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Alt 03-01-2006, 20:40   #391
Starlight
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Börsen-Raketen zu Neujahr

Traurig aber wahr: Der Handel am ersten Tag des neuen Jahres könnte den Jahresverlauf in der Tat vorwegnehmen. Die Wall Street ist voller Optimismus und Feuereifer gestartet, wurde aber schon am Vormittag von der düsteren Realität eingeholt. Gleiches könnte den amerikanischen Börsen in den nächsten Monaten in großem Stil drohen.

Wir fassen zusammen, was sich an diesem ersten Handelstag in 2006 bereits ereignet hat. Vor der Glocke hatten die Futures weit ins Grüne gezeigt und dem Dow ein Plus von mehr als 50 Punkten prophezeiht. Dazu kam es schon nicht, doch ging es für die Blue Chips dank einer Aufstufung für Johnson & Johnson immerhin nach oben.

Ein rosarotes Kursziel von 600 Dollar für Google machte Anleger ebenfalls glücklich. Fast könnte man meinen, die Neujahrsvorsätze der Analysten rankten sich allein darum, Optimismus in den Markt zu pumpen und Kurse steigten zu lassen.

Doch Optimismus allein reicht nicht aus. Schon früh verhagelten die Diskussionen um die Zukunft von General Motors die Stimmung, dann berichtete Wal-Mart über schwache Dezember-Umsätze und ein unerwartet schwacher ISM-Index drückte den Markt endgültig ins Minus. Dass das Produzierende Gewerbe nach drei starken Monaten plötzlich unter den Erwartungen zurückbleiben würde, hatten die Optimisten nicht erwartet.

Doch dürfte auf Jahressicht so manches passieren, was die dauer-bullischen Experten bisher nicht erkennen wollen. Da wären weiter steigende Zinsen – vor allem Hypotheken-Zinsen –, aber auch sinkende Hauspreise und weniger frivol vegebene Kredite. Diese drei Faktoren dürften den Verbraucher einknicken lassen. Denn der hat im gesamten letzten Jahr erneut weit mehr ausgegeben als verdient, was allein wegen der genannten Rahmenbedingungen möglich war.

Wenn damit aber Schluss ist und der Verbraucher schwächelt, dann dürfte es die Börse in 2006 wirklich schwer haben. Denn Corporate America, von vielen schon zu Jahresnebginn als der neue Messias verehrt, wird nicht viel ausgleichen können. Immerhin haben Verbraucher und Immobilienmarkt im vergangenen Jahr 75 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gestemmt – die Unternehmen kamen nur auf magere 11 Prozent.

Außerdem dürften die Unternehmen auf absehbare Zeit kaum mit Geld um sich werden. Der Volkswirtschaftsexperte Irwin Kellner von der New Yorker Hofstra-Universität rechnet damit, dass Corporate America vor allem in Technologie investieren wird. Das dürfte einerseits nicht etwa neue Jobs schaffen, sondern eher welche kosten, und nutzt andererseits auch dem BIP nichts – denn Hightech kommt größtenteils aus dem Ausland.

Wenn aber ein anhaltend schwacher Arbeitsmarkt, ein unter der Schuldenlast einbrechender Verbraucher und ein nachlassender Immobilienmarkt das neue Jahr beherrschen, dann ist jetzt schon klar, dass die frühen Gewinne am ersten Handelstag nicht mehr sind als verspätete Silvester-Raketen: Sie steigend zischend in die Höhe, ziehen einen spektakulären, bunten Schweif – und stürzen dann kalt und erloschen in die Nacht.

Na dann: Prost Neujahr!

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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Alt 04-01-2006, 20:43   #392
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Spekulationen treiben Apple und Google

Zwei Hightech-Raketen des abgelaufenen Jahres haben über Neujahr nichts von ihrem Schwung eingebüßt. Kaum hat 2006 begonnen, setzen die Papiere von Google und Apple ihren Siegeszug fort. Beide treibt ihr innovativer Geist an und die Tatsache, dass über neue Produkte lange im Vorfeld heiß spekuliert wird.

Bear Stearns lobt am Mittwochmorgen die grenzenlosen Möglichkeiten eines „Ökosystems Google“, und ist damit noch nicht einmal das erste Brokerhaus mit einer Aufstufung für die Suchmaschine im neuen Jahr. Bereits am allerersten Handelstag hatte Piper Jaffray dem Papier mit einer Erhöhung des Kursziels auf sagenhafte 600 Dollar zu einem Sprung um fast 5 Prozent verholfen. Die 550 Dollar, auf die Bear Stearns setzt, klingen da schon fast wieder halbherzig.

Doch immerhin: Google legt auch am Mittwoch wieder zu, das Jahr hätte besser nicht beginnen können. Das mag einerseits an neuen Online-Plänen und Konzepten im Zusammenhang mit Anzeigenumsätzen liegen, andererseits aber vor allem daran, dass über den Markteinstieg von Google im Hardware-Sektor spekuliert wird. Schon in dieser Woche, so hieß es in der Gerüchteküche, soll ein 200-Dollar-Computer ohne Windows-Software bei Wal-Mart in die Regale kommen. Ein solcher Schritt würde dem Innovationsgeist von Google die Krone aufsetzen, wenn es ihn denn gäbe – Google und Wal-Mart dementieren.

Kein Google-Computer also, doch das dämpft die Kauflust der Anleger nicht.

