu den Fakten und den jüngsten Unternehmensmeldungen:

Nokia sieht einen UMTS-Markt erst in zwei Jahren kommen. Zwar bringt der weltweit größte Hersteller von "Handys" in der kommenden Woche sein erstes UMTS-taugliches Gerät auf den Markt, verdarb sich aber gleichzeitig die Produkteinführung mit einem sehr pessimistischen Ausblick. Die hohen UMTS-Lizenzkosten, der starke Wettbewerb und die hohen staatlichen Anforderungen an den Netzausbau würden das Segment des High-Speed Internets immer stärker abwürgen, insbesondere in Zeiten, in denen bei allen Anbietern der Rotstift umgeht. Das nenne ich ungeschickt, wenn die linke Hand nicht weiß, was die rechte tut.

Apropos UMTS: Die gesamte Mobilfunkbranche ist stinksauer auf Kanzler Schröder. Da die Regierung in der Vergangenheit mit Vehemenz verhindert hat, daß die strikten Regulierungen rund um die Lizenzen gelockert werden, ist nun nicht einzusehen, daß Mobilcom als einziges Unternehmen eine Hilfe zukommt. Besonders die Vorstände von Sonera, Telefonica (Quam) und KPN (E-Plus) kochen, denn sie fühlen sich betrogen. Der Sprecher von KPN sagte wörtlich: "We're not amused about it".

Auf der SunNetwork 2002 Konferenz stellte Sun sein neues N1 Konzept vor. Sun's Vision für die Rechenzentren der kommenden Generation zielt im Kern auf eine weitere Anhebung des Automatisierungsgrades und die Verringerung der Komplexität in der Handhabung ab. Sun kündigte in diesem Zusammenhang die Erweiterung seiner Sparte für Speicherlösungen an. Durch die Akquisition der privaten Pirus Networks wird Sun sein Know-how im Bereich der offenen Systeme erweitern können. Die Akquisition soll bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Der Kaufpreis wurde nicht beziffert. Es wurde lediglich bekannt, daß der Deal durch einen Aktientausch bezahlt wird.

Ausstieg bei 3Com! Der weltweit drittgrößte Hersteller von Netzwerkausrüstung veröffentlichte ein enttäuschendes Quartalsergebnis und gab zudem einen negativen Ausblick für das kommende Quartal. Im 1. Fiskalquartal fiel der Umsatz um 22% auf 304,7 Mio. Dollar, während der Verlust nach Steuern auf 32 Mio. Dollar bzw. 0,09 Dollar pro Aktie stieg. Zum Ausblick komme ich im Detail im kommenden Nasdaq Inside 39/02, empfehle aber bereits vorab, die Position komplett glattzustellen.

Dafür Ausbau der Position bei California Amplifier! Die Umsätze im 2. Fiskalquartal 2003 stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 12% und im Vergleich zum Vorquartal um 22,5% auf 27,53 Mio. Dollar. Der Gewinn nach Steuern verbesserte sich im Vergleich zum Vorquartal von 1,47 Mio. Dollar bzw. 0,10 Dollar pro Aktie auf 1,82 Mio. Dollar bzw. 0,12 Dollar pro Aktie. Im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichnete California Amplifier allerdings einen Rückgang. Vor einem Jahr erwirtschaftete das Unternehmen noch einen Gewinn von 2,08 Mio. Dollar bzw. 0,15 Dollar pro Aktie. Auf die Details komme ich wie immer im neuen Nasdaq Inside zurück, rate aber bereits heute zum Ausbau der Position.


Quelle:FM Research
__________________
Schöne Grüße
arpad
arpad ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25-09-2002, 14:40   #22
arpad
TBB Family
 