Auch bei Apple schlagen Investoren weiter zu, während über neue Produkte nur spekuliert wird. Eine Woche vor Beginn der Apple-Messe MacWorld überschlagen sich Experten und Blog-Schreiber mit Ideen. Um es vorwegzunehmen: Mit so sensationellen Innovationen wie dem Video-iPod oder dem Nano wird diesmal nicht gerechnet. Steve Jobs dürfte überwiegend Verbesserungen an bekannten Modellen präsentieren, beispielsweise einen größeren Bildschirm für das Videomodell.

Auch der iPod-Shuffle könnte mit einem Bildschirm ausgestattet werden, um Hörern künftig das laufende und das nächste Lied anzuzeigen. Eine höhere Speicherkapazität für das bisher auf ein Gigabyte beschränkte Gerät wird indes ausgeschlossen, damit nämlich liefe Apple Gefahr, die Nano-Käufe zu kannibalisieren. Der Nano-iPod hat Kapazitäten von zwei und vier Gigabyte.

Spannender wäre wiederum ein kabelloser Anschluss der iPods an den Computer zur bequemeren Datenübertragung. Ein iPod mit eingebautem Handy taucht ebenfalls in den Blogs auf. Allerdings gibt es bereits ein Handy mit eingebautem iPod, nämlich das ROKR von Motorola.

Im bezug auf Desktops und Laptops erwarten Apple-Fans die ersten Produkte mit Intel-Chips. Im letzten Jahr unterschrieben Jobs & Co. beim weltgrößten Chiphersteller und setzen IBM und Freescale Semi vor die Türe. Welche Auswirkungen das für Apple-Kunden hat, wird erst Jobs selbst erläutern können, wenn er in wenigen Tagen in San Francisco auf die Bühne geht.

Vorab dürften Investoren bei Laune bleiben. Denn nach ajhrelanger Beobachtung sind vor der MacWorld nur zwei Dinge klar: Zu seiner Präsentation wird Steve Jobs Jeans und einen schwarzen Rollkragen-Pulli tragen. Und was immer er vorstellt, es wird fantastisch sein, in der Aple-Community gefeiert werden und an der Börse für Nachkäufe sorgen.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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Alt 04-01-2006, 20:50   #393
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S&P-Analyse - Amerikanische Aktien
Zusammenbruch steht kurz bevor

Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst von S&P

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Alt 05-01-2006, 20:39   #394
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New York blickt nach Israel

Knapp über zehn Jahre ist es her, dass der damalige israelische Premierminister Jizchak Rabin ermordet wurde und der Friedensprozess im Nahen Osten in arge Gefahr geriet. Jetzt wiederholt sich die Geschichte. In einem sehr wahrscheinlichen Israel ohne Ariel Sharon ist der Frieden erneut in Gefahr. Das beunruhigt auch die Börse.

Während sich die Wall Street in bestem Neujahrsvertrauen weiter im Grünen hält und sich auch einigen Abstufungen tapfer widersetzt, fallen vor dem Hintergrund der Nachrichten aus Israel einige Papiere doch ab – die israelischen allen voran.

Während die Börse in Tel Aviv am Donnerstag gleich 6 Prozent verloren hat, ging es für die drei in New York notierten Aktien aus dem Gelobten Land ebenfalls bergab. Größter Verlierer unter den Israel-Aktien war die Supermarktkette Blue Square Israel Ltd. Mit einem Minus von 7 Prozent. Für das Unternehmen, das mit etwa 170 Läden in Israel direkt vom Verbraucher abhängig ist, stehen mit dem Friedensprozess auch sämtliche Umsatz- und Gewinnprognosen auf dem Spiel.

Weniger direkt betroffen sind der Pharmazeut Teva und der Software-Hersteller Check Point, doch ging es auch für die beiden Nasdaq-Papiere in den roten Bereich.

Druck aus Israel verspürte indes auch der Ölmarkt. Im frühen New Yorker Handel gab der Ölpreis zwar um einige Cent nach, das aber hing mit den unerwartet hohen Lagerbeständen zusammen und spiegelte nur die kurzfristige Stimmung wider. Langfristige Unsicherheit zeigt sich wohl eher in einem Preisanstieg über Nacht, der das schwarze Gold wieder deutlich über 63 Dollar pro Fass schob.

Die Rohstoff- und Aktienhändler an der Wall Street unterschätzen das Risiko nicht, dass mit dem verfrühten Ausscheiden von Sharon aus der israelischen Politik einhergeht. Dem Likud-Aussteiger und Kadima-Gründer dürfte unter Umständen kein Gleichgesinnter ins Amt folgen – keiner ist profiliert genug. Vielmehr dürfte der Rechtsaußen Netanjahu profitieren, der den versöhnlichen Kurs seiner Vorgänger Rabin und Sharon wohl stoppen dürfte. Seine Politik gegen die Palästinenser ist bekannt und gefürchtet, sie könnte die außenpolitischen Bemühungen nicht zuletzt der USA untergraben.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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Alt 05-01-2006, 20:50   #395
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Eher auf „Top-Aktien” setzen als auf Flops
Von Sam Stovall, Chef-Aktienstratege von S&P

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Alt 06-01-2006, 16:12   #396
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Tech-Aktien im Vegas-Fieber
von Tilo Barz

Börse und Glücksspiel sind manchmal nicht weit auseinander, aber dieser Tage schauen Investoren weltweit aus anderen Gründen nach Las Vegas: Auf der Consumer Electronics Show fallen Vorentscheidungen für künftige Kursbewegungen.


Die Messe für Unterhaltungselektronik ist der weltweit wichtigste Branchentreff, und so ist es kein Wunder, dass nahezu alle Konzernlenker persönlich erscheinen, um Neuheiten und Zukunftspläne zu präsentieren. Dabei stehen nicht mehr die Auftritte klassischer "Unterhaltungselektroniker" wie Sony oder Philips im Mittelpunkt. Der Siegeszug der Digitaltechnologie hat nämlich dazu geführt, dass die Medienwelt der Zukunft eine Computerwelt sein wird und demzufolge Intel, Microsoft & Co. die aus Börsensicht spannendsten Vegas-Schlagzeilen produzieren.



Apple in der Schmollecke
Die Ironie der Geschichte will es, dass ausgerechnet der Pionier der Medien-Digitalisierung nicht dabei ist. Denn der Apple-Konzern hat seine eigene Messe, die Mac World, und verzichtet bewusst auf das direkte Kräftemessen. Noch kann er sich das auch leisten – Apple genießt bei Fans und Analysten eine Sonderstellung, die der Aktie in den letzten zwölf Monaten rund 130 Prozent Kursgewinn beschert hat. Die große Frage ist, ob iPod-Manie und Mac-Kult auch in den nächsten Jahren die immer größer werdende Konkurrenz auf Abstand halten können. So hat Samsung schon vor geraumer Zeit angekündigt, in Asien die Rolle von Apple als Nadelöhr für den elektronischen Musikverkauf übernehmen zu wollen.

Bill Gates zieht alle Register
Der nächste Angriff zielt sogar mitten ins Herz der Apple-Dominanz: Mit einer neuen Musikplattform namens "URGE" hofft Erzrivale Microsoft, viele Nutzer der Apple-Musikplattform iTunes auf seine Seite ziehen zu können. Wie so oft in der Microsoft-Geschichte dürfte das weniger durch technische Überlegenheit als nur durch die Marktmacht und technische Kniffe möglich sein. Der Schlüssel sind die mit der "MediaCenter"-Software ausgestatteten PCs, mit denen sich Microsoft gern in jedem Wohnzimmer festsetzen würde. In Las Vegas präsentierte Konzerngründer Bill Gates ein weiteres Puzzleteil für diesen Plan, nämlich das neue Betriebssystem "Vista" zur Ablösung von Windows XP. Es soll viel sicherer und leichter zu bedienen sein – beides notwendige Bedingungen, damit die Verbraucher sich wirklich mit der Idee eines Media-PCs für Fernsehen, Musik und Video anfreunden können.

Die Microsoft-Aktie kann Erfolgsnachrichten gut gebrauchen. Denn nach wie vor schuldet der Konzern noch den Beweis, dass er die erodierenden Software-Monopolgewinne durch profitable neue Aktivitäten kompensieren kann. Die Spielkonsole X-Box hat das bisher nicht ansatzweise geschafft.

Intel - die wahre Spinne im Netz
Auch für den anderen PC-Dinosaurier, den Chip-Weltmarktführer Intel, brechen mit der digitalen Wohnzimmer-Revolution neue Zeiten an. Die Aktie scheint nach mehrjähriger Seitwärtsbewegung in einen neuen Aufwärtstrend einbiegen zu können, wobei die Nachrichten aus Las Vegas kräftig unterstützen.

Denn Intels Rechnung mit der neuen Unterhaltungselektronik-Plattform "Viiv" scheint aufzugehen. Wie schon beim Centrino-Mobilchip hat der Konzern hier Hardware, Software, Standards und Zertifizierungsangebote zu einem offenbar unwiderstehlichen Gesamtpaket gebündelt. Im Stundentakt werden nun neue Kooperationen mit Herstellern von Geräten, Komponenten und Inhalten verkündet - und alles, was Rang und Namen hat, setzt anscheinend auf "Viiv inside".

In Las Vegas machte zuletzt eine Kooperation mit Google Schlagzeilen: Die Videosuche des Unternehmens soll so in die Viiv-Plattform integriert werden, dass Nutzer sie automatisch zur Verfügung haben.

Google macht mobil
Google selbst wiederum trägt sich nach Medienberichten mit Plänen für einen Billig-Internet-PC ohne Windows. Während der Suchmaschinenbetreiber das noch dementiert, ist eine Kooperation mit Motorola schon hochoffiziell: Auf den Handys des derzeit vor Kraft strotzenden Herstellers werden künftig die Google-Dienste für mobile Internet-Anwendungen installiert sein. Die Aktie, jüngst von mehreren Analysten mit neuen, höheren Kurszielen ausgestattet, eilt derweil von einem Allzeithoch zum nächsten. Sollte es Google tatsächlich gelingen, mit der Politik der vielseitigen Kooperationen Microsoft das Wasser abzugraben, wären die aktuellen Kurse von über 450 Dollar noch nicht einmal hoch gegriffen.

Yahoo steht nicht nach
Dass auch der andere Internet-Highflyer Yahoo da nicht nachstehen will, ist klar – und eine Kooperation mit Motorola-Konkurrent Nokia ist unter den gegebenen Umständen mehr als naheliegend. Also werden zunächst Nokia-Handys mit Yahoos "Go Mobile"-Diensten versehen, weitere Hersteller sollen folgen. Auch die Yahoo-Aktie hat derzeit viele Freunde. Die alten Höchststände aus dem Jahr 2000 sind allerdings hier noch weit entfernt.

Das Internet-Duell soll heute in Las Vegas einen vorläufigen Höhepunkt erleben, wenn Google-Mitgründer Larry Page und Yahoo-Chef Terry Semel ihre Präsentationsfeuerwerke zünden. Weitere Kursausschläge sind also garantiert, und etwas Spielglück können Anleger dabei durchaus gebrauchen.