Benutzerbild von arpad
 
Registriert seit: Sep 2001
Beiträge: 6.800
Für Mittwoch, den 25. September 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
die FED sorgte gestern für zwei Paukenschläge. Nicht, daß die Zinsen gesenkt wurden. Damit hatte trotz der vorhandenen Konjunkturprobleme niemand ernsthaft gerechnet. Um so größere Beachtung fand, daß die Entscheidung zum Beibehalten des Zinsniveaus das erste Mal seit vier Jahren zwei Gegenstimmen fand. FED-Gouverneur Edward Gramlich stimmte zusammen mit dem Chef der Dallas Federal Reserve Bank Robert McTeers für eine weitere Zinssenkung. Dies geschah mit dem Hinweis auf die schlechten Wirtschaftsdaten, während die anderen Mitglieder des Offenmarktausschusses das aktuelle Zinsniveau, das sich auf dem tiefsten Stand seit 41 Jahren befindet, als ausreichend ansahen, um der Konjunktur auf die Beine zu helfen. Doch zeigt die Entscheidung, daß hier noch nicht das letzte Wort gesprochen wurde. Viele Marktteilnehmer erwarten deshalb, daß es möglicherweise schon auf der nächsten Sitzung zu einem weiteren Schritt nach unten kommen könnte.

Der zweite Fakt, der den Börsianern auf den Magen schlug, war die Irakfrage. Zwar verklausulierte die FED ihre Meinung zu dem Thema wieder in der Formulierung, daß man größere geopolitische Risiken sehe. Doch unter dem Strich heißt das: Die Währungshüter sehen in einem Waffengang gegen den irakischen Diktator eine Gefahr für die amerikanischen Versuche, aus der wirtschaftlichen Talsohle herauszukommen. Wer die harte Haltung von Bush in dieser Frage kennt, kann durchaus darauf spekulieren, daß die FED zwar an der politischen Entscheidung nichts ändern kann, die Auswirkungen eines Krieges aber mit Zinssenkungen zu lindern versuchen würde.

Unabhängig vom Ausgang der Zinsentscheidung werden am Ende des Jahres einige Unternehmen Gespräche mit ihren Banken führen müssen. Sie wissen: Seit vergangenem Jahr werden reguläre Goodwill Abschreibungen nur einmal pro Jahr, nämlich im 4. Quartal des Geschäftsjahres, vorgenommen. Sind die Abschreibungen jedoch sehr umfangreich, könnte der Fall eintreten, daß die vertraglich gegenüber den Gläubigern vereinbarten Mindestbedingungen, was die Eigenkapitalquote angeht, nicht mehr eingehalten werden. Das hätte zur Konsequenz, daß zumindest in der Zukunft die Kreditkosten steigen, daß die Eigentümer mehr Sicherheiten hinterlegen müssen oder, im schlimmsten Fall, Kredite fristlos gekündigt werden. Potentielle Kandidaten sind z.B. AOL Time Warner und Corning, wobei letztere gestern sofort das oben beschriebene Szenario als "unwahrscheinlich" darstellten.

Zu den Unternehmensmeldungen:

AMD hat vorgestern mein Abstauberlimit von 6 Dollar erreicht. Ich habe entsprechend meine Position in der Dispoliste und im Musterdepot "Computer Hardware" verbilligt. Ausschlaggebend ist ausschließlich die extrem niedrige Bewertung des Unternehmens. Als Beispiel sei auf den Cash-Bestand verwiesen, der bei rund 3 Dollar pro Aktie liegt. Auch das Kurs/Umsatz-Verhältnis von 0,64 und das Kurs/Buch-Verhältnis von 0,58 indizieren die extrem überverkaufte Situation der Aktien. Sicher ist auf der anderen Seite allerdings auch, daß AMD im laufenden 3. Quartal nur knapp mehr als 600 Mio. Dollar Umsatz erreichen und einen deutlichen Verlust nach Steuern von 0,40 bis 0,50 Dollar pro Aktie ausweisen wird. Auch ist bereits heute bekannt, daß die Einführung des neuen Blockbuster, die von AMD entwickelte Hammer-Technologie, um ein Quartal verschoben wurde. Die langfristigen Perspektiven rechtfertigen jedoch ohne weiteres den Kauf.

Die Citigroup hat sich mit der Nasdaq-Vertretung geeinigt. Außergerichtlich wurde ein Vergleich erreicht, wonach die Citigroup-Tochter Salomon Smith Barney 5 Mio. Dollar an die NASD zahlt, damit diese wiederum keine Klage gegen die Citigroup und ihren Telekomanalysten Jack Grubman einreicht. Die NASD hatte behauptet, daß Grubman die Gefahren einer bevorstehenden Pleite von Winstar Communications nicht veröffentlicht hat, sondern im Gegenteil sogar den Kunden zum Kauf der Aktien riet.