Quelle: ARD online
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Alt 06-01-2006, 20:46   #397
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Wal-Marts Fehlstart ins neue Jahr

Was für ein Jahresauftakt: Die Blue Chips arbeiten an ihrem vierten grünen Tag in Folge, Google hat schon dreimal das Kursziel erhöht bekommen, und selbst ein schwacher Arbeitsmarkt macht Laune, weil nun weitere Zinsanhebungen unwahrscheinlicher werden. Doch es gibt auch Verlierer zu Jahresbeginn, allen voran Wal-Mart.

Der weltgrößte Einzalhändler hat zum Jahresbeginn eigentlich nur schlechte Nachrichten zu vermelden. Da wäre einmal das Weihnachtsgeschäft, das mit einem Umsatzzuwachs von 2,2 Prozent ziemlich daneben ging. Da wäre die Quartalswarnung, die nicht zuletzt aus dem schwachen Weihnachtsgeschäft resultiert. Dass Wal-Mart für Q4 nur noch mit einem Profit am unteren Ende der Erwartungen rechnet und damit die Prognosen der Wall Street verfehlen wird, hat Anleger verscheucht.

Während die Blue Chips in diesem jungen Jahr vier grüne Handelstage am Stück feiert, stolperte Wal-Mart vier Tage in Folge durch den roten Bereich.

Am Freitag liegt das unter anderem daran, dass man schon wieder Leute vergrätzt hat. Zum einen die Analysten, denen das Management des Einzelhändlers in einer Telefonansage auf Band ziemlich misslungenen Humor präsentierte. Analysten können wöchentlich bei Wal-Mart anrufen, um in einer automatisierten Ansage die aktuellen Umsatzdaten zu hören. Die letzte Durchsage für 2005 fiel ungewohnt fröhlich aus: Wal-Mart hatte sich in einer Weihnachtslied-Persiflage über die eigenen schlechten Ergebnisse lustig gemacht.

„Anleger haben Gefühle“, erinnert der Analyst Christopher Atkins vom Brokerhaus Ogilvy. „Wenn es um ihr Geld geht, vergeht manchem ganz schnell das Lachen.“ In der Tat: Der stete Sturz der Aktie liefert den Beweis.

Doch auch Kunden gegenüber lag Wal-Mart mal wieder gründlich daneben. Wer auf der Website des Einzelhändlers Videos der Schoko-Komödie „Charlie and the Chocolate Factory“ oder vom „Planet der Affen“ bestellte, dem wurden ergänzend Videos mit afro-amerikanischen Themen empfohlen. Wer die Links derart unglücklich programmiert hat, weiß zur Zeit keiner, den Bürgerrechtlern in den USA ist es aber auch egal: Es droht ein neuer Boykott, und das ist ein neuer Hieb gegen die Aktie.

Umso schwerer wiegt der Affront gegen den Kunden als es nicht der einzige ist. Im Weihnachtsgeschäft warb Wal-Mart mit einem Billig-Laptop von Hewlett-Packard für unter 400 Dollar. Kunden standen lange an, um später jedoch zu erfahren, dass es pro Laden gerade einmal eine Handvoll Geräte gab. Aus Kauflust wurde Weihnachtsfrust.

Welche Vorsätze sich das Management für das neue Jahr gesetzt hat, macht Wal-Mart nicht öffentlich. Den Start auf jeden Fall hat man sich wohl besser vorgestellt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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Alt 10-01-2006, 12:05   #398
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Eine Verschnaufpause für den Bullen?
Von Mark Arbeter, technischer Chefanalyst bei S&P

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Alt 11-01-2006, 20:45   #399
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Yahoos und WaMulians

Die reichsten Amerikaner, die größten Konzerne, die besten Manager… amerikanische Wirtschaftsmagazine veröffentlichen fast monatlich Listen, gerne auch über die „reichsten toten Entertainer“ (Elvis) und die „reichsten erfundenen Charaktere“ (der Weihnachtsmann gewinnt deutlich vor Dagobert Duck). Die aktuelle Ausgabe von „Fortune“ ändert nun die Perspektive und präsentiert die 100 freundlichsten US-Unternehmen – aus Sicht der Angestellten.

Eines vorweg: Wal-Mart findet sich nirgends auf der Liste. Dafür rangiert ein anderer Einzelhändler ganz vorne. Auf Platz Zwei – und im letzten Jahr auf Platz Eins – steht die Supermarktkette Wegman’s. Neben großzügigen Gehalts-, Renten- und Versicherungspaketen zeichnet sich Wegman’s durch einen besonders angenehmen Umgang mit dem einzelnen Mitarbeiter aus. Das beginnt beim Eintritt in das Unternehmen: Neu eingestellte Vollzeitkräfte werden in die Zentrale im Bundesstaat New York geflogen. Das dortige Einführungsgespräch hält CEO Danny Wegman selbst.

Überhaupt scheint es eine Reihe Unternehmen zu geben, die neue Mitarbeiter ganz besonders freundlich willkommen heißen. Die Philosophie hinter all den Mühen: Je netter der neue Angestellte empfangen wird, desto einfacher fügt er sich ins Team ein. Und je besser sich der Neue zurechtfindet, so Edie Hunt von Goldman Sachs, desto eher trägt er zur Profitabilität des Unternehmens bei. Die Investmentbank begleitet neue Mitarbeiter ein ganzes Jahr lang mit hilfreichen Emails und Seminaren.

Das Konzept haben zahlreiche Unternehmen aus allen möglichen Branchen erkannt. Der Hausbauer Weekley Homes fliegt Neuankömmlinge in die Zentrale nach Dallas, Texas, wo sie von jubelnden Mitarbeitern begrüßt werden. In das Spalier vor der Eingangshalle reihen sich zahlreiche Top-Manager mit ein. Microsoft-Chef Bill Gates führt häufig höchstpersönlich durch die Fragestunde beim Willkommensempfang für seine neuen Programmierer und Verkäufer, und Cisco-CEO John Chambers lädt neue Mitarbeiter zu einem „Chat with Chambers“ ins Intranet ein.

Apropos „Mitarbeiter“. Die heißen längst nicht mehr so, und schon gar nicht „Angestellte“. Für manches Unternehmen klingt das nach hohen Hierarchien, die man doch so leicht überbrücken kann. Beim Lebensmittelriesen Whole Foods arbeiten „Team Members“, bei der Hotelkette Marriott „Gesellschafter“, bei Starbucks „Partner“. Bei Yahoo arbeiten „Yahoos“ und bei Washington Mutual trifft der Kunde auf glückliche „WaMulians“, was sich aus der branchenbekannten Abkürzung „WaMu“ ableitet.

Ein Wort allein scheint für manchen Mitarbeiter einen großen Unterschied zu machen. Für manchen anderen, für den Worte dann doch nur Schall und Rauch sind, mögen es andere Vorteile sein, die den ein oder anderen Arbeitgeber interessant machen. Bei der Investmentbank Robert Baird bekommen Neue einen Blumenstrauß nach Hause geschickt, beim Optik-Zulieferer VSP einen silbernen Bilderrahmen.

Bei Genentech wiederum gibt es Aktien. 95 Prozent der Mitarbeiter sind direkt an dem Biotech-Riesen beteiligt. Dass sich die Aktie in den vergangenen zwölf Monaten mehr als verdoppelt hat, trägt dazu bei, dass Genentech die Liste der freundlichen Unternehmen in diesem Jahr anführt.

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Alt 11-01-2006, 20:46   #400
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Naturkost und Wind-Energie

Aus steigenden Ölpreisen, immer mehr Hurrikans und zunehmender Sorge um eine globale Klimakrise ziehen verschiedene Menschen unterschiedliche Schlüsse. Ein amerikanischer Lebensmittelhändler geht einen revolutionären, neuen Weg.

US-Präsident George W. Bush beispielsweise setzt für Öl- und Chemieriesen noch mehr Umweltauflagen außer Kraft, um schnelleres Industriewachstum in einer Region anzufachen, die gerade von zwei verheerenden Wirbelstürmen heimgesucht worden ist.

Auch General Motors stemmt sich trotzig gegen alle Ideen zum Energiesparen. Statt sich den sprit-effizienten Autos der asiatischen Konkurrenz anzunähern, stellte man dieser Tage in Detroit den neuen Camaro vor, eine Spritschleuder im Stile der frühen Siebzigerjahre. Als hätte es seither keine Ölkrise gegeben, schluckt der „Muscle Car“ auch heute noch 14 Liter auf 100 Kilometer – doppelt so viel wie die neuen Modelle von Toyota, Honda & Co.

Doch es geht auch anders: Die Lebensmittelkette Whole Foods, die mit 160 Läden vor allem in amerikanischen Großstädten der Markführer für organische Lebensmittel und Naturprodukte ist, macht sich ab sofort ausschließlich von Windenergie abhängig. Das Unternehmen mit Sitz in Texas hat dem Windenergie-Erzeuger Boulder aus Colorade 480 Megawattstunden abgekauft.

Es ist der größte Einzelkauf von alternativer Energie in den USA, und Whole Foods deckt damit den gesamten Strombedarf für alle Läden, die Unternehmenszentrale und den Vertrieb ab. Whole Foods ist damit das erste Unternehmen in der erlesenen Gruppe der „Fortune 500“, dass komplett auf Windenergie umstellt.

Den gesamten Energieverbrauch des Konzerns alternativ zu decken, spart allein in diesem Jahr 350 000 Tonnen Kohlenmonoxid ein.

Der Energietransfer zwischen Boulder und Whole Foods besteht allerdings nur auf dem Papier. Da eine direkte Einspeisung der Energie aus den Windrädern in die Läden technisch nicht möglich, kauft Whole Foods Gutscheine über die gesamte Menge. Während das Unternehmen selbst weiter von herkömmlichen Energieerzeugern beliefert wird, speist Boulder die vereinbarte Menge in das lokale Netz um die jeweiligen Windräder ein.

Kunden von Whole Foods dürfte dieser Schritt zusagen. Denn auch in Amerika steigt das Umweltbewusstsein, wenn auch nicht auf breiter Front. Ein Blick auf die Whole-Food-Aktie beweist das. Deren Kurs ist in den letzten fünf Jahren von 10 auf 80 Dollar geklettert. Der Chart zeigt stetig nach oben, nicht einmal kurzzeitige Einbrüche sind zu erkennen.

Offensichtliche Schlussfolgerung: Dass Umweltschutz nur auf Kosten des Wachstums geht, wie US-Präsident Bush stets betont, stimmt nicht.

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Alt 19-01-2006, 20:33   #401
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"Truthiness"

Das Börsenjahr hatte so gut begonnen. Doch schon nach den ersten zwei Januar-Wochen ist die Stimmung im Eimer. Die Ertragssaison hat bislang nicht gebracht, was sich viele Anleger erhofft hatten. Im Gegenteil: Nackte Zahlen deuten darauf hin, dass die Börse in den letzten Wochen viel zu optimistisch gehandelt hat.