Cor will die PIT GmbH in einem Aktientausch übernehmen. Nach Angaben des Unternehmens arbeitet die PIT GmbH, deren Gründer einer der ursprünglichen Softwareentwickler der COR-Life Software ist, bereits seit zwei Jahren eng mit Cor zusammen. Dabei ging es um Projekte mit engen Zeitvorgaben und hohen Qualitätsansprüchen. Die Übernahme, inklusive der 30 Mitarbeiter von PIT, geschieht durch Ausgabe von 345.000 neuen Aktien, die mindestens 12 Monate gehalten werden müssen. Auf Basis des gestrigen Kursniveaus von 1,50 Euro belaufen sich die Akquisitionskosten also auf knapp mehr als 500.000 Euro.

Dippt General Motors vor den Quartalszahlen unter die Marke von 40 Dollar? Gestern wurde aus inoffiziellen Quellen bekannt, daß die Übernahme der GM-Tochter Hughes Electronics durch EchoStar Communications vom Justizministerium abgelehnt werden wird. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Das fusionierte Unternehmen würde in den USA 90% der TV-Satelliten Angebote beherrschen. In ländlichen Gebieten, wo kein Kabelunternehmen Gewinne machen kann, wäre das Unternehmen der einzige Anbieter und könnte somit die Preise diktieren. Hughes und EchoStar haben hierzu angeboten, verbindliche Preisobergrenzen einzuführen, die sich am landesweiten Durchschnitt orientieren. Ein Platzen des Deals würde den GM Kurs belasten, denn Hughes ist defizitär und hat keinerlei Überschneidungen mit dem Kerngeschäft.

Sonera rechnet für Anfang November mit dem Abschluß der Fusion. Die schwedische Telia und die finnische Sonera würden damit zum größten Telekommunikationsanbieter in Skandinavien aufsteigen. Nach Aussagen und Berechnungen der Unternehmen soll die Fusion ab 2005 (!) eine Ersparnis von jährlich 300 Mio. Euro erreichen.


Quelle:FM Research
__________________
Schöne Grüße
arpad
arpad ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27-09-2002, 11:51   #23
arpad
TBB Family
 
Benutzerbild von arpad
 
Registriert seit: Sep 2001
Beiträge: 6.800
Für Freitag, den 27. September 2002

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Schließung des Neuen Marktes ist kurzsichtig und falsch! Die Deutsche Börse AG hat sich entschlossen, das Wachstumssegment bis spätestens Ende kommenden Jahres zu schließen. Die Entscheidung stieß in der Wirtschaftspresse und bei Fachleuten allgemein auf Zustimmung. Schlagendes Argument war, daß das Vertrauen der Anleger nicht wiederhergestellt werden könne und daher ein Schlußstrich gezogen werden müsse. Ich halte diese Denkweise für falsch, denn es wirft doch die Frage auf:

Wird es in Deutschland in Zukunft kein Wachstum mehr geben? Manche mögen nach dem Wahlausgang spötteln, daß die Frage nun mit "Ja" beantwortet werden müsse, aber ernsthaft betrachtet, wird es auch unter Rot-Grün Unternehmer geben, die neue Ideen umsetzen wollen und dafür Risikokapital benötigen. Das ist ein natürlicher Prozeß, den man nicht unterdrücken kann, wie z.B. bei Pflanzen, die doch regelmäßig durch den Asphalt brechen, auch wenn man sich noch so sehr Mühe gibt es zu verhindern.

Ohne eine entsprechende Plattform in der Öffentlichkeit bleiben Start-Ups jedoch unbeachtet. Der Fehler am Neuen Markt war schließlich nicht, daß junge Unternehmen sich der Öffentlichkeit vorstellen konnten und Investoren suchen durften, sondern daß die Investoren ein mangelndes Risikobewußtsein gezeigt haben. Das hört heute kaum jemand gerne, und die Presse stellt vor allem die Fehler und Betrügereien von Einzelunternehmen als Gesamtproblem des Börsensegmentes dar, aber es gehören immer zwei dazu: In diesem Fall ein Verkäufer und ein Käufer.