Zur Erinnerung: Der Aluminium-Riese Alcoa hatte als erstes Dow-Unternehmen Quartalszahlen gemeldet – und verfehlt. Am gleichen Tag warnten der Kupferhersteller Phelbs Dodge und der Industrie-Multi United Technologies. Nun haben auch die ersten Hightech-Werte enttäuscht: Intel und Yahoo meldeten schwächer als erwartet, bei IBM, eBay und sogar bei Apple enttäuschten die Aussichten.

Überraschend ist das alles nicht, außer für die Berufs-Optimisten an der Wall Street, die sich schon seit Monaten immer mehr ihrer ganz eigenen „Truthiness“ hingegeben haben.

„Truthiness“ ist in Amerika zum Wort des Jahres gewählt worden. Es ist ein Phantasiewort des Politsatirikers Stephen Colbert, der auf Comedy Central eine tägliche Late-Night-Show hat. Colbert definiert „Truthiness“ als eine Wahrheit, die auf subjektivem Empfinden und Wunschvorstellungen beruht. Damit ist „Truthiness“ eine gewagte Erweiterung der traditionellen Wahrheit, die auf Fakten beruht. Oder deren genaues Gegenteil.

Colbert prägte den Begriff natürlich mit Blick auf den amerikanischen Präsidenten. So gehört zu George W. Bushs „Truthiness“, dass Saddam Hussein irgendwie hinter den Terroranschlägen des 11. September 2001 steckte. Und dass seine Massenvernichtungswaffen eine Gefahr für die USA und den Rest der Welt darstellten. Und dass amerikanische Soldaten im Irak nach wie vor als Friedensbringer willkommen sind. Und dass ein globaler Klimawandel nicht existiert oder jedenfalls nichts mit Umweltverschmutzung durch Autos und Industrie zu tun hat.

Die „Truthiness“ an der Wall Street sieht ähnlich aus: Berufs-Optimisten wissen mit hundertprozentiger Sicherheit, dass der Arbeitsmarkt gar nicht schwach ist. Und dass der Immobilienmarkt nicht einbrechen wird. Und dass vor allem auf den Verbraucher auch in 2006 Verlass sein wird.

In diesen Tagen muss mancher darüber noch einmal nachdenken. Denn die Vorhersagen der Unternehmen stimmen mit der bisher vorherrschenden Meinung nicht überein. Warum fürchtet Apple, im laufenden Quartal weniger iPods zu verkaufen als erwartet? Weil der Verbraucher unter seiner Schuldenlast zusammenbricht und neue Hightech-Gadgets irgendwann nicht mehr erschwinglich findet. Auch der gelegentliche Einkaufsbummel bei eBay wird hin und wieder abgesagt werden. Unternehmen indes werden nicht so schnell und in so großen Stil ihre IT-Investitionen herauffahren, wie Chiphersteller und Netzwerker zu verstehen geben.

Angesichts der fundamentalen Aussichten für die US-Konjunktur hätte die Wall Street in den letzten Monaten nie und nimmer auf 11 000 Punkte klettern dürfen. Der unumstößliche Glaube der Anleger an ihre eigene Wahrheit hat Aktien dahin getrieben. Während jetzt immer mehr Zahlen gemeldet werden, wird es wieder abwärts gehen. Nicht jeden Tag, versteht sich. Denn die Masse macht den Markt. Und „Truthiness“ ist nicht zuletzt deshalb Wort des Jahres geworden, weil sich das Konzept immer mehr durchsetzt – in Washington und an der Wall Street.

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Alt 19-01-2006, 20:37   #402
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Quartalssaison
Hoffnungsschimmer an der Wall Street


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Alt 20-01-2006, 21:20   #403
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Bush sucht, Google wehrt sich

In der Euphorie nach Neujahr hat die Aktie von Google in wenigen Tagen um satte 15 Prozent zugelegt – und dann wieder abgegeben. Am Freitag handelt die Suchmaschine schon den dritten Tag in Folge recht deutlich im Minus. Schuld sind erste kritische Stimmen und ein aktueller Streit mit der Bush-Regierung.

Sich gegen Washington aufzulehnen hat noch keiner Aktie gut getan. Da ist Google keine Ausnahme. Dafür ist es aber wenigstens löblich, wie sich das Management der Suchmaschine der Zusammenarbeit mit der Regierung in einem höchst umstrittenen Projekt widersetzt.

Bush & Co. haben jüngst von Google verlangt, eine elektronische Datei herauszugeben, die sämtliche bei der Suchmaschine eingetippten Suchbegriffe auflisten würde. Man benötige die Daten im Kampf um Internet-Pornografie. Die Regierung will beweisen, dass Filter-Software keinen ausreichenden Schutz vor Sex-Seiten im Internet biete, und dass Kinder trotz entsprechender Computer-Einstellungen seitens der Eltern Gefahr liefen, auf Porno-Seiten zu stoßen.

Der Supreme Court als höchstes amerikanisches Gericht hat vor zwei Jahren beschlossen, dass Software einen ausreichenden Schutz biete. Daran zweifeln die Republikaner, die an einem Gesetz zum Schutz der Kinder arbeiten.

So weit, so gut. Dass die Regierung auf dem Weg zu dem Gesetz jedoch sämtliche Suchbegriffe der Amerikaner bei Suchmaschinen durchlesen will, geht Verbraucherschützern und Bürgerrechtlern zu weit. Auch dass die Anfrage jüngst eingeschränkt wurde und das Weiße Haus nur noch ein Dokument über sämtliche Anfragen einer einzigen Woche anfordert, macht die Situation nicht besser.

„Die Bedeutung von Suchmaschinen im Alltag wird immer größer. Viele User haben wohl mehr Kontakt zu Google und zu ähnlichen Seiten als zu ihrer eigenen Mutter“, meint der auf Datenschutz spezialisierte Rechtsanwalt Thomas Burke. „Die meisten Leute würden es wohl ablehnen, wenn die Regierung bei den Telefonaten mit der Mutter mithören wollte, und gegen den Einblick auf die Suchmaschinen würde man sich ebenso wehren.“

Google sieht das genauso. Selbst wenn man alle persönlichen Daten aus den Suchanfragen lösche, so ein Unternehmenssprecher, sehe man einen Betrug am Kunden, der sich seiner Privatsphäre beim Online-Surfen sicher wähnt. Man sieht das Firmenmotto in Gefahr: „Do no evil“, hatte Google gelobt, als das Unternehmen vor anderthalb Jahren an die Börse ging. „Tue nichts Böses.“

Zudem will das Unternehmen natürlich eigene Geheimnisse schützen. Ein Einblick in die Zahl und Art der Suchanfragen und dazugehörige Daten könnte der Regierung – und im schlimmsten Fall Konkurrenten – Details zur Google-Suche, zum Netz und zu der Anzahl und Art der Großrechner verraten.

Wie lange sich der Streit zwischen Google und Bush hinzieht, ist unklar. Die Regierung dürfte es aber schwer haben, ihre Daten-Forderung gegen Googles Widerstand durchzusetzen. In einem Prozess, auf den sich das Weiße Haus in seiner Untersuchung beruft, ist Google nicht beteiligt und kann folglich auch nicht beliebig vorgeladen werden.

Wenn Google standhaft bleibt, dürfte das dem Unternehmen einen gewaltigen Image-Gewinn einbringen – was angesichts des ohnehin exorbitant starken Images von Unternehmen und Aktie schwer ist. Für die Bush-Regierung wäre eine Niederlage gegen Google indes ein schwerer Schlag. Umso mehr, als Googles mangelnde Kooperation die Geschichte an die Öffentlichkeit brachte und das Weiße Haus nun erneut im Verdacht steht, regelwidrig in die Privatsphäre amerikanischer Bürger einzugreifen. Der letzte ähnliche Fall, als Bush seinen Nachrichtendienst ohne richterliche Erlaubnis Telefonate mithören ließ, ist in der Hauptstadt noch lange nicht ausgestanden.

Ärgern wird man sich im Bush-Camp wohl auch darüber, sich überhaupt an Google gewandt zu haben. Immerhin hat das Unternehmen den Ruf, sich der Regierung nicht ganz so willfährig zu beugen wie andere Firmen. In der Sache selbst hätte es wohl keinen Unterschied gemacht, ob analysierte Suchanfragen von Google oder von den Konkurrenten gestammt hätten. Mit denen hatte man keine Probleme: Yahoo und die Time-Warner-Tochter AOL haben dem Weißen Haus anstandslos alle angefragten Dokumente ausgehändigt.

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…und nun zum Sport

Nach der ersten Woche der Ertragssaison gehen die Meinungen an der Wall Street weit auseinander – wie immer. Einig sind sich die Experten eigentlich nur darüber, dass die enttäuschenden Zahlen vieler Blue Chips und anderer prominenter Werte die Stimmung gedrückt und unter anderem die Kursstürze vom Freitag verschuldet haben.

Von den ersten Dow-Unternehmen, die bisher gemeldet haben, kam tatsächlich kein einziges ohne schlechte Nachrichten aus. Bei GE stimmte der Gewinn, aber der Umsatz war schwach. Alcoa und Citigroup verfehlten komplett. JP Morgan leidet unter schwachem Aktienhandel. IBM kam mit starken Zahlen, aber einem schwachen Ausblick, ebenso wie Apple und Ebay außerhalb des Dow. Yahoo und Intel wiederum verfehlten die Schätzungen auf ganzer Linie.

So ein Überblick sieht nicht gut aus. Auch nicht, wenn die Statistiker darauf hinweisen, dass immerhin 60 Prozent der Unternehmen bisher die Erwartungen geschlagen haben. Wen kümmern schon ein kleiner T-Shirt-Laden oder die Lokalbank in Florida, wenn die Großen alle patzen.

Und überhaupt: Die Quote der Enttäuschungen steigt auch ein wenig. 24 Prozent der Unternehmen blieben bisher unter den Prognosen zurück. Kann es sein, dass die Prognosen zu optimistisch waren? Es sieht so aus. Die Analysten sind in das bereits vierte Jahr des Bullenmarktes mit dem gleichen Optimismus eingestiegen wie in das ertse und zweite. Und wenngleich die Unternehmen 2002 sämtliche Schätzungen bei weitem übertroffen haben, berechtigt das noch lange nicht zu grenzenloser Euphorie bis an den jüngsten Tag. Immerhin: 2002 und 2003 war das Gewinnwachstum in Corporate America nicht zuletzt deshalb so stark, weil ich die Vergleichsdaten des Vorjahres schwach waren und üppiges Wachstum erst zuließen.

Jetzt, langsam und einer nach dem anderen, senken die Analysten ihre Erwartungen für das angebrochene Jahr. Damit laufen die Experten dem Trend wieder einmal hinterher. Erneut zeigt sich, dass die meisten Analysen im Vorfeld nicht so sehr auf fundamentalen Nachfroschungen beruht haben, sondern auf Euphorie.

Und das kann langtfristig nicht hinhauen. Zwar ist optimistische Stimmung immer besser als pessimistische, und viel Optimismus kann die Wirtschaft auch antreiben und sozusagen zu einer sich selbst erfüllenden Prophezeihung werden. Aber es gibt eben doch auch eine Schattenseite: Die Gefahr von Enttäuschungen steigt.