Die Wahrheit ist doch, daß die Kritiker der High-Tech Blase am Neuen Markt seinerzeit ausgelacht und abgetan wurden. Keiner wollte im Kaufrausch etwas über Überbewertungen hören. Spätestens, als Taxifahrer auf dem Weg zum Flughafen begannen, sich als Aktienexperten zu outen, war auch dem letzten klar, daß eine vernünftige Analyse der Chancen und Risiken nicht mehr vorgenommen wird.

Richtig ist, daß die Profis am Kapitalmarkt die Unerfahrenen und Frischlinge praktisch ausgenommen haben. Das ist ethisch verwerflich, wenngleich rechtlich völlig legal. Und, egal wie die Deutsche Börse ihre neuen Segmente auch nennen wird, die Profis werden auch in Zukunft versuchen, die Fehler der Anfänger auszunutzen. Deswegen ist eine Schließung des Neuen Marktes völlig sinnlos und hat langfristig den negativen Effekt, daß junge und innovative Deutsche, wie vor der Zeit des Neuen Marktes, ihre Unternehmen nicht hierzulande gründen werden, sondern in Amerika, um an der Nasdaq um Risikokapital zu werben. Armes Deutschland!

Zum Tagesgeschäft:

Nokia's Präsentation des neuen UMTS-"Handys" war sehr durchwachsen. In erster Linie entstand der Eindruck, daß das Unternehmen die komplexe Technik noch nicht 100%ig im Griff hat, obwohl bereits so viele Jahre in die Entwicklung geflossen sind. Konkret kommt es z.B. zu Gesprächsunterbrechungen, wenn der Wirkungsgrad eines UMTS-Netzes endet und das "Handy" sich automatisch in ein normales GSM-Netz einloggen muß. Aber auch das höhere Gewicht, die geringere Batteriezeit, die externe Antenne und viele andere unschöne Details versetzten den Beobachter wieder an den Anfang der 90er Jahre zurück.

Die Analysten störte insbesondere der niedrigere Preis. Die Geräte sollen 250 bis 750 Euro kosten, je nach Subventionsgrad des Mobilfunkanbieters. Das liegt auf einem vergleichbaren Niveau mit den aktuellen Kamerahandys, deren Technik jedoch in der Produktion deutlich weniger kostet. Last but not least ist sich Nokia immer noch etwas unsicher, wann die Serienfertigung denn nun anlaufen wird. Im schlechtesten Fall können die Geräte in Masse erst im Jahr 2004 produziert werden!

Hewlett-Packard sackt weiter ab! Mit der Begründung, daß die Nachfrage sich erneut deutlich schlechter entwickelt als ursprünglich erwartet, wird man die Zahl der fusionsbedingten Entlassungen von 15.000 Mitarbeitern um 1.800 auf 16.800 erhöhen. Das Management kündigte recht schwammig an, daß die Nachfrageschwäche noch weitere sechs bis 18 Monate anhalten wird.

Die Bilanz der Fusion und Integration von Compaq ist bisher sehr gemischt. Zum Ende des 3. Fiskalquartals, das am 31. Juli endete, legte HP einen Verlust nach Steuern von 2,03 Mrd. Dollar vor, wobei ein Großteil davon auf fusionsbedingte Restrukturierungskosten zurückzuführen sind. Die Zahl der Entlassungen erreichte zu diesem Zeitpunkt 4.740. Bis zum 31. Oktober, dem Ende des Geschäftsjahres, will HP die Zahl der durchgeführten Entlassungen auf 10.000 anheben.

Verizon Communications entledigt sich der Beteiligung an Telecom New Zealand. Die Tochter Bell Atlantic, die die Beteiligung in Höhe von 21,5% hält, wird die Beteiligungsgröße auf rund 1% zurückführen. In einem ersten Schritt werden dazu 370 Mio. Aktien bzw. 19,7% an Merrill Lynch veräußert. Merrill Lynch kauft auf eigene Rechnung und für Kunden. Ein Preis wurde bisher noch nicht genannt.


Quelle:FM Research
__________________
Schöne Grüße
arpad
arpad ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Es ist jetzt 09:30 Uhr.


Powered by vBulletin® Version 3.8.4 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.