Und nun zum Sport: Der US-Skifahrer Bode Miller wird in wenigen Wochen bei den Olympischen Spielen in Turin an den Start gehen, und könnte dort, laut dem Time-Magazin als erster „fünf Medaillen“ holen. Damit sind die Erwartungen gesetzt. Kommt Miller mit drei Mal Gold zurück, werden die Fans enttäuscht sein. Kommt er hingegen mit fünf Medaillen zurück, werden sie nicht begeistert sein. Immerhin hat Miller nur sein Soll erfüllt.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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Alt 26-01-2006, 18:53   #405
Starlight
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Bush kritisiert GM und Ford

In Detroit ist die Stimmung trübe. Die Automobilindustrie steckt in einer schweren Krise, allein in dieser Woche hat man etwa 35 000 Entlassungen bei Ford und DaimlerChrysler und einen Verlustvon 5 Milliarden Dollar bei GM gemendet. Und jetzt kommt auch noch Schelte aus Washington, wo man eigentlich Hilfe erwartet hatte.

Seit langem nämlich versuchen General Motors und Ford, die Milliardenlöcher in ihren Pensionskassen vom Steuerzahler auffüllen zu lassen. Und dank guter Beziehungen zu Bush & Co. war das gar kein allzu gewagter Gedanke. Zwar verhandeln die Unternehmen weiter mit der Gewerkschaft über Zugeständnisse von Mitarbeitern und Pensionären sowie eine künftige höhere Eigenbeteiligung an der Krankenversicherung, doch war die Notlösung Washington immer ein durchaus realistisches Szenario.

Nun die Absage. „Statt in Washington auf Hilfe zu hoffen, sollen die einfach bessere Autos bauen“, knurrt Präsident George W. Bush nach Informationen des Wall Street Journal. Das sind ganz neue Töne gegenüber der Industrie. Doch trifft Bush ausnahmsweise einmal den Nagel auf den Kopf. Kritische Experten sagen schon lange, dass ein Auto-Hersteller nicht nur wegen hoher Pensionsverpflichtungen in Schwierigkeiten sein kann, sondern immer auch weil er nicht genug Autos verkauft.

In den Sorgen um Renten und Versicherungen, Bilanzen und Entlassungen haben GM und Ford längst ihr Kerngeschäft vergessen. Aktuelle Umfragen vom Marktforscher J.D. Powers zeigen das. Das Institut führt seit Jahren Statistik über die Zuverlässigkeit aller möglichen Modelle und notiert, welcher Wagen in den ersten drei Jahren wie oft zur Reparatur muss.

Eines vorweg: Die Amerikaner haben sich in den letzten beiden Jahren gegenüber der japanischen Konkurrenz durchaus verbessert. Im Luxus-Segment, zum Beispiel, fahren die Detroit-Marken Lincoln, Cadillac und Buick nur knapp hinter Porsche und Lexus und haben die teuren Serien von Toyota ebenso abgehängt wie die Luxustöchter Infiniti von Nissan und Acura von Honda.

Unterhalb der Oberklasse sieht es weniger gut aus, da fahren GM und Ford im internationelen Vergleich nur im Mittelfeld mit.

Fast durchweg enttäuschend fallen allerdings Verbraucherumfragen aus, die J.D. Powers neben den Wartungsstatistiken führt. In der Meinung der Verbraucher kommen die amerikanischen Marken deutlich schlechter Weg als Toyota und Subaru, und selbst die technisch etwas abgeschlagene Markt Suzuki bekommt in vielen Kategorien besere Noten.

Die Diskrepanz beruht größtenteils darauf, dass Autofahrer längst andere Schwerpunkte setzen als die Unternehmen. Die bauen zwar sicherere Autos als früher, konzentrieren sich sonst aber eher auf Zubehör und bessere Ausstattung statt auf wesentliche Dinge wie den Motor. Der verbraucht bei GM und Ford noch immer mehr als bei den Asiaten, und in Zeiten hoher Benzinpreise ist das ein schlagendes Argument für oder gegen den Kauf eines Autos – das zeigt nicht zuletzt die unterdurchschnittliche Bewertung der GM-Luxuskiste Hummer, der übelsten Spritschleuder auf amerikanischen Straßen.

Laut einer aktuellen Statistik der US-Umweltministeriums EPA verbaucht der durchschnittliche Kleinwagen bei GM 7,6 Liter auf 100 Kilometer, bei Ford ganze 8,6 Liter. Das Vergleichsmodell kommt bei Toyota mit 6,6 Litern und bei Honda mit 6,2 Litern aus. In der Mittelklasse sieht es nicht anders aus, und erst bei Kleinbussen und SUV gleichen sich die Zahlen etwas an, immer noch mit einem Vorteil für die Asiaten.

Ein weiteres Problem für US-Wagen sind die zahlreichen Rückruf-Aktionen. Sorgfältiges Arbeiten und bessere Kontrollen bei Zulieferern hätten GM und Ford in den letzten Jahren hunderte Millionen Dollar gespart und das Image bewahrt. Das nämlich leidet auch unter einer Rückrufaktion, wenn nur ein kleines, noch so bedeutungsloses Plastikteil ausgetauscht werden muss. Ein Grund mehr für GM, sich bei den Verhandlungen mit dem wichtigsten Zulieferer Delphi auf das Wesentliche zu konzentrieren. Das dürfte jetzt aber auch leichter fallen, denn der verlockende Ausweg nach Washington scheint nun erst einmal blockiert zu sein.

Markus Koch © Wall Street Correspondents Inc
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